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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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vergessen, warum sie hier eigentlich saßen, aber jetzt meldete sich wieder Renos Sanitäterpflicht in ihm.
    »Ich kann es Ihnen jedenfalls nicht rausholen!«
    »Wos?«
    »Na, das Stuhlbein in Ihrem Rücken!«
    »Des von IKEA ?«
    »Genau das. Es sei denn, es steckt noch irgendwo eins, das Sie mir verschwiegen haben.«
    Der Sanitäter, der eigentlich bald Feierabend hatte und den die Misstrauensattacke des Bayern auch irgendwie gekränkt hatte, spürte eine gewisse Gereiztheit.
    »Wie gesagt, ich kann es Ihnen nicht rausholen, weil es zu tief drin steckt. Und weil ich Angst habe, dass Sie dann wieder Blut verlieren. So ist die Stelle zumindest dicht!«
    »Wos machen mia dann?«
    »Sie müssen in ein Krankenhaus, damit man Ihnen das rausoperiert!«
    »Ja, aba dann feiern de hia ohne mi zua Ende. Mit am Feiarwerk heid Nacht! Na, des kommt ned in Froge!«
    Renos Mimik verriet nun eine gewisse Abschätzigkeit.
    »Ja, aber so geht das auch nicht! Sie können es ja nicht sehen, aber das sieht echt nicht besonders … besonders appetitlich aus!«
    »Hoam Sie an Spiegel?«
    Kurz drauf betrachtete sich der Mann in einem Handspiegel, der zwar klein war, ihm aber genügend Sicht auf seinen Rücken verschaffte.
    »Wos a Bolzn … leck mi om Orsch!«
    »Sag ich doch, damit können Sie nicht wieder zurück ins Zelt!«
    »Ja, aber wos machen mia?«, fragte der Mann in der Tracht nun bereits zum dritten Mal, wobei zum ersten Mal eine Art Bitten in seinem Blick lag. Was wiederum von Reno nicht unbemerkt blieb, der jetzt nachdenklich sein Kinn kraulte.
    Ein paar Minuten später betrat ein Bayer in der landestypischen Kluft und mit einem zufriedenen Grinsen das Festzelt, in dem es immer noch hoch herging. Für die anderen Besucher sah es fast so aus, als würde da einer mit einem Stock im Rücken daherkommen, was natürlich nur »a Moardsgag« sein konnte, einer von diesen Scherzartikeln. Entscheidend aber war, dass daran ein Fähnchen mit den hier gern gesehenen blau-weißen Rauten befestigt war, das fröhlich hin und her flatterte!
    »Noch eine gute Stunde, dann kommt der Kollege und löst mich ab«, murmelte Reno ein paar Meter weiter und widmete sich dem nächsten »Angry Birds«-Level, während die ersten Feuerwerkskörper den Abendhimmel erleuchteten.

Dracula
    Hier gilt eigentlich das Gleiche wie bei Frankenstein. In allen Geschichten, ob jetzt in Bram Stokers Original oder aber auch in allen weiteren Varianten, hatte man den Fürsten der Vampire am Ende für tot erklärt, sei es durch Zerfall bei Sonnenlicht oder einen Pfahl ins Herz. Leider Quatsch!
    Begeistert hatte er die junge Frau entdeckt, als diese gerade im kleinen Innenhof die Damentoilette suchte.
    »Hmmm … genau meine Kragenweite!«, dachte er und lächelte glücklich.
    Kurz darauf, nachdem Luzie, so hieß das junge Ding, den Waschraum wieder verlassen hatte, packte der Graf sie von hinten, umklammerte sie und biss ihr fest in ihren hübschen Hals. Dieser Job als Aushilfskellner hier in dieser stets gut besuchten Apfelweinkneipe im alten Teil von Sachsenhausen eröffnete ihm tagtäglich ganz neue Möglichkeiten, die er so im abgelegenen Transsylvanien nie gehabt hätte. Natürlich kam ihm auch seine außerordentliche Begabung, Sprachen in Windeseile zu erlernen, ausgesprochen zugute! Denn wer den heimischen Dialekt beherrschte, wurde auch nicht als Fremder gesehen.
    »Ach, was e lecker Mädsche … jetzt wird schön aaner abgezappt! Was hammer denn für Blutgrüppsche, hm? A, B oder C? Spässche, Spässche … Egal, hier … komm, trink ma en Schlücksche Fanta, mir is grad so nach em Süßgspritzte!«

Pinocchio
    Manchmal drängte sich beim Betrachten der gefundenen Texte die Frage auf, ob bei der ein oder anderen fingierten Version nicht vor allem aus moralischen Gründen gemogelt worden war.
    Es war einmal ein kleiner italienischer Junge. Der, genau wie seine Freunde, den Großteil des Tages mit Fußballspielen verbrachte, ab und zu jemandem einen harmlosen Streich spielte und der nichts lieber aß als von der Großmutter gekochte Spaghetti mit dieser typischen sizilianischen Tomatensoße. Wobei ihm Letztere in Ermangelung einer Großmutter sein liebevoller Ziehvater, der Apotheker Giovanni-Emilio Petto, zubereitete, der den Jungen seinerzeit ohne zu zögern bei sich aufgenommen hatte, als man ihm im zarten Säuglingsalter eines Nachts in einem kleinen Weidenkorb einfach vor seiner Apotheke abgestellt hatte. Dort also wuchs er auf und wurde ein fröhlicher

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