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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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bedeutete nicht viel mehr, als eine halbe Stunde in der Küche zu stehen und Frohsinn zu mimen, aber dennoch wehrte seine Seele sich dagegen. Er konnte sich nicht überwinden, in das Chaos von Dienern und Hunden hinabzusteigen. Er stapfte zu den breiten Steinstufen neben den Öfen und stand auf dem Absatz, der die Zubereitungstische überblickte. An der Wand aufgereiht kühlten Pasteten, Kuchen und Brote aus, und eine Greisin drückte Pfauenfedern in eine Schweinepastete, die so geformt war, dass sie dem Vogel ähnelte. Der Geruch nach gebackenen Rosinen und Huhn erfüllte die heiße Luft. Die Jäger kamen mit dem Kadaver, und vier junge Männer machten sich daran, das Fleisch vorzubereiten, rieben es mit Salz, Minzblättern und Butter ein, schnitten die Drüsen und Adern heraus, die nach dem Zerlegen noch verblieben waren. Dawson verzog das Gesicht. Das Tier war einst edel gewesen, und wenn man es jetzt sah …
    »Gemahl?«
    Clara, die hinter ihm stand, stellte jenen liebenswürdigen Gesichtsausdruck zur Schau, der sich bei ihr in den frühen Phasen der Erschöpfung zeigte. Ihre Augen glänzten, und die Grübchen um ihren Mund waren nur um ein Winziges tiefer als sonst. Niemand würde es erkennen, der nicht ein Leben damit verbracht hatte, sie anzusehen. Er verabscheute den Hof dafür, dass er diesen Ausdruck in ihre Augen legte.
    »Gemahlin«, sagte er.
    »Wollen wir?«, fragte sie und machte einen halben Schritt auf die hintere Eingangshalle zu. Er verzog den Mund vor Ärger. Nicht auf sie, sondern auf die häusliche Katastrophe, die wohl als Nächstes seine Anwesenheit erfordern würde. Er nickte knapp und folgte ihr zurück in die Schatten und die begrenzte Ungestörtheit. Ehe er den Absatz verließ, hielt ihn eine neue Stimme auf.
    »Herr! Ihr habt das verloren, mein Lord.«
    Einer der Jäger stand an der Treppe. Ein junger Mann mit breitem Kinn und offenem Gesicht, der die Tracht der Kalliam trug. Er hielt ein Stück abgebrochenes, von Blut verdunkeltes Horn empor. Ein Diener, der Baron Kalliam wie ein Kind wegen verlorenen Tands zurückrief.
    Dawson spürte, wie sich sein Gesicht verdüsterte und seine Hände sich zu Fäusten ballten. »Wer bist du?«, fragte er, und der Jäger wurde beim Klang seiner Stimme blass.
    »Vincen, Herr. Vincen Coe.«
    »Du gehörst nicht zu meinen Männern, Vincen Coe. Hol deine Sachen und verlasse mein Haus bis Einbruch der Nacht.«
    »M…mein Lord?«
    »Willst du bei der Gelegenheit auch noch ausgepeitscht werden?«, rief Dawson.
    In der Küche unter ihnen wurde es still. Alle Blicke wandten sich ihnen zu und dann schnell wieder ab.
    »Nein, mein Lord«, sagte der Jäger.
    Dawson drehte sich um und stapfte in die Düsternis des Ganges davon, Clara an seiner Seite. Sie machte ihm keinen Vorwurf. In den Schatten der Treppe beugte sie sich zu ihm, um rasch und beinahe in sein Ohr zu sprechen.
    »Simeon hat nach einem warmen Bad verlangt, als er hereingekommen ist, und anstatt alle anderen aus den blauen Räumen werfen zu lassen, habe ich den Hausmeister Andrs Haus vorbereiten lassen. Das beim Ostflügel. Es ist ohnehin ein angenehmerer Raum, und es hat diese kleinen Rohre, die das Wasser heiß halten.«
    »Das ist wunderbar«, sagte Dawson.
    »Ich habe Befehl erteilt, dass niemand hineingelassen wird, außer dir natürlich. Weil ich gewusst habe, dass du einen Augenblick mit ihm allein sein willst.«
    »Ich kann den König doch nicht beim Baden stören«, sagte Dawson.
    »Natürlich kannst du, Liebling. Sag ihm nur, dass ich es versäumt habe, dich vorzuwarnen. Ich habe darauf geachtet zu erwähnen, dass es der Ort ist, den du nach einer Jagd am liebsten aufsuchst, daher wird es nicht ganz unglaubwürdig erscheinen. Außer natürlich, er fragt die Diener aus, und sie sagen, dass du eigentlich die blauen Räume benutzt. Aber es wäre grob, so herumzustochern, und Simeon ist mir nie auf diese Weise aufgefallen, oder dir vielleicht?«
    Dawson spürte, wie ein Gewicht, dessen er sich nur halb bewusst gewesen war, von ihm genommen wurde. »Was habe ich getan, um eine Frau zu verdienen, die so vollkommen ist wie du?«
    »Es war Glück«, sagte sie, und ein schwaches Lächeln drang durch ihre freundliche Fassade. »Jetzt geh, ehe er sein Bad beendet. Ich werde mich um diesen armen Welpen von einem Jäger kümmern, den du gerade getreten hast. Sie sollten es wirklich besser wissen, als auf dich zuzukommen, wenn du solche Laune hast.«
    Andrs Haus lag innerhalb der Mauern der eigentlichen

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