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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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sie langsam entweichen und schloss den Deckel. Einen Augenblick später öffnete er ihn wieder, schöpfte zwei doppelte Hände voller Juwelen heraus und ließ sie unter sein Hemd fallen. Die herrlichen kleinen Steine sammelten sich um seinen Bauch, wo er seinen Gürtel festgezogen hatte. Er schloss seine Jacke über den Ausbuchtungen, machte den Deckel wieder zu und schob erneut Schnee darüber. Als er sich erhob, erfüllte ihn eine große, dunkle Freude, neben der sein anfängliches Vergnügen matt wirkte. Als er zurück zu den Wagen ging, musste er sich nicht daran erinnern, den Kopf hoch erhoben zu halten. Das Mädchen sah ihn näher kommen. Geder grinste sie an, als würde er eine alte Freundin oder Geliebte begrüßen. Eine Komplizin. Kurz hob er einen einzelnen Finger an die Lippen. Verrate nichts.
    Die Augen des Mädchens weiteten sich. Einen halben Atemzug später nickte sie, einmal nur. Werde ich nicht. Er hätte sie küssen mögen.
    Als er seinen Stellvertreter fand, war der Timzinae gerade damit fertig, die gemeinen Soldaten durch das Mühlenhaus zu führen. Geder bemerkte, dass die Soldaten ihre Unterhaltungen einstellten, als er den Raum betrat, aber diesmal störte er sich nicht daran. Das Innere des Hauses roch nach Schimmel und Rauch, und die Spuren der Nacht, die die Karawane in diesem Unterschlupf verbracht hatte, waren auf den Steinen am Boden sichtbar. Ein Besen lehnte an der gegenüberliegenden Wand. Die Borsten waren nass, und eine kleine Wasserpfütze verdunkelte die Steine darunter. Geder ließ ihn betont außer Acht.
    »Was habt Ihr gefunden?«, fragte er.
    »Nichts, mein Lord«, sagte der Stellvertreter.
    »Wir verschwenden hier unsere Zeit«, verkündete Geder. »Ruft die Männer zusammen. Wir sollten weiterziehen.«
    Der Stellvertreter blickte sich um. Einer der Soldaten – ein junger Timzinae mit schwarzen Schuppen, die glänzten, als hätte er sie poliert – zuckte mit den Schultern.
    »Mein Lord, wir haben den Keller noch nicht durchsucht. Wenn Ihr wollt …«
    »Glaubt Ihr wirklich, dass das sinnvoll ist?«, fragte Geder. Als der Stellvertreter nicht sofort antwortete: »Ehrlich.«
    »Wenn ich ehrlich bin, nein.«
    »Dann rufen wir die Männer zusammen und gehen.«
    Der Karawanenmeister, der auf einem Hocker saß, gab ein heiseres, ungeduldiges Geräusch von sich.
    Geder wandte sich zu ihm um. »Im Namen des Imperiums und des Königs entschuldige ich mich für diese Unannehmlichkeiten«, sagte er mit einer Verbeugung.
    »Macht Euch deswegen keine Gedanken«, erwiderte der Karawanenmeister säuerlich.
    Draußen stellten sich die Soldaten in Reih und Glied auf, wie sie es stets zuvor getan hatten. Geder zog sich vorsichtig in den Sattel. Sein Gürtel hielt. Die Edelsteine und Schmuckstücke bohrten sich in seine Haut, stachen ihn ein wenig in die Seiten. Keiner fiel heraus. Die Karawanenwachen beobachteten mit gut gespieltem Desinteresse, wie Geder sein Schwert zum Gruß hob, sein Pferd wendete und es im leichten Schritt vorangehen ließ. Mit jedem Schritt, der ihn von der Karawane fortführte, spürte er, wie sich sein Rückgrat entspannte. Die Sonne, die bereits hinab zum Horizont wanderte, blendete ihn halb, und er reckte den Hals, um die Soldaten hinter sich zu zählen und sicherzustellen, dass keiner umgekehrt oder vergessen worden war. Alle waren da.
    Oben auf dem Grat hielt Geder an, und sein Stellvertreter kam an seine Seite.
    »Wir können am selben Ort wie letzte Nacht lagern, mein Lord«, sagte er. »Und morgen früh nach Südwesten aufbrechen.«
    Geder schüttelte den Kopf. »Nach Osten«, sagte er.
    »Lord?«
    »Gehen wir nach Osten«, sagte Geder. »Es ist nicht weit nach Gilea, und wir können ein paar Tage an einem warmen Ort verbringen, ehe wir zurück nach Vanai gehen.«
    »Wir gehen zurück?«, fragte der Stellvertreter leicht überrascht.
    »Warum nicht?«, sagte Geder und bemühte sich, nicht zu lächeln. »Wir werden ohnehin nichts finden.«

Dawson
    Winterpflichten.
    Das Wort selbst stank bereits nach Verzweiflung. Wenn die längsten Nächte begannen, zogen sich die Edelleute bis zum ersten Tau auf ihre Anwesen zurück, oder sie folgten der königlichen Jagd. Sie ergründeten, welche Art von Männern ihre Söhne werden würden, machten sich wieder mit ihren Gemahlinnen oder Gefährtinnen vertraut, überwachten die Steuereinnahmen ihres Besitzes. Für die Hochgeborenen war der Winter eine Zeit der Häuslichkeit und der Arbeit an Heim und Herd. Sosehr er Camnipol

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