Dollbohrer!
konnte er alles erfassen. Vor ihm stand, zu ihm gebeugt, ein Schwarzer mit großen, weit geöffneten Augen, der ihm einen Schlumpf entgegenhielt, der wiederum auf einer Palme saß.
»Freitach!«, wiederholte der Mann laut.
»Was ist denn mit Freitag?«, fragte der Professor vorsichtig, während er seinen Rollstuhl einen halben Meter nach hinten bewegte, um der ihm zu großen Nähe des Fremden etwas zu entkommen.
»Ei, isch bin nur noch bis Freitach hier! Und des is ja schon morje! Wenn Sie den hier habbe wolle, dann sollte Sie sich entscheide!«
Ohne wirklich zu begreifen, was das alles sollte, antwortete er: »Ich denk noch mal drüber nach, okay?« Der Farbige nickte, wenn auch widerwillig.
»Abber net zu lang warte. Sonst verscheuer ich den an jemand annerster!«
Dann verzog er sich. Der Professor sah sich um. Er befand sich an der Stirnseite einer ziemlich großen Halle, in der mehrere Dutzend Tische und Stände aufgebaut waren, vor beziehungsweise hinter denen wiederum jede Menge Menschen hin und her liefen. Und deren Stimmenwirrwarr er zunächst als undefinierbares Rauschen wahrgenommen hatte.
Wie ein Scanner flog sein Blick über die gesamte Szenerie, und schnell fügte sich ein Puzzleteil ins nächste. Das hier war eine Messehalle, und die Leute hier waren entweder Anbieter oder Besucher. Wobei Letztere mitunter sehr aufgeregt schienen, während sie die verschiedenen Auslagen checkten.
»Vielleicht Drogenabhängige …«, schoss es ihm durch den Kopf. Von einer Messe für Drogenabhängige hatte er zwar nie gehört, aber andererseits wäre das ja auch logisch, weil man eine solch illegale Veranstaltung schließlich nicht mit Plakaten oder Anzeigen ankündigen würde. (»Besuchen Sie unseren Crack- und LSD -Stand in Messehalle 4, Gang B. Wir freuen uns auf Sie! Und Pröbchen gibt es natürlich auch!«)
»Jaaaaa! Ich hab ihn! Ich hab ihn!«
Einer der Besucher da vorne schien etwas ganz Besonderes erworben zu haben, das er nun triumphierend in die Höhe hielt. Sofort bildete sich eine Menschentraube um ihn, und »Aahs« und »Ohhs« mischten sich mit Applaus.
»Was ist das hier?«, murmelte der Professor. Und dann endlich sah er das Banner. Hoch oben an der gegenüberliegenden Stirnseite des Raumes, gute fünf Meter breit.
» HERZLICH WILLKOMMEN AUF DER Ü-EI-BÖRSE DREIEICH !«
Was ein Ü-Ei war, wusste der Vater zweier Söhne und Großvater dreier Enkelkinder natürlich. Diese Überraschungseier aus Schokolade mit den kleinen Plastikkapseln drin, in denen sich wiederum diese vielen verschiedenen Gimmicks befanden. Kleine Steckspiele, Figuren, Autos und dergleichen Plunder mehr.
»Aber wie bin ich hierher …«
Plötzlich legten sich zwei kräftige Hände um die Griffe seines Rollstuhls, und schon schob ihn jemand mit ordentlichem Tempo mitten ins Zentrum des Geschehens.
»Hey, was machen Sie, wer sind Sie überhaupt, was fällt Ihnen denn ein?«, protestierte er, allerdings erfolglos.
»Jetzt mach ma en Punkt, Oppa! Wenn du schon hier bist, wirste ja net die ganze Zeit von hinne zugucke wolle!«, antwortete ihm eine tiefe Frauenstimme. »Also nei ins Getümmel!«
Bevor er seine Gönnerin überhaupt hatte richtig sehen können, war die schon wieder verschwunden, während er sich nun unmittelbar in einem der Gänge zwischen den unzähligen Ständen befand. Natürlich hätte er am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht, was aber aufgrund der dichten Menschenmenge definitiv nicht ging! Mühsam schob er sich also Meter für Meter den Gang hoch, vorbei an den vielen Ständen und Tischen.
»Hier … die komplette 85er Pumucklserie … KOMPLETT inklusive ›Blumenfreund-Pumuckl‹ und ›Lustiger Musikanten-Pumuckl‹. Geb ich Ihnen, weil Sie es sind, für 800 Euro!«
»Nein danke, sehr großzügig!«
»Wie wäre es dann mit allen Tieren vom ›Zirkus Liliput‹ von 1980?«, rief jemand beim nächsten Stand. »Gucken Sie hier …Jumbo, der Star aus Afrika, Brülli, der Juniorlöwe, Brumbrum, der Weltmeister im Eisessen, und Simba, der indische Königstiger. Und als Bonus, nur für Sie … Büffel Hannibal aus dem Westernland! 1200 Euro, das kriegen Sie hier sonst bei keinem!«
»Brülli, der Juniorlöwe? O Gott, ich muss hier raus!«
Verzweifelt suchte er nach einer Fluchtlücke, aber stattdessen wurde es um ihn herum immer voller, immer dichter. Und als ob das nicht schon unangenehm genug gewesen wäre, stellte sich plötzlich ein aufgeschwemmter Wal vor ihn, dessen Kopfesröte sowie
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