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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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nach. Für niemanden mehr. Es ist doch keiner mehr da.«
    Das war es also. Der Kopf war tot, und die Gruppe war führungslos.
    »Worin bestand denn eure Arbeit?«
    »Ich dachte, du wüßtest soviel, du Grünschnabel.«
    »Erzähl.«
    »Na ja, Geld einkassieren. Kontrollieren, ob wer neu in der Stadt war. Auch mal wem ’ne Abreibung verpassen, der nicht bezahlen wollte. Aber das kam so gut wie nie vor. Sind alles anständige, vorsichtige Jungs hier in Amsterdam. Wir konnten eigentlich eine ruhige Kugel schieben, bis neulich...«
    Er verstummte und zündete sich mit unwirscher Gebärde eine Zigarette an, hielt aber plötzlich inne und starrte zur Tür. Die beiden anderen folgten seinem Blick. Ich schaute auf die Uhr. Die fünf Minuten waren um, Enzo und Bruno waren hereingekommen.
    Als er sich wieder mir zuwandte, klang seine Stimme fast kläglich. »Ich verstehe das einfach nicht mehr. Ich verstehe überhaupt nichts mehr.«
    Der Kellner stellte derweil eine Flasche Bier vor mich hin. »Fünfzig Cent.«
    Ich bezahlte, ohne ihn anzusehen. Ich hasse unhöfliche Kellner. »Ich erklär’ dir das dann schon alles, Ettore, erzähl einfach weiter. Was war neulich?« Ich winkte den Kellner zurück. »Bringen Sie noch drei Bier für die Herren hier.«
    »Herren?« sagte der Typ, während er sich entfernte.
    Ettore seufzte betrübt. »Carlo rief an. Wir sollten auf der Stelle zu ihm kommen. Mein Bruder – er wartet noch irgendwo in der Stadt auf die da«, er zeigte auf Enzo und Bruno – »...und ich. Gut. Wir sollten eine bleischwere Kiste für Carlo nach unten tragen. Die haben wir ins Auto gestellt und sind dann zu dritt aus der Stadt raus. Mein Bruder ist gefahren. Wir sind zu dem Haus...«
    »Welchem Haus?« unterbrach ich ihn.
    »Irgendwo im Wald. Mit dem Auto könnte ich hinfinden. Ein Mann kommt raus und steigt zu uns ein.«
    »Ein großer, dünner Holländer?«
    »Genau. Wir fahren ans Meer. Aber nicht richtig offenes Meer, eher so was wie ein riesiger See.«
    »Das IJsselmeer.«
    »Vielleicht. Dieser Holländer hatte da ein Motorboot. Wir haben die Kiste aufs Boot gebracht, er hat den Motor angeworfen und ist selbst wieder ausgestiegen. Carlo ist aufs Wasser rausgefahren, ganz weit, und wir haben die Kiste versenkt. Dann sind wir wieder zurück und haben den Mann nach Hause gebracht. Was das alles sollte, haben wir nicht gefragt, mein Bruder und ich, man stellt nun mal keine Fragen. Aber komisch fanden wir’s schon, und wir haben uns nicht gut dabei gefühlt.«
    Der Kellner brachte das Bier, ich bezahlte, und wir prosteten einander zu. Die beiden Hansel nickten höflich und blickten besorgt auf Ettore.
    »Weiter.«
    Ettore starrte in Gedanken versunken auf den Tisch. Über seinen ungesund aussehenden Augen wucherten mächtige Augenbrauen, die nahtlos in sein Haupthaar überzugehen schienen. Das trug sehr zu seinem affenartigen Äußeren bei. Ein Affe, dem man das Sprechen beigebracht hatte.
    »Weiter, Ettore«, drängte ich ihn noch einmal.
    Er trank einen Schluck und wischte sich diesmal den Schaum aus den Mundwinkeln. »Als wir wieder in Amsterdam waren, haben wir uns mit Carlo vor dem kleinen Hotel an der Gracht postiert. Fünf Stunden lang haben wir da im Auto gehockt, wir hatten total steife Knochen. Mitten in der Nacht bist du dann endlich gekommen. Du warst betrunken, erinnerst du dich? Ich hab’ dir mit dem Totschläger eine übergezogen, und dann haben wir dich ins Auto verfrachtet und zu Carlo gebracht. Dort haben wir dich noch mit Handschellen gefesselt, und dann hat Carlo gesagt, daß wir abziehen könnten. Haben wir gemacht, aber ich hatte da schon so ein Vorgefühl, daß irgendwas nicht stimmte, denn mit Holländern hatten wir noch nie was am Hut gehabt.«
    »Wieso?«
    »Na ja, wir haben hier nur die Italiener im Auge zu behalten, sonst nichts. Wenn einer aufmuckt, verpassen wir ihm einen Denkzettel. Aber die Holländer gehen uns nichts an.«
    Jetzt war mir alles klar. Er gehörte also zu einer Gangsterbande, die die italienische Kolonie in Amsterdam terrorisierte. Alle italienischen Gastarbeiter in Amsterdam, anständige, ruhige Jungs, wie er selbst gesagt hatte, mußten einen gewissen Betrag an Carlo und Konsorten abgeben. Eine Art Cosa Nostra im kleinen. Oder... war sie wirklich so klein?«
    »Weiter.«
    »Am nächsten Tag sitz ich mit meinem Bruder im Café, und wen sehen wir da? Dich, und du tust, als wenn überhaupt nichts wäre. Wir rufen bei Carlo an. Romeo ist am Apparat, und wir erzählen

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