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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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den Ausdruck gebrauchte – würden jetzt jedenfalls auf schnellstem Wege das Land verlassen. Eine große Erleichterung für uns und eine ganze Reihe anständiger, friedliebender Italiener. Aber damit waren noch längst nicht alle Probleme aus der Welt.
    Eswar inzwischen halb acht. Ich fragte die Brüder, ob sie Hunger hätten. Sie behaupteten nein, senkten dabei aber so betreten den Blick, daß ich zu der Überzeugung gelangte, sie könnten sehr wohl eine Stärkung brauchen. Ich lud sie ein, im Hilton mit mir zu Abend zu essen. Nach leichtem Zögern willigten sie grinsend ein. Ich hoffte, daß wir dort Henderson begegnen würden. Die Chance war zwar gering, das war mir klar, aber wir waren in eine Sackgasse geraten und mußten jede Möglichkeit ausschöpfen.
    Im Foyer des Hilton fragte Bruno, ob er sich vor dem Essengehen bei mir im Zimmer rasieren könne. Sie rasierten sich immer zweimal am Tag, sagte er, und tatsächlich war ihre Kinnpartie reichlich dunkel überschattet. Natürlich stellte ich ihnen gerne meinen Rasierapparat zur Verfügung. Wir gingen also zur Rezeption, um meinen Zimmerschlüssel zu holen. Mit dem Schlüssel reichte man mir einen Briefumschlag.
    Er enthielt die Nachricht: »Nehmen Sie bitte dringend Kontakt zu meiner Sekretärin auf. Henderson«, geschrieben mit rotem Kugelschreiber in großer, runder Schrift.
    Henderson hatte also bereits erfahren, daß ich im Hilton wohnte. Was nicht verwunderlich war, da ich ja morgens in seinem Zimmer mehrere Gespräche entgegengenommen hatte.
    »Ist Mr. Henderson, Zimmer 444, im Haus?« fragte ich den Rezeptionisten. Er warf einen flüchtigen Blick auf das Schlüsselbrett. »Nein, Mijnheer.«
    »Und Miss Callock?«
    Ein weiterer Blick nach hinten. »Ja, Mijnheer.«
    Im Fahrstuhl erzählte ich Bruno und Enzo von der Nachricht, die ich erhalten hatte, und beschloß, Daisy zuerst anzurufen und ihr dann, während die Brüder sich frisch machten, einen kleinen Besuch abzustatten.
    Aberes war gar nicht nötig, Daisy anzurufen. Sie lag, an Händen und Füßen gefesselt, auf meinem Bett. Ihr Rock war zerrissen und ihre Bluse halb aufgezerrt, und man hatte ihr den Mund mit einem Tuch zugebunden. Darunter war auch noch ein Watteknebel, wie sich herausstellte, als ich ihr das Tuch abnahm. Ihr Gesicht und ihre Arme waren voller Blut. Als ich den Knebel entfernte, schnappte sie pfeifend nach Luft. Die Augen behielt sie zu. Während Enzo und Bruno nervös und ungeschickt die Stricke lösten, mit denen man sie gefesselt hatte, schenkte ich aus der Flasche, die Jeanette mir vermacht hatte, etwas Cognac in ein Wasserglas, hob Daisys Kopf an und flößte ihr ein wenig davon ein. Nachdem ich ihr dreimal das Glas an die Lippen gesetzt hatte, begann sie von sich aus zu trinken, und nach einigen weiteren Schlucken öffnete sie die Augen. »Danke«, flüsterte sie.
    Ich ließ ihren Kopf wieder aufs Kissen sinken. »Was ist passiert?« fragte ich und fuhr an die Brüder gewandt fort: »Das ist die Sekretärin von Mr. Henderson, die ich gerade anrufen wollte. Sie erspart mir damit zumindest die Mühe, sie aufzusuchen.« Enzo und Bruno sahen mich vorwurfsvoll an. Ihrer Meinung nach scherzte man wohl nicht in einer solchen Situation. »Was ist passiert?« wiederholte ich und schüttelte Daisy. Sie spuckte ein paar Wattefasern aus. »Noch einen Moment bitte«, flüsterte sie und schloß die Augen wieder. Dreißig Sekunden lang schwiegen wir alle vier.
    Das dauerte mir zu lange. »Verdammt noch mal, Daisy, erzählen Sie«, blaffte ich sie unvermittelt an.
    Sie erschrak, öffnete die Augen und setzte sich auf. »Wo ist meine Handtasche?« fragte sie beunruhigt.
    Die lag neben dem Bett auf dem Boden. Ich hob sie auf und gab sie ihr. Sie öffnete sie, nahm ihre Puderdose und einen Kamm heraus, und fing an, ihr Gesicht zurechtzumachen.
    Jetztlangte es mir. Ich riß ihr die Tasche aus den Händen und schleuderte sie ans andere Ende des Zimmers. »Erzählen Sie, los, oder ich werde handgreiflich. Was ist passiert?«
    Sie sah mich zu Tode erschrocken an. Mir fiel auf, daß sie ihre Brille nicht aufhatte. »Ich wollte Ihr Zimmer durchsuchen. Mr. Henderson hatte entdeckt, daß Sie sich hier im Hotel ein Zimmer genommen haben, und als er heute Morgen wegging, hat er an der Rezeption eine Nachricht für Sie hinterlassen.« Sie verstummte und schaute hilfesuchend zu Enzo und Bruno, die jedoch kein Wort von ihrer Geschichte verstanden.
    »Weiter.«
    »Ich sollte aufpassen, wann Sie zurückkommen,

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