Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
wurde, was er weniger interessant fand. Und schließlich pflegte der Autor eine Neigung zu langen Sätzen und komplexer Grammatik, um dadurch dem Text eine authentische Wirkung zu verleihen, was jede Seite zu einer Geduldsprobe machte. War Geder endlich bei den finiten Verben angelangt, musste er zurückgehen und sich in Erinnerung rufen, wovon hier überhaupt die Rede gewesen war.
Wenn er zu Hause in Vanai gewesen wäre, hätte er die Arbeit beiseitegelegt. Aber Sir Alan Klin, der Protektor von Vanai, hatte von der Karawane erfahren, die die geheimen Reichtümer der Stadt hinausgeschmuggelt hatte, und er hatte ihre Bergung zu seinem primären Ziel gemacht. Das hieß, dass er seine Lieblinge auf den Drachenstraßen nach Carse schickte, und der Status eines jeden, der dann folgte, führte das jeweilige Suchkommando weiter und weiter von den nahe liegenden Jagdgründen fort, bis Jorey Kalliam mit den Trockenbrachen und Fallon Brut mit der Seestraße nach Elassae vorliebnehmen musste und Geder Palliako zwei Dutzend halb meuternde Timzinae-Soldaten durch den eisigen Schlamm der südlichsten Freistädte führte.
In den Wochen, die sie auf den Bauernwegen und Wildpfaden verbracht hatten, waren sie auf drei Karawanen gestoßen. Kleine Unternehmungen mit jeweils kaum mehr als drei Karren, und alle beförderten sie Wintergüter zwischen den großen und kleinen Städten im Umkreis. Dazwischen machten Geder Tage voller Schlamm und Nächte mit beißender Kälte zu schaffen. Und wenn auch sein Traktat über die lügenabwehrenden Kräfte der Drachen ein armseliger Gefährte sein mochte, es war immer noch besser als die Soldaten. Am Ende des Tages rollte er sich in seinem Bett zusammen und schlief, während die anderen tranken und sangen und den Schnee verfluchten. Am Morgen stand er gemeinsam mit dem Koch auf, las und übersetzte und gab vor, überall zu sein, nur nicht hier.
Ein diskretes Kratzen wurde am Eingang laut, und sein Knappe trat mit dem Timzinae ein, der als sein Stellvertreter fungierte. Der Knappe trug ein Tablett mit einer Schale aus geschliffenem Bein, in der gekochte Haferflocken mit Rosinen waren, und einer irdenen Flasche mit heißem, dunklem, öligem Wasser, das vorgab, Kaffee zu sein. Der Timzinae salutierte formell. Geder schloss das Buch, und der Knappe tischte ihm das Essen auf.
»Was sagen die Kundschafter?«, fragte Geder.
»Die Karren haben sich nicht bewegt«, sagte sein Stellvertreter. »Sie sind nicht weiter entfernt als zwei Stunden zu Fuß.«
»Nun, dann hat es keine Eile«, verkündete Geder mit mehr Freude, als er verspürte. »Sagt den Männern, dass wir das Lager abbrechen, nachdem wir gegessen haben, und bis Mittag alles erledigt sein wird.«
»Und danach?«
»Nach Südwesten«, sagte Geder um einen Mund voll Haferflocken herum. »Dahin führt die Straße.«
Der Stellvertreter nickte und salutierte noch einmal, machte auf dem Absatz kehrt und ging. Geder hatte das Gefühl, dass die Bewegung voller Abscheu war, aber er sah vielleicht nur, was er zu sehen erwartete. Während er aß, wurden die Nähte seines Zeltes langsam deutlicher sichtbar. Stimmen erhoben sich, Männer riefen einander etwas zu, Pferde beschwerten sich, Hackgeräusche drangen heran, als die Planken des Kochpodests losgeschlagen wurden. Draußen ging der Himmel von Grau in einen blauen und weißen Tagesanbruch über, der eher hell als warm war. Bis die schwache Sonne der Luft die gröbste Kälte genommen hatte, saß Geder bereits im Sattel, und seine Männer waren fertig zum Abmarsch. Den Angaben der Kundschafter zufolge hatte die gesichtete Karawane zumindest eine ansehnliche Größe.
Dennoch hatte Geder eigentlich keine Hoffnung, dass mehr als eine weitere enttäuschende Suchaktion und mürrische Ortsansässige herauskommen würden, bis er den Tralgu sah.
Er saß auf dem äußersten Karren, die gespitzten Ohren mit einer Aufmerksamkeit nach vorn gewandt, die sich sonst nirgends in seinem Gesicht zeigte. Westers Stellvertreter war angeblich ein Tralgu. Geder ließ seinen Blick über die Karren schweifen, die sich um die alte Mühle drängten, und zählte dabei lautlos. Hinweise waren immer lückenhaft, Erinnerungen unzuverlässig, und Karren in einer losen Gruppe mochten schwer zu zählen sein, aber es kam dem, wonach sie suchten, fast so nahe, dass Geders Herz ein wenig schneller zu schlagen begann.
Ein Timzinae in einem dicken Wollgewand ging die Straße entlang auf sie zu. Geder gab einen Wink, und seine sechs
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