Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Karawanenmeister, einem Timzinae. Cithrin umfasste die Zügel, ihre Knöchel waren weiß und pochten. Der Hauptmann nickte in ihre Richtung, und der Karawanenmeister zuckte mit den Schultern. Sie beobachtete entsetzt, wie die drei Soldaten auf sie zukamen. Sie musste weglaufen. Man würde sie töten.
»Junge!«, rief der Hauptmann, den Blick aus blassen Augen auf sie gerichtet. Er war ein Mann mit hartem Gesicht, jünger als Magister Imaniel und älter als Besel. Er trug sein sandfarbenes Haar zu kurz für anteanischen Geschmack, aber zu lang für die Freistädte. Er beugte sich vor, die Augenbrauen hochgezogen. »Junge? Hörst du mich?«
Cithrin nickte.
»Du bist nicht schwachsinnig, oder? Ich habe mich nicht anheuern lassen, um Jungen zu bewachen, die wahrscheinlich stiften gehen.«
»Nein«, krächzte Cithrin. Sie hustete, darauf bedacht, ihre Stimme rau und tief zu halten. »Nein, Herr.«
»Also gut«, sagte der Hauptmann. »Du fährst diesen Karren?«
Cithrin nickte.
»Aha. Gut. Du bist der Letzte, deswegen hast du die Einweisung vorhin verpasst. Ich werde es kurz machen. Ich bin Hauptmann Wester. Das ist Yardem. Er ist mein Stellvertreter. Und das ist unser Kundiger, Meister Kit. Wir bewachen diese Karawane, und ich wäre dir verbunden, wenn du tust, was immer wir sagen, wann immer wir es sagen. Wir werden euch sicher bis Carse bringen.«
Cithrin nickte erneut. Der Hauptmann ahmte sie nach, offensichtlich nicht davon überzeugt, dass sie nicht schwachsinnig war.
»Gut«, sagte er und wandte sich ab. »Brechen wir auf.«
»Was immer Ihr sagt, Herr«, raunte der Tralgu mit einer tiefen, heiseren Stimme.
Der Hauptmann und der Tralgu wandten sich ab und gingen zurück zum Karawanenmeister, ihre Stimmen verloren sich rasch im Lärm der Straße. Der Kundige, Meister Kit, trat näher. Er war älter, sein Haar eher grau als schwarz. Sein Gesicht war lang, die Haut olivfarben. Sein Lächeln war überraschend warm.
»Ist alles in Ordnung mit dir, Sohn?«, fragte er.
»Bin nervös«, sagte Cithrin.
»Bist du zum ersten Mal bei einer Karawane?«
Cithrin nickte. Sie fühlte sich wie eine Närrin, weil sie die ganze Zeit wie ein Stummer auf der Straße nickte. Das Lächeln des Kundigen war beruhigend und so sanft wie bei einem Priester.
»Ich vermute, du wirst bald feststellen, dass die Langeweile das Schlimmste ist. Nach dem dritten Tag, an dem du nichts anderes als den Karren siehst, der vor dir fährt, könnte der Anblick ein wenig öde werden.«
Cithrin lächelte und meinte es beinahe ernst.
»Wie heißt du?«, fragte der Kundige.
»Tak«, sagte sie.
Er blinzelte, und sie hatte den Eindruck, dass ein Teil der Wärme aus seinem Lächeln wich. Sie neigte den Kopf, so dass ihr Haar beinahe die Augen verdeckte, und ihr Herz begann zu rasen. Meister Kit nieste nur und schüttelte den Kopf. Als er wieder sprach, war seine Stimme immer noch so tröstend wie weicher Flanellstoff.
»Willkommen in der Karawane, Tak.«
Sie nickte noch einmal, und der Kundige ging davon. Ihr Herzschlag wurde wieder etwas langsamer. Sie schluckte, schloss die Augen und zwang sich dazu, Schultern und Nacken zu entspannen. Man hatte sie nicht entdeckt. Es würde gutgehen.
Die Wagen fuhren noch in derselben Stunde ab. Ein großer, breiter Futterwagen rumpelte an der Spitze voran, dann kam ein abgedeckter Wagen, der so laut klirrte, dass Cithrin ihn auf ihrem Platz drei Wagen weiter hören konnte. Der Karawanenmeister ritt auf einer riesigen weißen Stute auf und ab, um mit einer langen, biegsamen Rute, die halb Stock und halb Peitsche war, den Wagen, Fuhrleuten und Tieren hier und da einen Klaps zu geben. Als er zu ihr kam, ließ sie die Zügel schnalzen und rief den beiden Maultieren etwas zu, wie Besel es ihr damals beigebracht hatte, als er noch am Leben gewesen war – als er dem armen Mündel der Bank zugelächelt und mit ihr geschäkert hatte. Die Maultiere setzten sich in Bewegung, und der Karawanenmeister schrie sie zornig an.
»Nicht so schnell, Junge! Wir sind hier nicht bei einem verdammten Rennen!«
»Entschuldigung«, sagte Cithrin und zog an den Zügeln. Eines der Maultiere schnaubte und blickte zu ihr zurück. Es war schwer, den Verdruss zu übersehen, der in der Neigung seiner Ohren zutage trat. Sie ließ sie langsamer vorwärtsgehen. Der Karawanenmeister schüttelte den Kopf und trabte weiter zum nächsten Wagen. Cithrin hielt die Zügel fest umklammert, aber es gab keine weiteren Aufgaben für sie. Die
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