Dolly - 12 - Die juegste Burgmoewe
einige der Briefe ziemlich eindeutig, was die Gefühle der beiden füreinander betraf, und die nahm Fräulein Sauer jetzt an sich. Die übrigen legte sie so, daß das Fehlen der anderen nicht sofort auffiel.
Am nächsten Tag fuhr Dolly allein in die Stadt. Franz Wollert hatte sich von ihr im Wagen mitnehmen lassen, und Ellen Wieland war mit ihrer Klasse zum Möwennest hinübergegangen, wo ein gemeinsames Adventssingen mit dem Singkreis der Nestmöwen stattfinden sollte, für das sie heute proben wollten.
KlausHenning Schwarze saß im Büro seiner Frau und korrigierte Hefte, als Fräulein Sauer in der Tür erschien.
„Oh, Ihre Frau ist nicht zufällig da, Herr Schwarze?“
„Nein, sie ist in die Stadt gefahren. Wollen Sie etwas von ihr? Kann ich Ihnen helfen?“
„Eh – ja, ich weiß nicht. Ich wollte Ihrer Frau das hier geben, sie hat es verloren. Als sie ins Auto stieg, aus der offenen Handtasche. Ich habe ihr noch nachgerufen, aber sie hat es nicht mehr gehört. Da habe ich die Briefe, eh, dieses Päckchen an mich genommen, um es ihr später zu geben.“
„Das kann ich ja auch tun, geben Sie her. Nett von Ihnen, daß Sie sich die Mühe gemacht haben.“
Klaus hatte kaum zugehört, seine Gedanken waren bei der Arbeit. Er nahm das Päckchen an sich, legte es auf den Schreibtisch und wandte sich wieder seinen Heften zu.
„Keine Ursache!“ flötete Fräulein Sauer. „Ich dachte mir, es kann schließlich etwas Wichtiges sein. Etwas von großer Bedeutung für Ihre Frau“, fügte sie mit Nachdruck hinzu.
„Ja ja, danke, ich werde es meiner Frau sagen.“ Fräulein Sauer verließ zögernd das Büro. Dieser Kerl brachte es fertig, die Briefe nicht eines Blickes zu würdigen. Aber wenn sie mehr sagte, fiele es ihm vermutlich auf, und die ganze Mühe wäre umsonst gewesen. Also hoffte sie auf seine Neugier.
Klaus arbeitete in aller Ruhe weiter. Dann packte er mit einem Seufzer der Erleichterung die Hefte weg und reckte sich. Was nun?
Er hatte Lust auf eine gemütliche Teestunde mit Dolly, wo blieb sie so lange? Nun ja, wenn sie einmal beim Einkaufen war – noch dazu vor Weihnachten – das mußte man verstehen.
Er ging in die Küche hinüber und setzte Teewasser auf. Bis es kochte, war sie vielleicht schon zurück und würde sich über den gedeckten Tisch freuen. Klaus nahm Tassen und Teller aus dem Schrank und suchte Teelöffel und Messer aus der Schublade. Er deckte in der Eßecke den Tisch, stellte Toastbrot, Butter und Marmelade dazu, Zucker und Milch für den Tee und stibitzte bei dieser Gelegenheit ein paar von den Plätzchen, die eigentlich bis Weihnachten aufgehoben werden sollten.
Jetzt könnte sie aber wirklich allmählich kommen! dachte er. Sie ist doch gleich nach dem Mittagessen losgefahren! Hoffentlich ist nichts mit dem Auto passiert – nein, dann hätte sie schon angerufen. Vielleicht hatte Franz Wollert sie in der Stadt zum Kaffee eingeladen? Als Dank fürs Mitnehmen, war ja möglich. Nun, fünf Minuten würde er noch warten, dann wollte er ohne sie anfangen.
Klaus ging noch einmal ins Büro hinüber, um seine Zigaretten vom Schreibtisch zu holen. Dabei fiel sein Blick auf das Päckchen, das die Sauer vorhin abgegeben hatte. Aus der Handtasche sollte es Dolly verloren haben? Seit wann trug sie denn so was in der Handtasche mit sich herum? Sah aus wie ein Bündel Briefe.
Er nahm das Päckchen in die Hand und betrachtete es prüfend von allen Seiten. Schienen tatsächlich Briefe zu sein. Aber die Handschrift stammte weder von Dolly noch von ihm. Klaus zog einen heraus und las ihn.
Liebesbriefe! Was machte Dolly mit Liebesbriefen von anderen Leuten in ihrer Tasche? Klaus blätterte den kleinen Stapel durch und las hier und da etwas aus dem Inhalt. Die Briefe waren alle mit „F.“ unterzeichnet. Wer war „F“? Er kannte nur eine, deren Name mit „F“ begann – Felicitas, Dollys Schwester. Wollte Dolly die Briefe ihrer Schwester zurückbringen? Aber nein, die Briefe waren eindeutig von einem Mann geschrieben.
„F –“ murmelte Klaus, „F – wer fängt denn noch mit F an, außer Friedrich dem Großen! Franz Liszt, hm, Franz… Franz Wollert. Da schau an, unser Franz, der macht vielleicht Sachen. Wenn die Briefe überhaupt von ihm sind. Und wie kommen sie in Dollys Hände?“
Das Teewasser kochte, und Klaus goß Wasser in die Kanne. Er spülte sie heiß aus, dann hängte er den Teefilter mit dem Tee hinein und goß das sprudelnd kochende Wasser darüber. Drei bis vier Minuten ziehen lassen,
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