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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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der Kälte um die Leiber geschlungen.
    »Rückt ein«, sagte Geder.
    Die Soldaten traten mit gezogenen Klingen vor. Die Fuhrleute standen bei ihren Karren und lächelten oder runzelten die Stirn oder blickten sich verwirrt um. Geder ritt in einem langsamen Bogen um das kleine Lager. Die Geräusche der Durchsuchung schienen ihm zu folgen – grimmige und fragende Stimmen, klapperndes Holz, Metall, das auf Metall klirrte. Er sah zu, wie seine Männer Roheisenbarren aus einem Karren zogen und auf den Boden fallen ließen. Ein Mann kratzte über das Metall, um sicherzugehen, dass es nur das war, wonach es aussah, dann spuckte er aus und fuhr mit der Suche fort.
    Der Mittag kam und ging vorüber. Ein kühler Wind kam auf, trieb ihnen wirbelnden Schnee um die Knöchel. Die Soldaten luden jeden Karren aus, blickten darunter, untersuchten die Pferde und Maultiere und fingen an, durch das Mühlenhaus zu gehen. Geder stieg am Rande des Mühlenweihers von seinem Pferd und betrachtete die leeren Karren, die verfrorenen Fuhrleute, die wirkungslose Sonne am wässrigen Himmel. Einer der Fuhrleute – ein krank wirkendes Mädchen mit fahlem Haar und fahler Haut – hockte neben herabgefallenen Wollballen und gab vor, Geder nicht zu beachten. Er wusste, was sie sah. Einen aufgeblasenen Adligen, der sie und ihre Freunde schikanierte. Er wollte zu ihr gehen und ihr erklären, dass es nicht so war. Dass er nicht so war.
    Stattdessen wandte er sich ab. Der niemals ruhende Schneestaub wurde über das Eis geweht wie Wellen auf dem Wasser. Geder ging am Rand entlang und versuchte, den Blick des Mädchens nicht auf sich zu spüren. Irgendein Schwachkopf war eisgelaufen. Weiße Spuren zeigten an, wo sich die Kufen in das dünne Eis geschnitten hatten. Sie hatten Glück gehabt, dass sie nicht eingebrochen waren. Er hatte einst ein Traktat gelesen, in dem erörtert worden war, wie lange eine jede der dreizehn Rassen brauchte, um in Eiswasser zu sterben. Nun ja, zwölf Rassen eigentlich. Die Versunkenen waren nicht …
    Geder hielt inne, fast noch bevor er wusste, was ihn innehalten ließ. Am Rand des Weihers zog sich eine lange, niedrige Schneewehe auf das Eis hinaus. Die weißen Kufenspuren verschwanden darin, und dann kamen sie wieder heraus, als wäre der Eisläufer mitten durch die kleine Verwehung gefahren. Oder als wäre sie erst erschienen, nachdem der Läufer vorbeigekommen war. Geder ging näher. Der Schnee selbst sah seltsam aus. Er war nicht mit Eis überkrustet, wie er es erwartet hatte, und er war glatt wie Sand, über den man mit dem Besen gekehrt hatte. Geder blickte auf. Die Wachen befanden sich auf der anderen Seite der Karawane. Seine eigenen Soldaten standen am Eingang des Mühlenhauses beisammen. Er ging um den seltsamen Schnee herum.
    Tiefe Kerben und Spuren durchzogen die Oberfläche des Eises. Genau in Knöchelhöhe ragte etwas Schwarzes und Eckiges hervor. Er hockte sich hin und fegte den Schnee herunter. Eine Kiste, halb vergraben in frisch geschnittenem Eis und anschließend mit Schnee bedeckt. Und daneben weitere, alle von dünnem Eis überzogen und von der sorgsam drapierten Schneewehe verborgen. Er blickte auf. Das Mädchen unter den Fuhrleuten hatte sich inzwischen erhoben und reckte den Hals, um ihn zu beobachten, die Hände über dem Magen verkrampft. Geder holte sein Messer hervor und öffnete den Deckel mit Gewalt. Topase, Jade, Smaragde, Perlen, Gold und feine Silberarbeiten, so filigran wie Frost. Geder zuckte zurück, als hätten ihn die Edelsteine gebissen, und dann, als er erkannte, was er da sah, fühlte es sich an, als würde in seiner Brust die Sonne aufgehen. Erleichterung und Freude durchströmten ihn, lockerten seine Muskeln und malten ein Grinsen auf sein Gesicht.
    Er hatte es geschafft. Er hatte die verschollene Karawane und den verborgenen Reichtum von Vanai gefunden. Aus war es mit Geder Palliako, dem entbehrlichen Schwachkopf. Vorbei waren die Entschuldigungen für seine Lesevorlieben oder seinen gerundeten Bauch. Sein Name würde zurück nach Camnipol zu König Simeon getragen werden, in einer goldenen Kutsche, von Pferden mit rubinbesetzten Zügeln. Er würde das Gespräch bei Hofe bestimmen, würde in den höchsten Kreisen des Königreichs gelobt, geehrt und gefeiert werden.
    Außer natürlich, dass es nicht so kommen würde. Der Name, den man in Camnipol feiern würde, war der von Alan Klin.
    Alan Klin, der ihn erniedrigt hatte. Der sein Buch verbrannt hatte.
    Geder holte tief Luft, ließ

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