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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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reingezogen.«
    Ettore seufzte tief. »Ich verstehe gar nichts mehr! Aber es wird wohl so sein.«
    »Laß dir einen Rat geben, Ettore: Sieh zu, daß du so schnell wie möglich das Land verläßt. Die Jungs aus Rom sind euch schon auf den Fersen.«
    Er schaute auf seine Uhr und lächelte. In seinen Augen schimmerte schon fast so etwas wie Seligkeit, als er sagte: »In drei Stunden sind wir über die Grenze, in achtzehn in Italien, in anderthalb Tagen auf Sizilien. Bei Mama.«
    Ich stand auf. »Und den Winter kann man in diesem Land ohnehin vergessen. Oder, Ettore?«
    »Viel zu kalt und viel zu naß.« Er erhob sich ebenfalls, und die anderen beiden mit ihm. Er schüttelte mir die Hand und zerquetschte mir dabei fast die Finger.
    »Grazie.«
    »Arrivederci, Ettore.« Ich nickte den anderen zu und wandte mich ab. Am Tresen standen Enzo und Bruno und schauten an die Decke.
    »Kommt, wir gehen.« Sie machten sofort einen Schwenk und folgten mir. An der Tür sah ich mich noch einmal um. Ettore hatte sich wieder gesetzt und winkte mir herzlich zu. Ich nickte und öffnete die Tür. Nach dem Mief und dem Rauch im Lokal traf uns der Regen draußen wie ein Faustschlag ins Gesicht.

16
    Ich legte das Ohr an die Tür, hielt die Luft an und horchte. Nach einigen Sekunden hörte ich Pauline drinnen lachen. Ganz vorsichtig steckte ich den Schlüssel ins Schloß, drehte ihn lautlos um und öffnete die Tür einen winzigen Spalt. In der Mitte des Zimmers saß Schlüffer, mit dem Rücken zur Tür, tief in das Sofa gesunken, auf dem ich am Nachmittag Enzo und Bruno hatte Platz nehmen lassen. King in seinem Sessel sah ich im Profil und Pauline frontal. Behagliche Wärme schlug mir entgegen, Pauline hatte offenbar den Ofen angemacht. Im Hintergrund spielte der Plattenspieler eine Jazznummer, die Art von Schmusejazz, die auch für Nichtkenner akzeptabel ist.
    Pauline bemerkte, daß sich die Tür öffnete, erhob sich sofort und kam mit einem halbvollen Cocktailglas in der Hand auf mich zu. Sie trug ein tief ausgeschnittenes schwarzes Kleid mit weißem Spitzenbeffchen am Dekolleté. Ihr Haar war hochgesteckt und wurde von einer Spange oben auf dem Kopf gehalten, die mit glitzernden, womöglich sogar echten Steinchen besetzt war. Sie hatte einen andersfarbigen Lippenstift aufgetragen, hellrot mit einem Stich ins Bräunliche (in der Werbung läuft das unter »tawny« ), und gegen das Schwarz des Cocktailkleids bildeten ihr blasser Teint und ihr rotes Haar einen schon fast schrillen Kontrast. Sie öffnete die Tür ganz, faßte meine Hand und zog mich sanft herein. Ich leistete ihr unwillig Folge.
    »Hallo, Sid«, sagte sie, als ich im Zimmer stand, in eigenartigem Tonfall (vielleicht sollte es sexy klingen?), stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte mir ihre Lippen auf den Mund. Sie waren warm und weich und schmeckten nach Alkohol, Martini vielleicht. Sie hatte den rechten Arm um meinen Hals gelegt und strich mir mit der Hand am Kragen entlang über dieSchultern. Ich bekam eine Gänsehaut. Zugleich versetzte sie mit dem Fuß der Tür einen kleinen Schubs, so daß diese mit einem Knall ins Schloß fiel. Der Schlüssel steckte noch von außen.
    Als Pauline aufgestanden war, hatten sich die beiden Männer zu mir hingedreht und schauten jetzt zu, wie sie mich küßte. Schlüffer grinsend, King scheinbar ungerührt. Ich löste mich sanft aus Paulines Umarmung. Sie trat einen Schritt zurück, ohne mich loszulassen, und sagte, wieder in dem eigenartigen Tonfall: »Wie schön, Sid, wie schön, daß du da bist.«
    Dann zog sie mich weiter ins Zimmer hinein und sagte auf englisch: »Darf ich vorstellen, meine Herren, Sid Stefan. Mr. King, Herr Schlüffer.«
    » Mister Schlüffer bitte, Miss Cormick«, verbesserte Schlüffer, während er und King sich erhoben.
    »Natürlich, ich weiß auch nicht, warum ich mich immer wieder vertue«, sagte Pauline mit strahlendem Lächeln und fuhr an mich gewandt fort: »Du siehst, ich habe Besuch.«
     
    Eine Stunde zuvor hatte ich auf dem Rückweg vom Hafen bei einer Kneipe Ecke Lastageweg/Oude Waal gehalten und Enzo und Bruno dort bei einem Pils erzählt, was ich von Ettore erfahren hatte. Sie hatten auch keine Ahnung, welcher Art von Organisation »die Jungs aus Rom« angehören könnten. Ettores Geschichte nach hatte es wohl was mit Drogen zu tun, aber wie das Ganze zusammenhing, begriff ich genausowenig wie er. Die unteren Chargen der Amsterdamer Mafia – Enzo und Bruno mußten zum ersten Mal lachen, als ich

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