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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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ragte in der Dunkelheit auf.
    »Kein guter Zeitpunkt, Yardem«, sagte Wester.
    »Das war mir bei dem Geschrei schon klar, Herr. Aber da sind Soldaten.«
    Wester veränderte sich von einem Herzschlag auf den nächsten. Sein Gesicht wurde ausdruckslos, sein Körper sank ein wenig in sich zusammen. Ihre Konfrontation löste sich in nichts auf, und Cithrin wurde von der plötzlichen Wendung aus der Fassung gebracht. Es schien ungerecht, dass der Hauptmann ihre Auseinandersetzung aufgab, ohne dass die Dinge geregelt worden wären.
    »Wo?«, fragte Wester.
    »Sie lagern jenseits des Grates im Osten«, sagte der Tralgu. »Zwei Dutzend. Banner von Antea, Zelte aus Vanai.«
    »Nun, Gott hat gelächelt«, sagte Wester. »Besteht eine Möglichkeit, dass sie uns übersehen haben?«
    »Nein.«
    »Haben sie dich gesehen?«
    »Nein.«
    Cithrins Wut fiel in sich zusammen, sobald die Worte durch die Weindämpfe und die Überbleibsel des Ärgers gedrungen waren. Wester ging bereits an ihrem Karren entlang. Er betrachtete Sandr, der immer noch auf seinen Schlittschuhen schwankte, den halbvergrabenen Weinschlauch, den Teich, der nach wie vor von den weißen Schnitten der Kufen auf dem Eis überzogen war.
    »Sandr«, sagte er. »Hol Meister Kit.«
    »Ja, Herr«, erwiderte Sandr und huschte zum Mühlenhaus davon.
    Wester steckte geistesabwesend sein Schwert in die Scheide. Sein Blick glitt über die Umgebung, als würde er etwas suchen. Cithrin wartete, und ihr Herz pochte bis zum Hals. Sie konnten nicht fliehen. Gegen zwei Dutzend konnten sie nicht kämpfen. Jegliches Wohlwollen, das sie von Wester vielleicht hätte erwarten können, war inzwischen sicherlich verflogen.
    Die Sekunden dehnten sich ins Unendliche. Wester holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus.
    »Wir werden einen Besen brauchen«, sagte er.

Geder
    Die bitterkalte frühmorgendliche Brise murmelte durch die Wände von Geders Zelt und ließ die Flamme seiner Öllampe tanzen. Er beugte sich weiter vor, dann fluchte er leise und drehte den Docht hoch. Die Flamme wurde heller und begann dann zu rauchen. Er drehte sie langsam wieder zurück, bis der Rauch verschwand. Im helleren Licht wurde die blasse Tinte, wenn auch nicht deutlich, so zumindest doch lesbar. Er steckte die Hände in die Achselhöhlen, um sie zu wärmen, und beugte sich weiter nach vorn.
    Und so kam es in diesen letzten Tagen, dass die drei großen Fraktionen einen Krieg begannen, der sowohl mit Blut als auch mit schrecklicher List geschlagen wurde, so dass riesenhafte Steinschiffe durch den Himmel flogen, mit großen Eisendornen, um Drachen im Flug abzuschlachten, und auch Gondeln in der Tiefe fanden Wege, um sich zu verbergen, so dass sie einen ungeschützten Feind angreifen konnten, und auch Schwerter mit Gift gab es, um sowohl Meister als auch Sklave zu erschlagen. Der mächtige Morade mit den Silberschuppen, der wahnsinnigste und stärkste der sich bekriegenden Klauengefährten, stellte ein Werkzeug her, das tückischer war, als die Welt es je gekannt hatte, und in den hohen Bergen südlich von Haakapel (was, wie Geder dachte, heute Hallskar sein musste) und östlich von Sammer (worin Geder beinahe sicher den Namen erkannte, den die fünfte Polis für die Keshet verwendet hatte) schmiedete er den Rechtschaffenen Diener, dem niemand Lügen erzählen und dem niemand lange den Glauben verweigern konnte, und sein Siegel mit den Haupt- und Nebenhimmelsrichtungen zeigte die acht Richtungen der Welt, in denen sich keine Falschheit verstecken konnte, und darin fand der mächtige Morade seine durchtriebenste Macht.
    Er rieb sich die Augen. Die dicken vergilbten Seiten des Buches rochen nach Staub und Schimmel und dem seltsam süßlichen Kleber für die Bindung, den seit einem halben Jahrtausend niemand mehr benutzte. Als er es in den tiefen Schatten eines düsteren Ladens in Vanai entdeckt hatte, hatte es ihm große Freude gemacht. Seine Begeisterung verblasste, während er sich durch seine Übersetzung kämpfte.
    Der Autor behauptete, eine viel ältere Schriftrolle kopiert und übersetzt zu haben, die inzwischen lange verloren war und sich bis zu den ersten Generationen nach dem Fall des Drachenimperiums zurückverfolgen ließ. Zum einen war das ein so banales und abgedroschenes Stilmittel, um einem spekulativen Traktat einen Rahmen zu geben, dass Geder das Herz schwer geworden war. Auf den zweiten Blick bedeutete es, dass alles Übrige in diesem Traktat als seriöse Geschichtsschreibung präsentiert

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