Dolly - 08 - Eine aufregende Mitternachtsparty
ihr?” Frau Parker hatte offensichtlich nicht die Absicht, über ihre Arbeit mehr zu sagen.
„In der vierten. In welche Klasse geht ihre Tochter?”
„In die erste. Sind eure Lehrer sehr streng, oder habt ihr viel Freiheit? Mußtet ihr zum Beispiel sagen, daß ihr mich besucht, oder dürft ihr in eurer Freizeit machen, was ihr wollt?”
„Das dürfen wir schon. Aber selbstverständlich sagen wir Bescheid, wenn wir uns von der Burg entfernen”, berichtete Yella.
„Interessant. Und eure Hausvorsteherin hatte nichts dagegen, daß ihr mich besuchen geht?”
„Wir haben nicht gesagt, daß wir zu Ihnen gehen”, gestand Judith ein. „Wir haben nur gesagt, wir wollten einen längeren Spaziergang auf den Klippen entlang machen.”
„Das finde ich sehr klug von dir. In eurem Alter hat man ein Recht auf seine kleinen persönlichen Geheimnisse, findet ihr nicht?” Sie lachte unnatürlich laut.
„Wenn Ihre Tochter in die erste Klasse nach Burg Möwenfels kommt, wird sie Fräulein Pott als Klassenlehrerin haben”, erzählte Yella.
„Wer?”
„Ihre Tochter!”
„Ach so, ja, natürlich. Und welche Sportarten betreibt ihr außer Handball?”
„Vor allem Schwimmen. Aber auch Tennis und Reiten, für die, die daran interessiert sind. Hat Ihre Tochter ein eigenes Pferd?” fragte Yella.
„Nein, nein, dazu ist sie noch zu jung.”
„Oh, in unserer ersten Klasse haben drei Mädchen ein eigenes Pferd. Eine ist elf, zwei sind zwölf Jahre alt, und sie reiten seit ihrem sechsten Lebensjahr. Wie alt ist denn ihre Tochter?” erkundigte sich Judith.
„Unsere… eh… elf Jahre alt.”
„Und wie heißt sie?” wollte Yella wissen.
„Magdalena. Wann müßt ihr denn abends immer zu Bett gehen?”
„Wir in der Vierten um neun. Die Jüngeren natürlich früher.”
„Und das wird kontrolliert?”
„Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, die Hausmutter überzeugt sich immer persönlich, ob alle in den Betten liegen. Außerdem sorgt die Zimmerälteste dafür. Geht ihre Tochter denn nicht gern pünktlich ins Bett?” fragte Judith.
„Nun ja…”
„Dann kann sie sich mit Yella die Hand reichen! Die wird abends nicht müde und morgens nicht wach.”
„Das macht die andere Tageseinteilung in den lateinamerikanischen Ländern”, sagte Frau Parker lächelnd.
„Wieso? Leben Sie auch dort?”
„Ich? O nein, keineswegs, ich habe nur darüber gelesen.”
„Magdalena – wie sieht sie aus?”
„Wer?”
„Ihre Tochter – ist sie auch blond?”
„Ja, sie sieht mir sehr ähnlich.”
Draußen näherten sich Schritte, und kurz darauf betrat Herr Parker den Wohnwagen. Als er die Mädchen sah, setzte er ein breites Lächeln auf.
„Oh, wie nett, daß ich unseren Besuch noch erlebe. Ich hoffe, es hat euch bei uns geschmeckt?”
„Vielen Dank, ja, sehr gut”, sagte Yella artig.
„Wir haben uns über das Internat unterhalten. Schließlich möchte man doch wissen, wo man sein Kind hingibt.”
„Nun, bei Maggy hat das ja noch ein bißchen Zeit, sie ist schließlich erst sieben.”
Frau Parker sah ihn durchdringend an.
„Aber Liebster, wo hast du deine Gedanken! Deine Tochter Magdalena ist elf!” Sie betonte jede Silbe einzeln.
„Natürlich, wo hatte ich meine Gedanken, ich bin völlig überarbeitet! Ein nettes Mädchen, unsere Magdalena, sie hat das Temperament einer rassigen kleinen Zigeunerin. Außerdem ist sie ganz mein Ebenbild, ich bin sehr stolz auf sie.”
„ Eine komische Type, diese Frau!” flüsterte Yella, als sie außer Hörweite des Wohnwagens waren
„Ich glaube, die beiden jungen Damen müssen jetzt gehen”, unterbrach Frau Parker den Redestrom ihres Mannes. „Schließlich möchten wir nicht, daß ihr Unannehmlichkeiten bekommt, nicht wahr?”
Judith und Yella standen gehorsam auf und verabschiedeten sich. Frau Parker bat sie zum Abschied, bald wiederzukommen. Kaum waren sie draußen, hörten sie im Wagen wütendes Tuscheln.
„Eine komische Type, diese Frau”, sagte Yella, als sie außer
Hörweite waren. „Ob die beiden sich nicht riechen können?” „So sah es fast aus. Der Mann ist aber auch ganz schön
merkwürdig. Weiß nicht mal, wie alt seine Tochter ist. Sag mal –
Zigeunerinnen sind doch eigentlich schwarz? Wieso vergleicht er
dann seine blonde Tochter mit einer Zigeunerin?”
„Na ja, du mußt das nicht so wörtlich nehmen. Jeder von den beiden
möchte eben, daß die Tochter ihm ähnlich ist. Ich möchte wissen, wie
sie in Wirklichkeit aussieht. Rothaarig, dick, picklig, langweilig
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