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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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Als ich zurückkam, fuhr sein Freund gerade weg.« Sie drehte den Wasserhahn auf und ließ einen der Eimer vollaufen.
    »Mit was für einem Auto?«
    »So einem grauen Lieferwagen, Sie wissen schon.«
    »Ist sein Freund denn allein weggefahren?«
    »Ja. Ihr Schwager war mit seinem eigenen Wagen hier, so einem modernen, und wir haben uns noch kurz unterhalten. Er wollte ein paar Dinge wissen.«
    »Über mich?«
    »Er fragte, ob ein Herr Stefan für Jeanette da gewesen sei. Ich sagte nein. Dann hat er Sie beschrieben.«
    »Wie?«
    »Na, Sie sind aber eitel! Groß und blond, dunkle Augen, gutaussehend.«
    »Was haben Sie darauf geantwortet?«
    »Daß Sie hier gewesen sind natürlich.« Sie antwortete mir zwar, aber ihre Stimme hatte einen unwilligen Unterton, und sie wich ständig meinem Blick aus.
    Jeanette war also tatsächlich in der Nacht noch weggegangen, um diesen Italiener zu benachrichtigen. Sie hatte ihm sogar meinen Namen gesagt, was nicht sehr nett von ihr war, wo wir doch so gute alte Freunde gewesen waren. Andererseits hatte ich natürlich keine Ahnung, unter welchem Druck sie womöglich gestanden und mit was für Typen sie zu tun gehabt hatte. Unangenehmen offenbar. Und die wußten nun durch Frau Effimandi und meine Rosen, daß ich Jeanettes Leiche gesehen hatte.
    »Er bat mich, ihr Apartment zu putzen. Sie hat sich Gedanken gemacht, weil sie vor ihrer Abreise nicht mehr richtig aufräumen konnte. Und da will er sie damit überraschen, wenn sie wiederkommt.«
    »Er liebt sie wohl sehr, was?«
    »Kann sein.«
    »Ob er ihr Liebhaber ist?«
    »Bestimmt nicht.«
    Das erinnerte mich wieder an das zerdepperte Porträtfoto. Ich schaute mich um, sah es aber nirgendwo mehr. Offenbar hatten sie das auch mitgenommen.
    »Wer ist denn eigentlich dieser verbannte König, von dem Sie sprachen?« fragte ich.
    Sie blickte sofort auf das Regal über dem Bett, zeigte aber keinerlei Reaktion, als sie bemerkte, daß das Bild verschwunden war. Ihre Eimer waren unterdessen gefüllt. Sie tat Putzmittel hinein und begann, die Küche aufzuwischen.
    »Putzfrauen sind heutzutage nicht mehr zu bezahlen«, sagte sie, anstatt meine Frage zu beantworten. Ich begriff, daß mir damit die Tür gewiesen wurde, aber ich versuchte es noch mit einer letzten Frage.
    »Hat Jeanette eine Adresse hinterlassen?«
    »Nein. Ihr Schwager kommt ihre Post holen.«
    »Hat der denn eine Adresse? Wie heißt er eigentlich?« »Weiß ich nicht. Ich weiß gar nichts.«
    »Also in einer Woche ist sie wieder zurück?«
    »Hat er gesagt.« Sie machte sich wie wild daran, die in meinen Augen blitzblanke Spüle zu schrubben, und würdigte mich keines Blickes mehr. Ich murmelte noch so was wie »auf Wiedersehen«, aber darauf reagierte sie schon nicht mehr. Der Schwager hatte sie natürlich gebeten, das Apartment zu putzen, damit alle Spuren und Fingerabdrücke beseitigt wurden. Mir war das nur recht, denn so wurden auch die letzten Spuren von meiner Anwesenheit hier aus der Welt geschafft. Es war schon dumm genug, daß Frau Effimandi jetzt meinen Namen kannte und ihn mit Sicherheit auch der Polizei weitergebenwürde. Aber ich konnte meinen Besuch ja leicht erklären.
    Eines stand fest: Ich würde nicht zur Polizei gehen. Jeanette war tot, und ich hoffte, daß man ihren Mörder finden würde. Aber es mußte schon eine ganze Menge mehr passieren, bevor ich mich noch mal in den Dienst der Polizei stellte.
     
    Der alte Herr an der Rezeption unterhielt sich gerade mit anderen Gästen und gab mir meinen Zimmerschlüssel, ohne sein Gespräch zu unterbrechen. Der Fahrstuhl ächzte und stöhnte wieder, als sei dies seine letzte Reise nach oben, und ich beschloß, von jetzt an lieber die Treppe zu nehmen. Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer.
    Es sah aus wie ein Schlachtfeld. Alle meine Sachen waren aus den Schränken und Koffern gerissen und auf den Boden geworfen worden. Aus den Koffern hatte man das Futter herausgeschnitten, das Bett war verrückt, die Matratze lag auf dem Boden, und sogar den Teppich hatte man aufgerollt. Ich schloß die Tür hinter mir, setzte mich auf die Bettkante und zündete mir eine Zigarette an.
    Sie, wer auch immer das sein mochte, hatten alles durchwühlt, ohne sich darum zu scheren, daß es für mich sichtbar war. Ja, es hatte sogar den Anschein, als sei diese Verwüstung Absicht. Eine Art Drohgebärde. Wenn das eine Kriegserklärung sein sollte, war sie ziemlich läppisch, aber sie verfehlte dennoch nicht ihre Wirkung, denn wer sich an

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