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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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den Eimer zu ihm hinauf. Geder nahm ihn mit beiden Händen, trank langsam. Das Wasser war kühl und schmeckte nach Stein und Metall. Er reichte ihn zurück, und Basrahip hielt ihn einen Augenblick über die Schwärze hinaus, ehe er ihn fallen ließ. Das Seil schlitterte über den Boden, während er nach unten rauschte. Das Aufspritzen war lauter, als Geder erwartet hatte.
    »Ihr könnt mir vertrauen«, wiederholte der Hohepriester.
    »Ich weiß«, sagte Geder.
    »Ihr könnt es mir sagen. Nichts Böses wird daraus erwachsen.«
    »Euch was sagen? Ich meine, ich bin nicht sicher, wovon Ihr sprecht.«
    »Doch, das seid Ihr«, sagte der Mann und machte sich auf den Weg zurück zum Tempel. Geder trabte ihm nach, um mit ihm mitzuhalten. »Weshalb seid Ihr gekommen, um nach dem Sinir Kushku zu suchen?«
    »Ihr meint …«
    »Im Laufe der Zeitalter haben uns hier andere Menschen gefunden. Sind über uns gestolpert. Ihr seid als Suchender gekommen. Was war es, das Euch hergeführt hat?«
    Zwei der jüngeren Priester kamen an ihnen vorüber, auf dem Weg zum Brunnen. Geder ließ seine Knöchel knacken und runzelte die Stirn. Er versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was ihn hatte beginnen lassen. Wann war das erste Mal gewesen, dass er von der Legende gehört hatte? Aber vielleicht spielte das an sich keine Rolle.
    »Überall, wo ich mich hinwende«, sagte er, und die Worte kamen langsam, »scheint es, dass die Dinge Lügen sind. Ich weiß nicht, wer meine Freunde sind, nicht wirklich. Ich weiß nicht, wer mir Vanai gegeben hat. Oder wer in Camnipol meinen Tod wollen würde. Alles bei Hof wirkt wie ein Spiel, und ich bin der Einzige, der die Regeln nicht kennt.«
    »Ihr seid kein Mann der Täuschung.«
    »Doch. Das bin ich. Das war ich. Ich habe gelogen und Dinge verborgen. Ich weiß, wie einfach es ist.«
    Basrahip hielt an, um sich gegen einen Felsen zu lehnen. Das breite Gesicht war unbewegt. Beinahe feierlich.
    Geder verschränkte die Arme. Wut regte sich in seiner Brust und wärmte ihn. »Ich bin eine Figur in jedermanns Spiel gewesen«, sagte er. »Mein ganzes Leben lang bin ich derjenige gewesen, den sie hereingelegt haben, damit er sich auf angesägte Bretter über dem Scheißloch setzt. Ich bin derjenige, den sie ausgelacht haben. Sie haben mein Buch verbrannt. Alan Klin hat mein Buch verbrannt.«
    »Das hat Euch hergeführt?«
    »Ja. Nein. Ich meine, als ich ein Junge war, habe ich mir Geschichten ausgedacht wie in den alten Geschichtsbüchern. In denen ich eine Armee in eine verloren geglaubte Schlacht geführt und gewonnen habe. Oder die Königin gerettet. Oder in die Unterwelt gegangen bin und meine Mutter von den Toten zurückgeholt habe. Und jedes Mal, wenn ich in die Welt hinausgegangen bin, hat sie mich enttäuscht. Wisst Ihr, wie das ist?«
    »Ja«, sagte der Hohepriester. »Ihr seid nicht hergekommen, um ein Traktat zu schreiben, Lord Geder. Ihr seid hergekommen, um uns zu finden. Um mich zu finden.«
    Geder spürte, wie sein Mund sich zu einer grimmigen, harten Grimasse verzog. »Ja«, sagte er. »Weil ich die Wahrheit kennen will. Weil ich es leid bin. All die Lügen und Täuschungen und Spiele, die jeder um mich herum spielt? Ich will der eine Mann sein, der sie entzweischlagen und die Wahrheit finden kann. Und so habe ich vom Ende allen Zweifels erfahren.«
    »Wäre das Wissen allein genug? Würde es Euch Frieden bringen?«
    »Ja, das würde es«, antwortete Geder.
    Basrahip hielt inne, horchte. Eine Fliege summte um sie herum, landete auf dem breiten Schädel des hünenhaften Mannes, um seinen Schweiß zu trinken, und flog wieder fort.
    »Das würde es nicht«, sagte Basrahip. »Das ist es nicht, was Ihr wollt. Aber Ihr kommt näher, Lord Geder. Viel näher.«
    »Ich habe sie reden hören«, flüsterte einer seiner Diener. »Sie werden uns alle im Schlaf ermorden.«
    Geder saß in der Dunkelheit seiner Zelle. Das Geflüster sollte leise genug sein, dass er es überhörte. Wenn er hinten auf seiner Schlafstatt gewesen wäre, hätte er es auch überhört. Stattdessen war er herausgeschlüpft und auf leisen Sohlen über den dunklen Boden getappt. Sein Rücken war an der Wand neben dem Eingang, seine Diener keine sieben Fuß entfernt.
    »Hört auf, Scheiße zu reden«, sagte sein Knappe. »Ihr macht Euch nur selbst Angst.«
    »Ich nicht«, ereiferte sich die erste Stimme, diesmal höher und angespannter. »Glaubst du, sie wollen, dass Leute wissen, wo sie sind? Glaubst du, sie sind am Arsch der Welt, weil sie

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