Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Gesellschaft wollen?«
Eine dritte Stimme sagte etwas, aber er konnte die Worte nicht verstehen.
»Sollen sie ruhig«, meinte die erste Stimme. »Nach allem, was ich gehört habe, hat er Vanai einfach niedergebrannt, nur weil er es konnte, und hat dabei gelacht.«
»Sprich nur weiter so über seine Lordschaft, und es werden nicht diese Sandaffen in Priesterroben sein, die dich töten«, sagte die Stimme seines Knappen. »Ich nehme es mit hundert falschen Göttern auf, ehe ich ihm querkomme.«
Geder erwartete, sich verletzt zu fühlen, aber der Schmerz kam nicht. Oder der Zorn. Er bewegte sich ohne den geringsten Versuch, leise zu sein. Er hörte die Stille der Diener vor seiner Tür, aber er kümmerte sich nicht um sie. Nicht um das, was sie dachten, nicht um das, was sie waren, nicht, ob sie lebten. Er suchte seine Tunika und ein paar Beinlinge und zog sie in der Dunkelheit an. Er scherte sich nicht darum, alle Schlingen festzuziehen. Dem Anstand war Genüge getan, und das war ausreichend. Basrahip würde es nicht stören.
Als er hinaus in die von Sternen erhellte Dunkelheit trat, gaben seine Diener vor zu schlafen. Er stieg über sie hinweg, ging den schmalen Pfad am Berg entlang; die Erde kühlte seine Füße, und die Steine stachen ihn. In der ersten Zelle, in der er einen schlafenden Mönch vorfand, rüttelte er den Mann wach.
»Bringt mich zu Basrahip«, sagte er.
Der Hohepriester schlief tiefer im Tempel. Seine Räume waren dunkel, die Pritsche, auf der er schlief, kaum groß genug, um ihn unterzubringen. Der Mönch, den Geder geholt hatte, stellte seine Kerze ab und ging mit einer Verbeugung rückwärts aus dem Raum. Basrahip stemmte ein riesiges Bein unter sich und setzte sich auf. Er schien vollkommen wach zu sein.
Geder räusperte sich. »Ich habe nachgedacht. Darüber, was Ihr gefragt habt. Ich will über den Hof herrschen. Ich will, dass die Menschen, die mich benutzt haben, leiden«, sagte er. »Ich will, dass sie mich um Vergebung anflehen. Ich will, dass sie erniedrigt werden, damit die Welt auf sie zeigen und sie bemitleiden und über sie lachen kann.«
Der Hohepriester regte sich nicht, und dann, ganz langsam, grinste er. Er hob einen großen Finger und deutete damit auf Geder. »Ja. Ja, das ist es, was Ihr wollt. Und sagt mir, mein Freund. Mein Bruder. Wäre das genug?«
»Es würde für den Anfang reichen.«
Der Hohepriester warf den Kopf zurück und heulte vor Lachen. Als er grinste, leuchteten seine Zähne weiß wie Elfenbein im Kerzenlicht. Er stand auf, um sich in seine Decke einzuwickeln, und Geder stellte fest, dass auch er grinste. Die Worte auszusprechen, sie verstanden zu wissen, war, als würde man ihm einen Stein von der Brust nehmen.
»Ich habe gehofft, Lord Geder«, sagte der Hohepriester. »Von dem Augenblick an, als ich Euch gesehen habe – einen geehrten Mann aus einem großen Königreich –, habe ich gehofft, dass dies die Zeit ist. Dass Ihr das Zeichen sein möget, das die Göttin geschickt hat, und Ihr seid es. Bruder Geder, Ihr seid es. Ihr habt Eure Wahrheit gefunden, und wenn Ihr ihr Ehre erweisen wollt, werde auch ich es tun.«
»Ehre erweisen?«
»Camnipol. Eure große Stadt im Herzen Eures Imperiums. Weiht Ihr dort einen Tempel, einen ersten Tempel in einem neuen Zeitalter, das frei von Lügen und Zweifeln ist. Ich werde selbst mit Euch zurückkehren, und durch mich …«
Der große Mann hielt die Hände von sich gestreckt, die Handflächen nach oben. Durch die Kerze am Boden war es, als würde er Hände voller Schatten darbieten. Geder konnte nicht aufhören zu grinsen. Er fühlte sich leicht, unbeschwert und lebendig, wie er sich nicht mehr gefühlt hatte, seit er vor einem halben Jahr die Edelsteine aus den gefrorenen Kisten an sich gerafft hatte.
»Durch mich«, sagte der Hohepriester, »wird sie Euch geben, was Ihr wollt.«
Clara Annalie Kalliam
Baronin von Osterlingbrachen
»Meine Herrin«, sagte der Tralgu-Türsklave mit einer Verbeugung.
»Guten Morgen, Andrash«, erwiderte Clara und streckte den Rücken, um die Verspannungen loszuwerden. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, um dir zu erzählen, wie gut es ist, zurück in der Stadt zu sein. Ich liebe die Festung auf ihre Weise, aber sie ist einfach nicht für Sommersonne geschaffen. Vincen wird … Erinnerst du dich an Vincen? Er wird sich um die Dinge kümmern, die wir dabeihaben. Wenn du vielleicht jemanden suchen könntest, der ihm hilft?«
»Ja, meine Herrin. Eure Söhne sind,
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