Dolly - 13 - Ueberraschung auf der Burg
verstehen!”
„Eine kleine, laute, gefräßige Überraschung”, sagte Mona kichernd.
„Eine kleine, meistens feuchte Überraschung”, übertrumpfte Olivia die Freundin.
„Habt ihr einen Sonnenstich, oder was ist los?”
„Nein. Nur Augen im Kopf.” Die Zwillinge sahen sich kopfschüttelnd an.
„Kinder, ist das heiß!” rief Dolly vergnügt. „Fast wie im Sommer! Schwitzt ihr auch so?”
„Warum ziehst du nicht den warmen Pullover aus?” schlug Klaus seiner Frau vor. „Die Bluse ist doch warm genug.”
„Du hast recht.”
Dolly stand auf und zog sich den dicken Pulli über den Kopf. Einen Augenblick stand sie so da, die Arme hoch aufgereckt, den Pullover über dem Gesicht, und unter der weißen Bluse wölbte sich sichtbar ein beachtlich rundes Bäuchlein, das keinerlei falsche Schlüsse mehr zuließ.
Als Dolly wieder etwas sehen konnte, bot sich ihr der verblüffende Anblick von zwei Dutzend Mädchengesichtern, die mit weit aufgerissenen Augen und offenstehenden Mündern auf ihre Leibeswölbung starrten. Dolly wurde rot, verwirrt schaute sie zu Klaus hinüber, der dem Schauspiel mit sichtlichem Genuß folgte und jetzt hell auflachte. Da lachte auch Dolly, laut und herzlich.
„Ja, so ist das also, meine Lieben. Nun sagt bloß, das hätte bis heute noch keine von euch bemerkt.”
Die Mädchen schüttelten verlegen die Köpfe. Olly faßte sich als erste.
„Ich finde das Klasse!” rief sie strahlend. „Ich freue mich, als war’s meins!”
Jetzt war es an den Mädchen zu lachen. Und eine nach der anderen kam zu Dolly, um ihre Freude über den angekündigten Nachwuchs zu beteuern.
„Sie bilden sich doch nicht ein, daß Sie das Kind auch nur ein einziges Mal wickeln oder füttern dürfen!” sagte Susu schmunzelnd. „Das besorgen wir.”
„Ja, und jeden Nachmittag fahren wir das Baby spazieren!” verkündete Gusti. „Wann ist es denn soweit?”
„Nun, pflichtbewußt wie eure Hausmutter ist”, erklärte Klaus, „hat sie die Ankunft unseres Sprößlings auf den Anfang der Ferien gelegt. Damit sie wieder im Dienst sein kann, wenn ihr im Herbst zurückkommt.” Die Enttäuschung war groß.
„Ich glaube nicht, daß ich mich auch nur einen Schritt von der Burg wegrühre, bis das Baby geboren ist”, stellte Vivi fest. Dann wandte sie sich zu ihren Mitschülerinnen um. „Ab jetzt, meine Lieben, ist jede von euch dafür verantwortlich, daß sich die Hausmutter schont! Wir müssen ihr so viel Arbeit wie möglich abnehmen! Und paßt auf, daß sie auf keinen Fall etwas Schweres hebt oder trägt! Und daß sie nicht so oft die vielen Treppen hinaufläuft! Und vor allem, daß sie abends pünktlich ins Bett kommt und nachts nicht rausgetrommelt wird!”
„Also dafür, Susu, werde ich schon selbst sorgen”, sagte der zukünftige Vater. „Ich kann ganz gut auf sie aufpassen.”
„Männer”, bemerkte Olly weise, „haben von so was keine Ahnung!”
Unheimliche Augen
In den folgenden Wochen konnte sich Dolly der Fürsorge der Mädchen kaum erwehren. Von denen in der Ersten bis hinauf zur Sechsten; Kleine und Große verfolgten jede ihrer Bewegungen, um zur Stelle zu sein, wenn es galt, ihr etwas abzunehmen.
Auf den Nachttischen mehrten sich die Bände über Säuglingspflege und Erziehung des Kleinstkindes, Ratschläge für die richtige Ernährung und Aufklärung über die Früherkennung von Kinderkrankheiten. Vermutlich gab es in der Stadtbibliothek nicht ein einziges Buch zu diesem Thema, das nicht den Weg nach Burg Möwenfels angetreten hatte.
Beim Frühstück mußte Dolly sich anhören, daß sie besser Kakao als Tee trinken solle, daß ein wenig Rohkost ihre Mahlzeit einleiten müsse und Weizenkeime und Körner gekochten Haferflocken vorzuziehen seien.
Betrat sie einen Schlafsaal oder Aufenthaltsraum, schoben sich ihr sofort von allen Seiten Stühle entgegen, oder sie wurde auf eines der Betten komplimentiert. Auf Spaziergängen hakten sie sich bei ihr ein, um sie zur Not stützen zu können, wenn sie stolperte. Sie hängten ihr Schals um, wenn der Wind stärker wurde und fragten ständig, ob sie nicht müde sei.
„Aber, Kinder, ich bin doch nicht krank! Jetzt hört doch schon auf, ich fühle mich völlig normal und topfit!” stöhnte sie oft, erntete aber nur ein mitleidiges Lächeln. Die Mädchen wußten es besser.
„Aber Kinder, ich bin doch nicht krank!” lachte Dolly
Klaus lachte nur, wenn sie sich darüber beschwerte.
„Laß sie. Sie meinen es doch nur gut. Genieße es ganz einfach,
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