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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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ihre Stimme rauer klingen und nuschelte.
    »Ausreichend«, sagte er. »Nicht mehr als ausreichend. Aber wir werden daran arbeiten.«
    »Das könnt Ihr nicht tun«, sagte Cam.
    Magister Imaniel lächelte; seine Augen blieben davon unberührt. »Der Prinz hat es zu weit getrieben«, erklärte er. »Die Grundsätze der Bank sind klar. Er bekommt nichts.«
    » Ihr seid die Grundsätze der Bank«, erwiderte Cam.
    »Und ich drücke mich klar aus. Tak, mein Junge? In einer Woche sollst du zu Meister Will gehen, unten im Alten Viertel. Er wird dich anheuern, damit du einen Karren in einer Karawane lenkst, die nach Nordstade zieht. Mit ungefärbtem Wollstoff, der weggebracht wird, damit er nicht im Krieg verloren geht.«
    Cithrin nickte weder, noch schüttelte sie den Kopf. Die Welt drehte sich ein wenig, und alles fühlte sich an, als wäre es Teil eines schrecklichen Traums.
    »Wenn du in Carse eintriffst«, fuhr Magister Imaniel fort, »bringst du den Karren zur Dachgesellschaft. Ich werde dir eine Karte und eine Wegbeschreibung mitgeben. Und einen Brief, der alles erklären wird.«
    »Da ist sie Wochen unterwegs!«, rief Cam. »Monate, wenn es Schnee am Pass gibt.«
    Magister Imaniel drehte sich um, und seine Augen blitzten zornig. Seine Stimme war leise und kühl. »Was soll ich deiner Meinung nach tun? Sie hierbehalten? Sie ist in unseren Betten auch nicht sicherer, als wenn sie sich als Fuhrjunge in einer Karawane ausgibt. Und ich werde den Verlust nicht einfach so hinnehmen.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Cithrin. Ihre Stimme klang weit entfernt in ihren Ohren, als würde sie über eine Brandung hinwegrufen.
    »Die Männer des Prinzen beobachten uns«, sagte Magister Imaniel. »Ich muss annehmen, dass sie jeden beobachten, der für die Bank arbeitet. Und, wie ich vermute, auch das Mündel der Bank, Cithrin, die Halb-Cinnae. Tak, den Fuhrjungen, andererseits …«
    »Den Fuhrjungen?«, fragte Cithrin.
    »Der Karren ist eine Täuschung«, sagte Cam mit vor Verzweiflung belegter Stimme. »Besel hätte es machen sollen. So viel Geld hinausschmuggeln, wie wir können.«
    »Das Gold?«, fragte Cithrin. »Ihr wollt, dass ich das Gold nach Carse bringe?«
    »Einen Teil, ja«, antwortete Magister Imaniel. »Aber Gold ist schwer. Wir schicken besser Edelsteine und Schmuck. Sie sind mehr wert. Gewürze. Tabakblätter. Seide. Dinge, die leicht genug sind, dass man viel mitnehmen kann, ohne dass die Achsen zu Bruch gehen. Und die Rechnungsbücher. Die echten. Was die Münzen und Barren angeht … Nun, ich werde mir etwas einfallen lassen.«
    Er lächelte, als hätte er eine lächelnde Maske auf. Besels Leichnam schien im flackernden Licht die Schultern zu lockern. Ein kalter Hauch strich gegen Cithrins bloße Oberschenkel, und ihr Bauch verkrampfte sich immer stärker, bis sie sauren Mageninhalt im Rachen schmeckte.
    »Du kannst das, meine Liebe«, sagte Magister Imaniel. »Ich glaube an dich.«
    »Danke«, erwiderte sie und schluckte.
    Cithrin ging mit Magenkrämpfen durch die Straßen von Vanai. Der falsche Schnurrbart war ein dünnes, schmächtiges Ding von genau der Art, wie es ein unreifer Junge vielleicht voller Stolz hegen und pflegen würde. Ihre Kleider waren eine Mischung aus Besels Hemd und Jacke, die in der Abgeschiedenheit der Bank umgenäht worden waren, und den billigen, geflickten Lumpen, die sie sich zusammengesucht hatten. Sie hatten es nicht gewagt, etwas Neues zu kaufen. Cithrins Haar war mit Tee zu einem beinahe farblosen Braun gefärbt und nach vorne gekämmt, um ihr Gesicht zu verbergen. Sie bewegte sich mit dem breitbeinigen Gang, den Magister Imaniel ihr beigebracht hatte, ein verknotetes, unbequemes Stück Stoff dicht an ihr Geschlecht gepresst, um sie daran zu erinnern, dass sie nun einen Schwanz hatte.
    Sie kam sich mehr als töricht vor. Sie fühlte sich wie ein Maskierter mit Narrengesicht und seltsamen Schuhen. Sie fühlte sich wie die auffälligste Betrügerin der Stadt oder gar der Welt. Und jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, wartete Besels Leichnam auf sie. Bei jeder Stimme, die laut rief, schlug ihr Herz schneller. Sie wartete auf das Messer, den Pfeil, den bleibeschlagenen Knüppel. Aber die Straßen von Vanai schenkten ihr keine Beachtung.
    Überall machte man sich an die letzten Vorbereitungen für den Krieg. Händler vernagelten ihre Fenster. Wagen verstopften die Straßen, weil es sich Familien, die sich zunächst dagegen entschieden hatten, aufs Land zu fliehen, nun anders

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