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Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest

Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest

Titel: Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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gehen!“
Immer diese Olly
    Mit Pöttchen hatte Dolly einen harten Kampf zu bestehen. Um sie von vornherein sanft zu stimmen, lud sie sie abends in ihre Wohnung ein; Klaus hielt einen guten Wein bereit, und Dolly hatte allerlei Leckeres gebacken. Im Kerzenlicht sah dann alles nur noch halb so schlimm aus.
    Nicht, daß Pöttchen für die Idee als solche kein Verständnis gehabt hätte, im Gegenteil, sie war voller Bewunderung und Anerkennung. Aber daß sämtliche Schülerinnen nun in den kommenden Monaten außerhalb des Unterrichts und der Studierzeit – zum Teil anstrengende
– Arbeit leisten sollten, wollte ihr als der verantwortlichen Pädagogin gar nicht behagen. Dolly und Klaus mußten alle Überredungskünste aufwenden, um die alte Lehrerin schließlich umzustimmen. Zögernd gab sie ihr Einverständnis, unter der Bedingung, die Erlaubnis jederzeit widerrufen zu können, wenn sich unhaltbare Zustände einstellen sollten.
    Am nächsten Tag informierte Dolly die Direktorin. Sie fand sie in einem nie vorher erlebten Maße niedergeschlagen und apathisch hinter ihrem Schreibtisch sitzend, die Augen vom Weinen gerötet, das Gesicht blaß und übernächtigt. Dolly krampfte sich das Herz zusammen.
    Sie trug der Direktorin ihr Anliegen vor und bemühte sich, so zuversichtlich und fröhlich wie nur möglich zu erscheinen, dabei war sie gar nicht sicher, ob Frau Greiling ihr überhaupt zuhörte.
    „Das ist alles sehr lieb gemeint von Ihren Mädchen, Dolly“, sagte die Direktorin schließlich schwach, „aber es wird nichts ändern. Die Summe, die wir brauchen, werden wir nie zusammenbekommen, wie wir die Sache auch drehen und wenden.“
    „Alles, was ich von Ihnen möchte, Frau Direktor Greiling, ist die Zustimmung, es wenigstens versuchen zu dürfen! Die Mädchen brennen darauf, etwas zu tun!“
„Und was ist, wenn sie später feststellen, daß alles umsonst war?
    Wenn sie gehen müssen?“
„Ich weiß es, ehrlich gesagt, auch nicht. Ich kann nur versuchen,
ihnen immer wieder in Erinnerung zu rufen, diese Möglichkeit nicht
auszuschließen. Frau Greiling, die Mädchen sind so entschlossen zu
kämpfen! Wenn Sie wüßten, wieviel Phantasie, wieviel Geduld und
Kraft sie bereits jetzt in die Ausgestaltung ihrer Pläne investiert
haben…“
„Dolly, seien Sie einmal ehrlich. Glauben Sie, Sie können die
Verantwortung für diese Enttäuschung auf sich nehmen, die, wie ich
fürchte, kommen wird?“
„Sie wird nicht kommen, das fühle ich. Frau Greiling, wir alle hier,
auch die Lehrer, die Erzieher, sind entschlossen, all unsere Kräfte für
die Erhaltung von Burg Möwenfels einzusetzen! In diesem Jahr wird
vielleicht nicht ganz soviel Unterrichtsstoff durchgenommen wie in
anderen. Dafür lernen die Mädchen etwas, das vielleicht viel wichtiger
ist als Mathematik, französische Grammatik oder Geschichte: wie
man im Miteinander einer Gemeinschaft fähig wird, auch schwierigste
Situationen zu meistern; wie wichtig und nützlich es ist, Opfer bringen
zu können und nicht aufzugeben, den Mut nicht zu verlieren…“ Noch während sie sprach, fiel es Dolly auf, wie die Haltung der
Direktorin sich veränderte, wie die gewohnte Frische in ihr Gesicht
zurückkehrte, die so auffallend blauen Augen wieder Glanz bekamen
und die Schultern der alten Dame sich strafften. Und Dolly merkte,
daß sie eigentlich nur das gesagt hatte, was die Direktorin – in anderen
Worten – Jahr für Jahr ihren Schülerinnen mit auf den Weg gab. „Nun gut, Dolly, versuchen Sie es. Und halten Sie mich bitte auf
dem laufenden über das, was Sie unternehmen.“
Dolly legte einen schmalen Aktenordner vor die Direktorin hin. „Hier ist für jede Jahrgangsstufe aufgeführt, was die Mädchen
planen und wann es geschehen soll. Im rückwärtigen Teil finden Sie
Angebote der Lehrer. So haben Monsieur und Madame Monnier sich
zum Beispiel bereit erklärt, einen Kurs für französische Konversation
anzubieten, dessen Erlös in unsere Renovierungskasse kommt.
Mademoiselle Bellot will eine Vortragsreihe mit Dia-Vorführung über
Frankreichs Provinzen und ihre Kunstschätze halten. Jeder hat sich
irgend etwas ausgedacht.“
Die Direktorin schlug den Aktendeckel auf und versank sofort in
der Lektüre. Dolly verabschiedete sich lächelnd und ging leise hinaus.
Draußen atmete sie tief ein. Das war geschafft. Sie konnte mit dem
guten Gefühl an die Arbeit gehen, daß sie der Direktorin wieder neuen
Mut gegeben hatten.
Noch am gleichen Tag schlugen die Wogen emsiger

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