Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
dergleichen, und Clark ist nach Birancour verschwunden.«
»Das ist es, was man verdient, wenn man sich mit Bankleuten einlässt.«
»Es wird nicht wieder geschehen«, sagte Daskellin düster.
Das kam einer Entschuldigung so nahe, wie Dawson es erwarten konnte. Er ließ die Sache fallen. Stattdessen leerte er sein Glas, beugte sich zur Tür und klopfte daran, bis eine Dienerin erschien, um ihm sein Glas auszutauschen.
»Wo stehen wir also?«, fragte Dawson, als sie fort war.
Daskellin schüttelte den Kopf. »Wenn es aufs Schlachtfeld geht, können wir die Stellung halten. Es gibt genug Landbesitzer, die Asterilreich immer noch so sehr hassen, dass es uns leicht fallen wird, sie zusammenzutrommeln.«
»Wenn Aster stirbt, bevor er den Thron besteigt?«
»Dann beten wir inständig darum, dass das königliche Zepter seiner Majestät seinen Dienst noch bestens tut, denn ein neuer männlicher Erbe ist die größte Hoffnung, die wir dann haben. Ich habe meinen Ahnenforscher die Archive der Blutlinien durchstöbern lassen, und Simeon hat einen Vetter in Asterilreich, der einen rechtmäßigen Anspruch hat.«
»Rechtmäßig?«, fragte Dawson und beugte sich vor.
»Ich fürchte – und Ihr erratet es nicht: Er unterstützt das Prinzip eines Bauernrates. Wir verlieren das Viertel unserer Unterstützer mit mehr Vernunft als Mut. Die anderen sammeln sich um Oyer Verennin oder Umansin Tor, die beide auch einen Anspruch erheben können. Asterilreich unterstützt seinen Mann mit der Hilfe der Gruppe, die Maas und Issandrian zusammengebracht haben, wir fechten einen Bürgerkrieg aus, und wir verlieren.«
Daskellin klatschte einmal in die Hände. Die Kerze über ihm flackerte. In den Gängen des Gebäudes stieß eine Dienerin einen Ruf aus, und ein Mann lachte. Dawsons verstärkter Wein schmeckte bitterer als am Anfang, und er stellte das Glas ab.
»Könnte das die ganze Zeit über der Plan gewesen sein?«, fragte Dawson. »Hat Maas Issandrian und Klin und all dieses Gewäsch vom Bauernrat nur dafür benutzt? Wir hatten es womöglich die ganze Zeit über aufs falsche Ziel abgesehen.«
»Möglicherweise«, sagte Daskellin. »Oder es war eine Gelegenheit, die er gesehen und für die er sich entschieden hat. Wir müssten Feldin fragen, und ich argwöhne, dass er uns womöglich nicht die Wahrheit erzählt.«
Dawson klopfte mit einem Finger auf den Rand seines Glases, und das Kristall klingelte leise. »Wir können Aster nicht sterben lassen«, sagte er.
»Alles stirbt. Menschen, Städte, Imperien. Alles«, erwiderte Daskellin. »Der Zeitpunkt ist das Entscheidende.«
Dawson nahm das Abendmahl mit seiner Familie im privaten Speisesaal ein: gebratenes Schwein mit Äpfeln, Honigkürbis und frischem Brot, in das ganze Knoblauchzehen eingebacken waren. Ein cremefarbenes Leinentuch auf dem Tisch. Keramikgeschirr aus Fern-Syramis und poliertes Silberbesteck. Es hätte genauso gut Asche sein können, die auf Alteisen serviert wurde.
»Geder Palliako ist zurückgekehrt«, sagte Jorey.
»Wirklich?«, fragte Clara. »Ich erinnere mich nicht daran, wo er hingegangen ist. Doch gewiss nicht nach Süden, wo so viele Leute Freunde und Familie in Vanai haben. Man kann keinen anständigen Empfang erwarten, wenn man jemandes Vetter getötet hat oder dergleichen. Das wäre nicht realistisch. War er in Hallskar?«
»In der Keshet«, sagte Jorey mit vollem Mund. »Ist mit einem Kundigen als Schoßhund zurückgekommen.«
»Das ist schön für ihn«, meinte Clara. Sie läutete nach der Dienerin, und dann fragte sie stirnrunzelnd: »Wir müssen nicht noch ein Fest für ihn ausrichten, oder?«
»Nein«, erwiderte Dawson.
Er wusste natürlich, was sie taten. Jorey brachte merkwürdige, unwichtige Themen auf. Clara plauderte weiter darüber und machte alles zu einer Frage, die er beantworten musste. Es war die Strategie, die sie stets in dunklen Zeiten anwandten, um ihn aus sich hervorzulocken. Heute Abend war die Last zu schwer.
Er hatte in Erwägung gezogen, Maas zu töten. Es wäre natürlich schwierig. Ein unmittelbarer Angriff war unmöglich. Zum einen wurde er erwartet, und daher hatte Maas sich wohl dagegen geschützt. Zweitens würde ein Scheitern sogar zu noch größerer Sympathie für Maas bei Hof führen. Der Gedanke, ihn zu einem Duell herauszufordern und dann zuzulassen, dass die Dinge aus dem Ruder liefen, gefiel ihm. Er und Maas waren oft genug auf dem Duellplatz gewesen, so dass es kein offensichtlicher Zufall sein würde, und
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