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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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Zwischenfalls an der Zementmaschine auf die Idee gekommen war, Chihuahuas aus Leichtzement in den Regalen neben der Kasse anzubieten, was sich als ein echter Renner entpuppt hatte. Den edlen Ring für den Mitarbeiter des Jahres bekam natürlich Walter Gollomle. Weniger, weil er die Schlacht gegen die Angreifer allein entschieden hatte, sondern weil alle tierisch Schiss hatten, dass er bei Nichtberücksichtigung noch einmal so einen Anfall bekommen könnte wie da oben auf dem Spachtel. Kurzerhand hatte man auch noch einen Ehrenpreis für langjährige Verdienste eingeführt, den man postum Sebastian Sauron verlieh, den man beim Aufräumen nach dem Gemetzel kopfüber in einer dieser stabilen WC -Schüsseln aus Sanitärporzellan gefunden hatte. Und der so, wenn auch erst nach seinem Ableben, doch noch seine Auszeichnung erhalten hatte.
    Unsere vier Freunde gingen also leer aus an diesem Tag. Aber was sollte sie das grämen? Sie hatten sich und ihre gemeinsame Leidenschaft, und das war es, was zählte …
    »Mittelerde! Des Entscheidende is doch, wie es um die Mittelerde bestellt ist!«
    »Quatsch, ob Mittelerde oder net … Du kannst doch en Butterblümsche net mit Sonneblumme zusammepflanze, die krieht doch überhaupt kein Licht bei dem große Schwengel!«
    »Pass uff, dass ich dir net gleich ma meinen großen Schwengel zeisch! Butterblümsche lieben es, mit annern Blumme zusammegesetzt zu wern … des is doch allseits bekannt!«
    »Ja,ja, nur weil du des Format wie en Butterblümsche hast und gern in Gesellschaft bist!«
    »Ihr habt kei Ahnung …!«
    »Ich kann dir gleich ma zeische, wer hier Ahnung hat …!«
    »Oh, hört, hört … Dann vergiss aber net, uff de Stuhl zu klettern, damit mer dich auch sehe könne!«
    »Des sacht ja grad der Richitsche! Wisst ihr, warum de Frodo immer lacht, wenn er durch de Garte läuft?«
    »Sach schon!«
    »Weil ihn dann es Gras am Arsch kitzelt!«
    Nein, der Stimmung in der Gartenbauabteilung hatten die Ereignisse der letzten Tage keinerlei Abbruch getan …

Der Medicus
    Wieso Noah Gordon seinen Roman im 11. Jahrhundert spielen ließ, warum er von Bader-Chirurgen und Aderlässen erzählte und wie einer durch die Türkei reisen konnte, obwohl es diese zu der Zeit noch gar nicht gab, bleibt wohl für immer sein gut gehütetes Geheimnis.
    Kein Geheimnis ist es aber mehr, wie es wirklich gedacht war …
    Die Blaskapelle spielte jetzt ungefähr zum zehnten Mal »Rosamunde«, aber anstatt dass das beim Publikum vielleicht einen gewissen Unmut hätte erzeugen können, sorgte genau diese ständige Wiederholung des zelterprobten Gassenhauers für eine Stimmung, die mittlerweile längst von ausgelassen in hysterisch gewechselt war. Natürlich kam hinzu, dass es an diesem Tag im August so heiß war wie im ganzen Jahr zuvor nicht und dass den Leuten das Bier und die Schnäpse noch viel schneller in den Kopf stiegen als sonst. In dem kleinen Roet-Kreuz-Zelt ein paar Meter hinter dem Festzelt war es dafür bislang erstaunlich ruhig gewesen. Ein, zwei kleine Verletzungen, ein verdrehter Knöchel und eine Schnittwunde durch ein in die Brüche gegangenes Maßglas – das war es auch schon. Dementsprechend angeödet saß Reno in dem leicht knarrenden Klappstuhl und langweilte sich. Was immer die Leute hier in diesem bayerischen Kaff auch daran fanden, in albernen Lederhosen oder Dirndln zu schlimmer Musik herumzuhopsen und dabei eigenartige Laute von sich zu geben … jemandem wie ihm, einem aus Celle in Niedersachsen, würde sich das auch in hundert Jahren nicht erschließen. Nicht, dass sie in Celle nicht auch feiern und saufen würden, als gäb’s kein Morgen, das sehr wohl. Wie oft hatten seine Kumpel und er sich schon die Mütze weg- beziehungsweise die Lampen ausgeschossen. Aber, wie Reno fand, mit mehr Stil. Kopfschüttelnd zog er erneut die Kopfhörer seines iPod auf. Natürlich hatte er sämtliche »Angry Birds«-Levels längst schon mehrmals geschafft, aber einfach nur vollkommen tatenlos dazusitzen und den Kopf in Richtung des Tischventilators zu halten, erschien ihm auch nicht der passende Zeitvertreib, solange er Dienst hatte.
    Und so hörte er auch nicht die auf dem Kiesweg näher kommenden, schlurfenden Schritte und bemerkte auch nicht gleich, wie jemand das kleine Zelt betrat. Erst als sich ein Schatten auf das Display legte, sah er auf. Vor ihm stand ein Mann. Groß, so um die fünfzig, schütteres Haar, in bayerischer Tracht. Reno nahm die Kopfhörer ab und schaute den Mann

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