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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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wieder. Dawson lehnte die helfende Hand des Dieners ab und stieg in die Kutsche.
    »Mein Lord?«, fragte der Fahrer.
    »Zum Großen Bären«, sagte Dawson.
    Die Peitsche knallte, und die Kutsche fuhr an, ließ die Türme und Tore der Königshöhe hinter sich. Er lehnte sich in den Sitz zurück, und das Rucken und Stoßen brachte ihm stechende Schmerzen in der Wirbelsäule ein. Erst die Reise zurück von Osterlingbrachen und anschließend mehr als die Hälfte des Tages auf Seine Majestät zu warten, bis Simeon eine Audienz für ihn einrichten konnte, hatte ihn stärker ausgelaugt, als es früher der Fall gewesen wäre.
    Als er ein junger Mann gewesen war, war er von Osterlingbrachen nach Camnipol geritten, hatte nur angehalten, um die Pferde zu wechseln, war kurz vor dem Ball der Königin eingetroffen und hatte den ganzen Abend bis zur Morgendämmerung durchgetanzt. Meistens mit Clara. Es kam ihm wie eine Geschichte vor, die man ihm erzählt hatte, nur dass er noch das Kleid vor sich sah, das sie getragen hatte, und das Parfüm an ihrem Nacken riechen konnte. Er schob die Erinnerung zur Seite, ehe ihn die jüngere Inkarnation seiner Frau erregte. Er wollte aufrecht gehen, wenn er im Klub ankam, und wenn er auch alt war, so war er doch noch nicht tot.
    Die Bruderschaft des Großen Bären ragte vor ihnen auf, ihre Fassade aus dem schwarzen Stein und Blattgold der Unsterblichen Stadt. Verschiedenste Kutschen bevölkerten die Straßen, Fahrer drängelten, um sich in eine Stellung zu bringen, wo ihre jeweiligen Meister die wenigsten Schritte zur Tür überbrücken mussten. Die Luft stank nach frischen Pferdeäpfeln, die unter hunderten Hufen zermahlen wurden. Dawson spielte mit dem Gedanken, hier auszusteigen und zu Fuß zu gehen, aber das war seinem Stand nicht angemessen, und so beließ er es dabei, den Fahrer für seine Langsamkeit und Unfähigkeit zu schmähen. Bis die Diener des Klubs mit einer Trittleiter für ihn herauskamen, fühlte er sich beinahe besser.
    Der Innenraum des Klubs war aus Pfeifenrauch, Hitze und Musik gewoben, die zugunsten der Unterhaltungen völlig vernachlässigt wurde. Dawson reichte seine Jacke einer Dienerin, die sich verbeugte und davoneilte. Als er in den großen Saal trat, wandten sich ihm ein halbes Dutzend Männer zu, die seine Ankunft mit unterschiedlichen Abstufungen von Freude und Sarkasmus beklatschten. Feinde und Bewunderer. Dawson ließ eine Verbeugung folgen, in der man eine Kenntnisnahme oder eine Beleidigung sehen konnte, abhängig davon, für wen sie bestimmt war, schnappte sich ein Glas aus geschliffenem Kristall mit verstärktem Wein und schritt dann zu einem der kleineren Säle auf der linken Seite.
    Ein breiter, runder Tisch befand sich in der Mitte eines Saales, und ein Dutzend Männer standen darum herum, und viele von ihnen redeten gleichzeitig. Inmitten dieser Masse aus Körpern und Verstand: Issandrians langes Haar und Sir Klins schlichtes Gesicht. Issandrian bemerkte ihn und erhob sich. Er nickte Dawson zu, anstatt sich zu verbeugen. Es war vielleicht nur eine Frage des Lichts, aber der Mann schien geschwächt. Als hätte das Exil ihn tatsächlich erniedrigt. Die anderen an seinem Tisch wurden langsam still, während ihnen bewusst wurde, dass sich etwas um sie herum abspielte, selbst wenn sie zu dumm waren, um zu erkennen, was es war. Dawson zog seinen Dolch zum Duellantengruß, und Issandrian lächelte auf eine Art, die Zustimmung zeigen mochte.
    Hinten an den Saal schlossen sich private Versammlungsräume an, und der kleinste davon war kaum größer als eine Kutsche. Die dunklen Ledersofas verschlangen das wenige Licht, das die Kandelaber abgaben. Daskellin saß in einer Ecke, von wo aus er jeden sehen konnte, der eintrat. Sein Rücken war an der Wand, und sein Schwert war nicht gezogen, aber dicht bei seiner Hand.
    »Nun«, sagte Dawson, der sich auf dem Sofa gegenüber niederließ. »Ich sehe, dass Ihr in meiner Abwesenheit alles durchgebracht habt, was wir hatten.«
    »Es ist auch schön, Euch zu sehen«, erwiderte Canl Daskellin.
    »Wie sind wir nach der erfolgreichen Verteidigung Camnipols gegen ausländische Söldner dazu gekommen, hinter Feldin Maas herzureiten? Könnt Ihr mir das verraten?«
    »Wollt Ihr die lange Antwort oder die kurze?«
    »Wird die lange weniger verdrießlich sein?«
    Daskellin beugte sich vor. »Maas hat Unterstützung, und wir nicht. Ich hatte sie. Oder ich dachte, ich hätte sie. Dann hat sich eine Bilanz verschoben oder etwas

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