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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Geld leihen?«
    »Weil Ihr ihn, wenn er es Euch nicht zurückzahlen will, nicht dazu zwingen könnt.«
    Magister Imaniel blickte zu Cam. »Siehst du? Das Mädchen weiß Bescheid. Es ist ein Grundsatz der Bank, niemals Leuten Geld zu leihen, die der Ansicht sind, es wäre unter ihrer Würde, es zurückzuzahlen. Außerdem, wer sagt denn, dass wir überhaupt etwas erübrigen können?«
    Cam schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf und griff über den Tisch nach dem Salzfässchen. Magister Imaniel nahm einen Bissen von seinem Lamm.
    »Weshalb geht er nicht zu seinen Baronen und Herzögen, um sich von ihnen etwas zu borgen?«, fragte Magister Imaniel.
    »Das kann er nicht«, sagte Cithrin.
    »Weshalb nicht?«
    »Oh, lasst doch das arme Mädchen einmal zufrieden«, warf Cam ein. »Können wir nicht eine einzige Unterhaltung führen, ohne dass wir eine Prüfung daraus machen?«
    »Wir haben all ihr Gold«, sagte Cithrin. »Es ist alles hier.«
    »Du meine Güte«, rief Magister Imaniel, seine Augen in gespieltem Entsetzen weit aufgerissen. »Stimmt das?«
    »Sie kommen doch seit Monaten her. Wir haben Wechselbriefe an die Hälfte der hochrangigen Familien der Stadt verkauft. Anfangs für Gold, aber auch für Juwelen, Seide oder Tabak … alles, was den Tausch wert ist.«
    »Bist du dir dessen sicher?«
    Cithrin verdrehte die Augen. »Jeder ist sich dessen sicher«, sagte sie. »Die Leute hier im Hof reden über nichts anderes. Wie Ratten von einem brennenden Kahn schwimmen die Adligen von dannen, und die Banken ziehen ihnen dabei das Geld aus der Tasche. Wenn sie mit ihren Kreditbriefen dann in Carse, Kiaria oder Stollborn sind, bekommen sie dafür nicht mehr die Hälfte von dem, was sie hier bezahlt haben.«
    »Es ist ein Käufermarkt, das stimmt«, sagte Magister Imaniel mit zufriedener Miene. »Aber der Lagerstand wird zum Problem.«
    Nach dem Abendessen ging Cithrin hinauf in ihr Zimmer und öffnete ihre Fenster, um zu beobachten, wie der Nebel aus den Kanälen aufstieg. Die Luft stank nach dem Leinöl, das im Herbst zum Schutz vor dem kommenden Schnee und Regen auf die Holzgebäude und Brücken gestrichen wurde. Und darunter roch man die üppige grüne Algenblüte in den Kanälen. Manchmal stellte sie sich vor, dass alle großen Häuser Schiffe waren, die einen breiten Fluss hinabtrieben, dass die Kanäle alle durch einen einzigen, breiten Strom verbunden waren …
    Am Ende der Straße hatte sich eines der Eisentore aus seinen Halterungen gelöst und bewegte sich im Wind quietschend hin und her. Cithrin zitterte, schloss die Läden, kleidete sich fürs Bett an und blies ihre Kerze aus.
    Rufe weckten sie. Und dann hörte sie einen eisenbeschlagenen Knüppel, der gegen die Tür hämmerte.
    Sie stieß die Läden auf und beugte sich hinaus. Der Nebel hatte sich so weit zerstreut, dass die Straße offen vor ihr lag. Ein Dutzend Männer in der Uniform des Fürsten, von denen fünf nach Teer stinkende Fackeln hielten, standen an der Tür versammelt. Ihre Stimmen waren laut, fröhlich und grausam. Einer sah auf, und sein dunkler Blick richtete sich auf sie. Der Soldat verzog die Lippen zu einem Grinsen. Cithrin, die nicht wusste, was vor sich ging, lächelte unsicher und trat zurück. Ihr Blut schien schon zu Eis geworden zu sein, bevor sie die Stimmen hörte – die vorsichtigen Worte von Magister Imaniel und dann Cams herzzerreißenden Schrei.
    Cithrin lief die Stufen hinab, durch Gänge, die im trüben Licht einer fernen Laterne nur eine hellere Form von Schwärze waren. Ein Teil von ihr wusste, dass es Wahnsinn war, zur Vordertür zu laufen, dass sie in die andere Richtung fliehen müsste. Aber sie hatte Cams Stimme gehört, und sie musste Bescheid wissen.
    Die Wachen waren bereits fort, als sie an der Tür ankam. Magister Imaniel stand vollkommen ruhig, eine Laterne aus Zinn und Glas leuchtete in seiner Hand. Sein Gesicht war ausdruckslos. Cam kniete neben ihm, die breite Faust an den Mund gedrückt. Und Besel – der vollkommene Besel, der schöne Besel – lag auf dem Steinboden, blutig, aber er blutete nicht mehr. Cithrin spürte, wie ein Kreischen in ihrer Kehle aufstieg, aber sie brachte keinen Ton heraus.
    »Hol mir einen Kundigen«, sagte Magister Imaniel.
    »Es ist zu spät«, hauchte Cam mit tränenerstickter Stimme.
    »Das war keine Bitte. Hol mir einen Kundigen. Cithrin, hierher. Hilf mir, ihn hineinzutragen.«
    Es war hoffnungslos, aber sie taten, was ihnen aufgetragen war. Cam legte sich einen

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