Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat
Will. “Du weißt, wo er wohnt – es ist gar nicht so weit!”
“Nein, ich kann nicht genug reiten, um ein Pferd herauszuholen und in die Nacht hineinzugaloppieren. Reite du hin, und ich bleibe bei Donner.”
“Ich kann ihn nicht eine Minute allein lassen!” sagte Will. Sie schien völlig unfähig, einen Gedanken zu fassen.
Dafür dachte Dolly scharf nach. Da kam ihr eine Idee: “Will, bleibt hier, ich bringe Hilfe. Reg dich nicht zu sehr auf. Ich komme zurück so schnell ich kann!”
Ritt durch die Nacht
Dolly rannte in den Regen hinaus. Sie hatte Will nicht sagen wollen, was sie im Sinn hatte. Will wäre damit bestimmt nicht einverstanden gewesen, aber nach Dollys Meinung war es das einzig vernünftige.
Dolly wollte Fräulein Peters wecken und ihr Donners lebensgefährlichen Zustand schildern. Die Lehrerin liebte das Pferd, und Donner hatte sich vertrauensvoll an sie geschmiegt. Sicher wurde sie Verständnis zeigen und helfen.
Dolly ging ins Haus und tastete sich die dunklen Korridore entlang. Ob sie wohl das richtige Zimmer fand? Ja, hier mußte es sein! Sie klopfte an die Tür.
Keine Antwort. Sie klopfte noch einmal. Wieder nichts! Fräulein Peters mußte einen sehr gesunden Schlaf haben. Verzweifelt öffnete Dolly die Tür und guckte hinein. Das Zimmer war völlig dunkel. Dolly suchte nach dem Schalter und knipste Licht an.
Fräulein Peters lag in tiefem Schlaf. Selbst ein tüchtiges Gewitter hätte sie nicht aufgeweckt.
Dolly ging auf das Bett zu und legte ihr die Hand auf die Schulter.
Endlich wachte die Lehrerin auf. Sie starrte Dolly verblüfft an. “Was ist los?” sagte sie. “Weshalb kommst du hierher?”
Es wäre verständlich gewesen, wenn Dolly Fräulein Pott oder die Hausmutter geweckt hätte. Doch hier konnte, so fühlte Dolly, nur Fräulein Peters helfen. Sie erzählte in fliegender Eile:
“Donner hat Kolik, und Will hat eine schreckliche Angst, daß er stirbt. Können Sie den Tierarzt holen lassen?”
“Was? Seid ihr beide etwa zu dieser Nachtzeit draußen in den Ställen?” sagte sie und guckte auf die Uhr. Es war halb eins. Dann sprang sie aus dem Bett und zog sich schnell Reithosen, Pullover und Wetterjacke an. Sie war gestern abend ein wenig spazierengeritten und hatte die Reitsachen noch neben dem Bett liegen.
“Ja”, sagte Dolly, “aber bitte, seien Sie nicht böse. Wir mußten einfach in den Stall gehen, als wir hörten, daß Donner vor Schmerzen stöhnte.”
“Ich bin nicht böse”, sagte Fräulein Peters. “Ich hatte mir heute selbst schon Sorgen um das Pferd gemacht. Ich habe auch den Tierarzt angerufen. Er will morgen früh kommen. Ich gehe jetzt hinunter und sehe mir Donner an.”
In wenigen Minuten war sie mit Dolly im Stall. Will war überrascht, aber sehr getröstet, als sie sah, wie umsichtig Fräulein Peters mit dem Pferd umging. Donner wieherte schwach und schnupperte an ihrer Schulter. Fräulein Peters sprach freundlich auf ihn ein, und eine warme Welle flutete durch Wills Herz.
“Ach, Fräulein Peters, können Sie den Tierarzt kommen lassen? Ich habe solche Angst, daß Donner sich hinlegt. Wir können ihn ja nicht wieder hochkriegen!”
Donner stöhnte vor Angst und Schmerzen. Er machte Anstalten, sich niederzulegen, aber Fräulein Peters führte ihn sofort aus dem Stall hinaus und ging mit ihm auf und ab. Die anderen Pferde drehten sich um und schienen sich über diese seltsamen Vorgänge zu wundem. Eins von ihnen wieherte Fräulein Peters zu. Sie mochten sie alle gern.
“Dolly, lauf sofort ins Haus und hole Regenkappen für dich und Will. Dann führt ihr das Pferd auf den Hof. Ihr geht dauernd mit ihm auf und ab. Ich rufe inzwischen den Tierarzt an, damit er sofort kommt.”
Dolly sauste ins Haus und kam im Nu mit den Regenkappen zurück. Sie mußte Will die Kappe aufsetzen, so abwesend war das Mädchen.
Die Lehrerin rief bei dem Tierarzt an.
Die schläfrige Stimme seiner Haushälterin antwortete: “Tut mir leid, aber der Doktor ist zu einer kalbenden Kuh zum Bauern Karsten nach Dilmendorf gefahren. Er wollte dort über Nacht bleiben. Nein, Herr Karsten hat kein Telefon. Sie können den Doktor heute nacht nicht mehr erreichen.”
Fräulein Peters legte den Hörer hin. Was sollte sie tun? Das Pferd brauchte eine Arznei, und nur der Tierarzt konnte sie bringen und dem Tier einflößen. Donners Befinden war bedenklich.
Etwas mußte geschehen!
Im Hof führten Will und Dolly das kranke Pferd unentwegt im Kreis herum. Es goß immer noch in Strömen. Fräulein
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