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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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meistens aufgekreuzt, wenn sie gerade von einem Flug zurück war. Manchmal in Gesellschaft eines gutaussehenden Fischs. Nun konnte es natürlich durchaus sein, daß diese Herren mit erotischen Absichten zu ihr gekommen waren, aber was hatte der Italiener dann im Flugzeug zu suchen gehabt? Oder war das Zufall gewesen? Und wenn das Zufall gewesen war, warum hatten sie dann so getan, als würden sie sich nicht kennen? Und dieses Notizbuch voller italienischer Namen? Es war nicht anzunehmen, daß sie sich als fliegende Matratze für einsame Italiener durch die Welt bewegt hatte, so gut hatte ich sie immerhin gekannt. Das paßte nicht zu ihr, so hungrig sie auch gewesen sein mochte.
     
    »He, Sid, ich hab’ dich was gefragt.«
    »Ich kann in zwei Wochen anfangen, Chef, wenn ich wieder in meinen eigenen vier Wänden bin.«
    »Zwei Wochen, Mann, bist du von allen guten Geistern verlassen? In zwei Wochen mußt du fertig sein.«
    »Aber in dem beschissenen Hotelzimmer, in dem ich jetzt hause, kann ich doch nicht arbeiten!«
    »Dann kriegst du ein Büro bei mir. Du kannst auch eine Sekretärin dazuhaben und zwei Telefone, einen Wagen und einen Psychiater, aber du mußt morgen anfangen.«
    »Hotelzimmer oder Büro, das macht für mich keinen Unterschied, das weißt du ganz genau.«
    »Verdammt, Sid, warum machst du es dir selbst und anderen immer so schwer. Dann quartierst du dich eben bei mir zu Hause ein. Du kannst das Gartenzimmer haben und den Schlüssel für die Bar, und niemand wird dich stören. Aber fang um Himmels willen an!«
    Manchmalhatte ich ihn im Verdacht, daß er sich als Kuppler für seine Frau versuchte, aber wenn man dann in sein unschuldiges, verschwitztes Lukullusgesicht schaute und ihn verliebt eine Scheibe Westfälischen Räucherschinken auf die Gabel spießen sah, erschien jede dahingehende Vermutung unbegründet. Er war viel zu sehr auf seine eigenen leiblichen Genüsse aus, als daß er auch nur einen Gedanken an den Unterleib anderer hätte verschwenden können.
     
    Frau Effimandi mochte zwar eine Schraube locker haben, aber ihre Ohren funktionierten einwandfrei. Schließlich konnte sie den Schwager an seinen Schritten erkennen. Sie hatte ihn abends weggehen hören. Nach ihm hatte sie noch jemanden nach oben gehen hören, der nur ganz kurz geblieben war. Das war natürlich ich gewesen. Und dann hatte sie mitbekommen, daß Jeanette mit einem Taxi weggefahren war. Dazu hatte Jeanette sich wieder anziehen müssen, denn als ich kam, wollte sie ja gerade ins Bett, wenn sie auch noch nicht geschlafen hatte, wie sie vorgab. Konnte man daraus folgern, daß ihr nochmaliger Aufbruch etwas mit meinem unerwarteten Besuch zu tun hatte, oder war das überinterpretiert? Ich hatte den sogenannten Schwager wiedererkannt, und das war ganz offensichtlich nicht im Sinne des Erfinders gewesen. Konnte es sein, daß sie das sofort gemeldet hatte? Und falls ja, wem? Dem italienischen Schwager selbst?
     
    »He, Sid, antworte doch mal, verdammt.«
    Ich schreckte auf. »Sorry, Chef, der Wein hat mich ein bißchen schläfrig gemacht.«
    »Wein hin oder her, wann kann ich dich morgen erwarten? Cognac zum Kaffee?«
    »Wo? Keinen Cognac, danke.«
    »Wo? Du hast doch wohl nicht die ganze Zeit gepennt, oder? Was glaubst du, warum ich hier sitze?«
    »Um dich vollzustopfen.«
    »Laß doch mal die dummen Scherze. Ich bin Geschäftsmann, Sid, jede Minute kostet mich bares Geld.«
    »Ein guter Geschäftsmann wird Minute für Minute reicher.«
    »Aber nicht, wenn er eine Stunde lang auf einen schläfrigen Texter einreden muß, der sich nicht entscheiden kann, wann er mit der Arbeit anfangen will.«
     
    Dieser Alfred, wer mochte das sein? Frau Effimandi hatte von einem verbannten König gesprochen, dem Jeanette treu zu bleiben versuchte. Mit wechselndem Erfolg offenbar. Warum hatte dieses Porträtfoto auf dem Fußboden gelegen? War es bei einem Kampf aus dem Regal gefallen?
     
    »Morgen also?«
    »Was morgen?«
    »Menschenskind, Sid, was willst du denn eigentlich? Einen Tausender mehr? Dann sag das doch gleich. Okay. Ich gebe dir tausend obendrauf, aber dann mußt du auch unbedingt morgen an die Arbeit gehen und in vierzehn Tagen fertig sein. Das ist ein exorbitanter Betrag, darüber bist du dir hoffentlich im klaren. Aber ich bezahle ihn dir, weil du ihn wert bist und weil du der einzige bist, der das so schnell hinkriegt. Aber nicht, wenn du so weiterpennst.«
    Er drehte sich abrupt um und blickte forschend ins Lokal. »Wo sitzt

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