Dolly - 02 - Wirbel in Klasse 2
wir dieses Thema fallen”, sagte Fräulein Parker, die Dianas herzlich überdrüssig war.
“Setzen Sie sich darüber mit Mademoiselle Rougier auseinander, wenn Sie es für richtig halten. Mir ist das gleichgültig. Abgesehen davon, daß Diana uns mit Erfolg auf den Arm genommen hat, bin ich ganz froh, sie nicht während der Wanderung maulend, klagend und seufzend mit schleppenden Füßen hinter uns herziehen zu sehen.”
Diana konnte es sich nicht verkneifen, jedermann davon zu erzählen, auf welche Weise sie sich vor der Wanderung gedrückt hätte. Evelyn wünschte, sie wäre ebenso entschlossen vorgegangen. Die anderen fühlten sich durch diesen heuchlerischen kleinen Trick einfach abgestoßen.
“Wie man das nur tun kann, bloß um sich vor einem Spaziergang zu drücken!” sagte Dolly. “Es macht doch Spaß, in Gummischuhen durch die Pfützen zu platschen. Wenn du es vorziehst, den ganzen Nachmittag mit französischen Verben zuzubringen – nur immer zu! Das sieht dir jedenfalls mal wieder ähnlich, Diana!”
Doch die Wanderung fand überhaupt nicht statt! Der Wind hatte sich zu einem Sturm gesteigert, so daß Fräulein Parker beschloß, den Spaziergang abzublasen. Die Mädchen zogen sich gerade Regenmäntel und Gummischuhe an, als die Lehrerin in den Garderobenraum kam und sie von ihrem Entschluß unterrichtete. Diana war bereits mit ihrem Französischbuch zu Mademoiselle gegangen.
“Mädchen es tut mir leid. Aber aus dem Wind ist ein richtiger Sturm geworden!” sagte die Lehrerin. “Die Wanderung ist abgesetzt. Als Entschädigung werden wir alle in der Turnhalle mit viel Krach und guter Stimmung zusammen spielen – Ballspiele oder was immer ihr wollt! Wir werden die Hausmutter bitten, uns außerdem einen guten Kakao und eine Menge Kuchen zu bringen, so daß wir zur Abwechslung ein Picknick im Hause abhalten.”
Die Mädchen brachen in Begeisterungsrufe aus. Ein Nachmittag mit lustigen Spielen, Völkerball oder Hindernisspringen, mit Lachen, Schreien und Gelächter, mit einem Picknick in der Turnhalle – das war so richtig nach ihrem Herzen!
“Wie ist denn das mit Diana, Fräulein Parker?” fragte Marlies, der plötzlich einfiel, daß Diana bei Mademoiselle war. “Soll ich gehen und sie holen?”
“Pst!” sagte Alice mit verhaltenem Atem. “Fräulein Parker an Diana zu erinnern! Geschieht ihr recht, wenn sie das alles hier verpaßt! Ich werde Marlies gleich den Kopf waschen!”
Fräulein Parker schaute auf das ängstliche Gesicht von Marlies hinunter und fragte sich zum zwanzigsten Mal, warum Marlies sich um Diana kümmerte, wo sie doch Dolly und Susanne zu Freundinnen hatte.
“Marlies, du solltest Diana nicht stören”, sagte Fräulein Parker so deutlich, daß die begierig lauschenden Mädchen es gut hören konnten. “Sie hat sich diese Nachhilfestunde so sehnlich gewünscht, wie mir Mademoiselle erzählte, und sie wollte unbedingt auf die Wanderung verzichten. Ich bin sicher, daß sie ebenso gewillt ist, auf Spiel und Picknick im Hause zu verzichten. Nein, wirklich – wir dürfen sie nicht stören! Wenn ein Mädchen so fleißig ist wie Diana, wäre es nicht recht, sie von ihrem lobenswerten Entschluß abzuhalten.”
Marlies war die einzige, die den humorvollen Unterton nicht heraushörte. Die anderen begriffen sofort und bogen sich vor Lachen. Fräulein Parker lächelte.
“Da ist Diana schön hereingefallen”, sagte Alice. “Geschieht ihr wirklich ganz recht!”
Sie verlebten einen vergnügten Nachmittag und hatten sich am Schluß ganz müde gespielt.
Dann setzten sie sich zu Tisch, wo der Kakao in Strömen floß und sich enorme Kuchenberge türmten.
Diana tauchte auf, als gerade das letzte Stück Kuchen gegessen wurde. Sie hatte einen unsagbar langweiligen Nachmittag bei Mademoiselle zugebracht – mit gräßlichem Nachhilfeunterricht. Diana mußte nicht nur wieder und wieder die Aussprache üben, sondern außerdem auch die meisten Verben aufschreiben.
Diana wünschte von Herzen, sie hätte diesen Unterricht nie angeregt. Sie hatte geglaubt, sie würde gemeinsam mit Mademoiselle ein behagliches Stündchen verbringen und hauptsächlich über sich selbst plaudern können. Da Mademoiselle aber von Diana völlig überzeugt war, wollte sie ihr den so dringend verlangten Unterricht auch erteilen.
So ließ sie die arme Diana büffeln und nochmals büffeln. Als Diana schwach protestierte und meinte, sie habe Mademoiselle lange genug aufgehalten und die anderen würden nun auch bald von der
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