Dolly - 08 - Eine aufregende Mitternachtsparty
auf.
„Nun, Mesdemoiselles, mit frische Mut an die Arbeit – oh, dort fehlt noch jemand, n’est-ce pas?”
Hinter dem Maitre erschien mit hochrotem Kopf Will und schob sich an ihren Platz.
„Mademoiselle, Sie sollten nischt weglaufen. Isch sehe, Sie können nosch nischt gut!” Der Maitre stellte sich genau vor Will auf und beobachtete, wie sie das erste Ei aufschlug.
Eins – zwei (Will holte weit aus, wie gewohnt) – tick – nanu? Noch einmal – tick. Nichts geschah. Will bohrte mit dem Daumennagel nach, aber das Ei wollte sich nicht in zwei Hälften trennen.
Als Maitre Duval zu einem der anderen Mädchen hinübersah, legte Will das widerspenstige Ei blitzschnell in den Korb zurück und nahm ein anderes.
„Eins – tick – drei! Was ist los? Fürschten Sie sisch vor eine Explosion? Kräftig auf die Kante schlagen! Noch einmal!”
„Das Huhn muß Zement gegessen haben”, sagte Will ratlos.
„Asch Unsinn, Sie maschen das nischt rischtig.” Siegesgewiß ergriff Maitre Duval ein Ei aus Wills Korb, schlug es auf den Rand der Schüssel und versuchte es geschickt mit einer Hand auseinanderzuziehen. Das Ei machte zu seiner Überraschung nicht mit. Maitre Duval schlug stärker auf, man hörte ein leises Knirschen, aber sonst geschah nichts.
„Eh bien – das ist merkwürdisch.”
Die Mädchen konnten sich das Kichern nicht mehr verkneifen. Maitre Duval untersuchte das Ei genauer, und da er ein Fachmann war, kam er schnell hinter den Schwindel. Zur Überraschung der Mädchen lachte er so herzlich, wie sie es noch nie vorher von ihm gehört hatten.
„Isch verstehe, meine Damen”, sagte er schmunzelnd. „Sie atten keine Appetit auf so viel Rührei.”
Nun war es an der Zeit, die Kohlrölkhen ihrer Vollendung zuzuführen. Und da Maitre Duval in heiterer Stimmung war, verzichtete er auf die Mitarbeit der Schülerinnen und demonstrierte ihnen in atemberaubender Geschwindigkeit das Zubereiten und Abschmecken einer köstlichen Soße. Dann bat er seine Schülerinnen zu Tisch. Er kostete die von ihm abgeschmeckte Soße mit genießerisch geschlossenen Augen und sagte: „Mesdemoiselles, für die eutige Arbeit aben Sie die Note ,sehr gut’ verdient!”
Alarm auf der Burg
In der nächsten Woche schlug das Wetter um. Nach kühlen Frühlingstagen schien sich plötzlich der Sommer breitzumachen. Nach dem Mittagessen sprangen Judith und Yella die Stufen zum Schwimmbecken hinunter, um zu sehen, ob das Wasser noch immer zu kalt sei zum Schwimmen, wie Pöttchen und die Hausmutter energisch behaupteten. Plötzlich hörten sie Schritte hinter sich.
„Fräulein Judith! Fräulein Judith!”
Judith und Yella drehten sich um. Vor ihnen stand der italienische
Gärtnergehilfe und hielt einen Brief in der Hand.
„Sie sind doch Fräulein Judith, nicht wahr?”
Judith nickte.
„Diesen Brief soll ich Ihnen geben. Von Frau Parker. Ich kam
gerade bei ihr vorbei, da hat sie ihn mir mitgegeben”, erklärte er schnell auf Judiths erstaunten Blick hin.
„O ja – danke schön.”
Der Gärtner ging so eilig wie er gekommen war und Judith öffnete den Brief.
„Was will die nur immer von uns?” fragte Yella unwillig.
„Sie lädt uns schon wieder ein. Ihre Tochter ist zu Besuch gekommen und möchte uns kennenlernen.”
„Ach – müssen wir da unbedingt hin?” maulte Yella. „Mir hat das eine Mal vollauf gereicht. So spannend ist die nun wirklich nicht.”
„Ich hab auch keine große Lust. Aber vielleicht ist die Tochter netter? Und wenn sie nach Möwenfels soll…”
„Warum besucht sie uns dann nicht?”
„Sie hat Hemmungen vor so vielen Mädchen, schreibt Frau Parker. Deshalb möchte sie gern, daß wir uns der Tochter annehmen.”
„Na schön”, sagte Yella gnädig. „Einmal können wir ja noch hingehen. Aber öfter bringst du mich nicht mehr zu der lieben Frau Parker, sie geht mir ziemlich auf den Wecker mit ihrem dicken Makeup und den toupierten blonden Locken. Und dann diese übertriebene Hornbrille! Einen Geschmack hat die! Hoffentlich bäckt sie uns wenigstens diesmal die versprochenen Waffeln.”
Als Judith und Yella wieder zur Burg zurückgingen, tauchte aus einem Seitenweg der Gärtnergehilfe auf.
„Falls Sie für Frau Parker eine Nachricht haben – ich muß heute abend noch mal da vorbei. Hab ihr versprochen, etwas für sie zu besorgen.”
„O ja, sagen Sie ihr einen schönen Gruß, und wir kämen morgen nachmittag. So gegen vier Uhr. Da haben wir bis zum Abendessen frei.”
Als Judith und Yella am nächsten
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