Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
um so zu tun, als seien die Mitglieder Karawanenwachen.«
Yardem brummte und zuckte mit einem Ohr. Vielleicht aus Ärger, vielleicht aus Erheiterung. Wahrscheinlich traf beides zu. Marcus entschied sich, es zu ignorieren.
»Wir haben eineinhalb Dutzend Fuhrmänner«, sagte Marcus. »Und den Karawanenmeister und seine Frau. Ihr wart wochenlang mit diesen Leuten unterwegs. Ihr habt sie beobachtet. Ihr kennt sie. Welche Schwierigkeiten haben wir zu erwarten?«
»Der Mann, der das Zinnerz fährt«, sagte Smit. »Er sucht seit dem Banditenüberfall Streit. Er wird nicht mehrere Monate ohne Reibereien durchstehen, außer jemand geht mit ihm ins Bett oder staucht ihn ordentlich zusammen.«
»Das habe ich mir auch gedacht«, erwiderte Marcus und gönnte sich einen Augenblick der Befriedigung. Diese Schauspieler waren deutlich aufmerksamer als seine üblichen Männer. Unter den gegenwärtigen Umständen würde sich das als hilfreich erweisen. »Was noch?«
»Der Viertel-Dartinae«, sagte Opal, die etwas ältere Hauptdarstellerin. »Er hat die Predigten des Karawanenmeisters beinahe so oft gemieden wie Ihr, Hauptmann. Es wird ihm nicht gut bekommen, wenn er den Schriften dauerhaft entsagt.«
»Das Mädchen mit dem falschen Schnurrbart«, brummte Mikel, der dünne Junge. »Sie sieht ziemlich zerbrechlich aus.«
»Oh ja. Die «, sagte Cary.
»Und Gott weiß, was sie wirklich herumfährt«, pflichtete Opal bei. »Wird nervös, wann immer sich jemand ihrem Karren nähert. Und sprechen will sie auch nicht darüber.«
Marcus hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. » Wer? «, fragte er.
»Das Mädchen mit dem falschen Schnurrbart«, sagte Meister Kit. »Die, die behauptet, sie heiße Tak.«
Marcus blickte zu Yardem. Der Gesichtsausdruck des Tralgu war ein Spiegelbild seiner eigenen Überraschung. Marcus hob eine Augenbraue. Hast du das gewusst? Yardem schüttelte einmal den Kopf, und seine Ohrringe klimperten. Nein.
Und Gott weiß, was sie wirklich herumfährt.
»Komm mit, Yardem«, sagte Marcus und zog seine Stiefel wieder an.
»Ja, Herr«, grollte der Tralgu.
Die Fuhrleute und der Karawanenmeister befanden sich in einem gesonderten Netzwerk von Räumen und Tunneln. Marcus ging durch die rauchverhangenen Säle und Gemeinschaftsräume, und Yardem ragte an seiner Seite auf. Die anderen Wachen oder Schauspieler – oder was immer sie waren – liefen ihnen nach wie Kinder, die Hasch-mich spielten. Bei jedem weiteren Zimmer, in dem Tak nicht zu sehen war, spürte Marcus, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten. In Gedanken spielte er noch einmal alles durch, was auf der Straße geschehen war, jede Gelegenheit, während der er mit dem Jungen gesprochen hatte, alles, was der Karawanenmeister über ihn gesagt hatte. Es war nur sehr wenig. Beinahe nichts. Der Junge hatte sich – und noch viel mehr seinen Karren – immer aus allem herausgehalten.
Der Letzte der Räume, die sie gemietet hatten, blickte auf die dunklen und schneebedeckten Hügel hinaus. Hinter sich hörte Marcus die hohen, aufgeregten Stimmen der Fuhrleute, die wissen wollten, was los war. Die kühle, nasse Luft roch genauso nach Regen wie nach Schnee. Blitze leuchteten den Horizont aus.
»Er ist nicht da, Herr.«
»Das sehe ich.«
»Sie kann nicht weg sein«, sagte Opal hinter ihnen. »Das Mädchen wusste kaum, wie man den Karren steuert, wenn nichts vor ihr fährt, dem die Maultiere nachlaufen können.«
»Der Karren«, sagte Marcus und ging hinaus in die Düsternis.
Die Wagen, die noch nicht entladen waren, standen in der Nähe des niedrigen, steinernen Lagerhauses. Schnee lag einen halben Fuß hoch darauf, wodurch sie alle größer wirkten, als sie tatsächlich waren. Marcus stapfte zwischen ihnen durch. Hinter ihm zündete jemand Fackeln an, und die Flammen zischten im ununterbrochen fallenden Schnee. Marcus’ Schatten tanzte zitternd über den Wollkarren. Auf seinem Bock lag der Schnee kaum einen halben Zoll hoch. Marcus stellte einen Fuß in die Eisenschlinge neben dem Rad und zog sich hinauf. Sobald er oben war, schlug er die Plane zurück. Tak lag darunter, zu einem Ball zusammengerollt wie eine Katze. Nun, da es einmal ausgesprochen war, konnte Marcus sehen, dass der Schnurrbart ungleichmäßig saß, dass die Farbe Flecken im Haar bildete. Was ein unterernährter, halb schwachsinniger junger Erstgeborener gewesen war, ergab als Mädchen mit Cinnae-Blut mehr Sinn.
»W…was …?«, stammelte das Mädchen, und Marcus packte
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