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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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bereits den Großteil des Jahres gekostet, und ich muss die liebe Phelia einfach sehen.«
    Jorey lehnte sich an die von Efeu berankte Wand. Mit verschränkten Armen und finsterem Gesicht sah er wie das Abbild seines Vaters aus.
    Barriath setzte sich neben sie und lachte. »Ich habe dich vermisst. Keine andere Frau würde die erste bewaffnete Auseinandersetzung in den Straßen von Camnipol seit fünf Generationen ein törichtes Gezanke nennen«, sagte er.
    »Mir tut es genauso leid wie jedem sonst, was dem armen Lord Faskellan geschehen ist«, entgegnete Clara scharf. »Aber ich verweigere euch, es irgendetwas anderes als töricht zu nennen.«
    »Frieden, Mutter, Frieden«, sagt Barriath. »Du hast natürlich ganz recht. Es ist nur so, dass niemand sonst es so formuliert.«
    »Ach, ich kann mir gar nicht vorstellen, weshalb nicht«, erwiderte Clara.
    »Weiß Vater, dass du Maas besuchen wirst?«, fragte Jorey.
    »Er weiß es, und ehe du anfängst: Ich werde die ganze Zeit unter Bewachung stehen, also belästige mich bitte nicht mit ungeheuerlichen Geschichten von Lord Maas und all den schrecklichen Dingen, die er mir gern antun würde.«
    Ihre beiden Jungen wechselten einen Blick.
    »Mutter«, begann Jorey, und sie schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Sie wandte sich betont ihrem Ältesten zu.
    »Ich nehme an, du hast Urlaub von der Flotte genommen, Barriath, mein Lieber. Wie geht es dem armen Lord Skestinin und der angemalten Spitzmaus, die er in einem Anfall schlechter Urteilskraft geheiratet hat?«
    Die Straßen der Stadt waren voll und geschäftig. Kutschenräder ratterten über Pflastersteine. Auf dem Markt verkauften Metzger Fleisch und Bäcker Brot. Kleinkriminelle schaufelten Kot aus den Gassen und vom Gehweg, von Schwertkämpfern bewacht, die die Farben des Königs trugen, wenn auch nicht exakt seine Tracht. Die Kirschbäume, die die Straßen säumten, präsentierten grüne Früchte mit Anflügen von Rot. Arbeiter hingen über dem Spalt, um genau jene Brücken zu reparieren und zu überprüfen, an denen sie festgezurrt waren. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass eine Stadt wirken konnte wie in besseren Zeiten und trotzdem unter dem Gewicht der Angst vornübergebeugt war. Sie hatte sich geirrt.
    Es zeigte sich in den Kleinigkeiten: in Händlern, die zu schnell lachten, in Auseinandersetzungen über Privilegien und das Vorfahrtsrecht und in der steinernen Miene, die jedem in der Stadt eigen zu sein schien, wenn niemand hinsah. Selbst die Pferde rochen etwas; ihre riesigen, feuchten Augen waren ein bisschen zu groß und ihr Gang beinahe schreckhaft.
    Sie hatte sich entschieden, eine kleine Sänfte zu nehmen, die an den Seiten offen war, mit vier Trägern und Vincen Coe, der nebenherlief. Etwas war mit dem Auge des armen Mannes passiert, kurz bevor sie Osterlingbrachen verlassen hatten, und die Prellung hatte angefangen, gelb und grün zu leuchten. Er trug verstärktes Leder, das mit Stahl beschlagen war, und sowohl Schwert als auch Dolch. Es war mehr, als ein Jäger zur Schau stellen würde, und durch die frische Verletzung wirkte er durchaus wie ein Schläger.
    Das Anwesen von Feldin Maas teilte sich einen Privathof mit Haus Issandrian. Beide Tore waren aus dem gleichen prunkhaften Schmiedeeisen, die Häuser selbst in solch üppigem Überfluss bemalt und verziert, dass sie wie von einem wahnsinnig gewordenen Konditormeister ersonnen schienen. Curtin Issandrian war natürlich im Exil, genauso wie ihr Dawson, und er hatte seine ganze Familie und die Diener mitgenommen. Ihr Onkel Mylus hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen, als er jung gewesen war, und sein Leben lang war eine Gesichtshälfte schlaff und leer geblieben. Dieser Hof erinnerte Clara an ihn, Betriebsamkeit und Hektik auf der linken Seite und auf der rechten leer wie der Tod.
    Phelia stand oben auf den Eingangsstufen. Ihr Kleid war aus purpurfarbenem Samt mit Silberfaden an den Ärmeln und am Kragen. Es hätte schön an ihr aussehen sollen. Clara reichte ihren Schal dem Diener und ging hinauf zu Phelia. Ihre Kusine nahm sie bei den Händen und lächelte verkniffen.
    »Oh, Clara«, rief Phelia. »Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich dich vermisst habe. Das war ein ganz schreckliches Jahr. Bitte komm herein.«
    Clara nickte dem Türsklaven zu. Es war nicht die Dartinae, an die sie gewohnt war, sondern ein ernst dreinblickender Jasuru. Er erwiderte das Nicken nicht. Sie trat in die relativ kühle vordere Eingangshalle der

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