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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Küste entlang gibt es einen Pass, der fast niemals zufriert. So kommen wir in vier Wochen nach Birancour, wenn es kalt bleibt. Fünf, wenn es so starkes Tauwetter gibt, dass es schlammig wird. Es gefällt ihnen dort nicht, wenn bewaffnete Gruppen die Grenze überschreiten, daher wird vermutlich jeder, der uns folgt, zurückgewiesen. Noch eine Woche länger, und wir sind in Porte Oliva. Die Stadt ist groß genug, dass man während des Winters darin untertauchen kann. Oder wir können nach Nordosten und Carse weiterziehen, wenn die Straßen halbwegs anständig sind.«
    »Das sieht nach einem langen Umweg aus«, sagte Meister Kit. Der Gang öffnete sich zu einer breiteren Kammer, in der mehrere Gänge aufeinandertrafen und eine Öllampe an einem eisengeschmiedeten Bügel hing, und in ihrem Licht hielt Meister Kit an, um sich umzuwenden und ihn anzusehen. Das Gesicht des Mannes war sanft und nüchtern. »Ich frage mich, ob ihr die andere Möglichkeit in Betracht gezogen habt.«
    »Ich sehe keine andere.«
    »Wir könnten alle zu dem Karren gehen, uns die Taschen und Börsen füllen und verschwinden wie Tau in der Morgensonne. Alles, was übrig ist, könnten wir in ein Lagerhaus stellen und zum Problem eines anderen werden lassen.«
    »Das wäre vielleicht das Klügste«, sagte Marcus. »Aber es ist nicht die Aufgabe. Wir sichern die Karawane, bis sie dort ankommt, wo sie hin soll.«
    Marcus konnte die Skepsis im langen Gesicht des Schauspielers sehen, und die grimmige Erheiterung. Er erkannte, dass dies der Augenblick war, der über alles andere entscheiden würde. Wenn der Schauspieler ablehnte, blieben nicht mehr viele Möglichkeiten übrig.
    Meister Kit zuckte mit den Schultern. »Dann sollten wir dem Karawanenmeister wohl sagen, dass seine Pläne sich geändert haben.«
    Die Karawane zog kurz vor Mittag unter einem tiefhängenden grauen Himmel los. Marcus fuhr an der Spitze. Sein Kopf schmerzte noch von einer Nacht voller Träume, die so vertraut wie tückisch waren. Blut und Feuer. Die Todesschreie einer Frau und eines Kindes, die inzwischen schon zwölf Jahre lang Staub waren. Der Geruch von brennendem Haar. Es lag Jahre zurück, dass er mit einem Schrei nach seiner Frau und seiner Tochter auf den Lippen erwacht war. Nach Alys und Merian. Er hatte gehofft, die Alpträume wären für immer vergangen, aber sie waren eindeutig zurückgekehrt.
    Er hatte sie schon einmal überstanden. Er konnte sie wieder überstehen.
    Der Karawanenmeister saß neben ihm, und manchmal kamen die weißen Fahnen, die ihre Atemzüge sichtbar machten, gleichzeitig und manchmal nicht. Krähen beäugten sie von den schneebedeckten Bäumen herab, bewegten ihre Flügel wie alte Männer. Der Schnee war nass, lag aber nicht höher als einen Fuß auf der Straße. Es würde schlimmer werden, sobald sie die Drachenstraßen verlassen hatten.
    »Ich kann nicht glauben, dass wir das tun«, sagte der Karawanenmeister zum hundertsten Mal. »Sie haben es mir nicht einmal gesagt .«
    »Sie haben in Euch keinen Schmuggler gesehen«, sagte Marcus.
    »Sie haben in mir einen Stümper gesehen.«
    »Mir ging’s ähnlich«, sagte Marcus. Und dann, als der Timzinae entrüstet dreinblickte: »Nein, mir ist es wie Euch ergangen. Ich habe nicht gedacht, dass Ihr ein Stümper seid.«
    Der Karawanenmeister hüllte sich in ein bitteres Schweigen. Die Klippen von Bellin verschwammen hinter ihnen. Es versprach ein elender Winter zu werden. Als sie für die Nacht anhielten und in der rasch düster werdenden Dämmerung Zelte aufschlugen, ging Marcus mit Yardem an seiner Seite durch das Lager. Unterhaltungen brachen ab, als sie näher kamen. Das Lächeln der Fuhrleute wurde falsch und unglaubwürdig. Groll zog sich durch die Karawane wie Öl durch einen Docht. Er musste dafür sorgen, dass er durch nichts entzündet wurde. Als er zu seinem eigenen Zelt kam, wartete sie auf ihn.
    Tak der Fuhrjunge war fort, aus der Welt verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Die Schauspieler hatten geholfen, ihr die gröbste Farbe aus dem Haar zu waschen, und ohne den flechtenartigen Schnurrbart wirkte ihr Gesicht beinahe unnatürlich sauber. Ihre Jugend und ihr Cinnae-Blut verliehen ihr zusammen eine gewisse Unreife, aber in ein paar Jahren würde sie sich in eine Frau verwandelt haben.
    »Hauptmann Wester«, sagte sie, dann schluckte sie nervös. »Ich habe Euch noch nicht sagen können, wie sehr ich für alles dankbar bin.«
    »Es ist meine Aufgabe«, erwiderte Marcus.
    »Es ist

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