Dolly - 17 - Eine Hauptrolle fuer die Burg
geschminkt.”
„Habt ihr gehört? Mittags soll das Team bei uns im Speisesaal mitessen, damit sie nicht jedesmal die lange Strecke bis zum Hotel fahren müssen!”
„Spitze! Das wird sicher lustig!”
„Und unsere Köchinnen müssen jeden Tag was besonders Gutes kochen!”
„Hm… Wie am Ankunftstag.”
„He, schaut mal den Dicken dort drüben! Das ist ein ganz bekannter Schauspieler, den hab’ ich schon mal gesehen!”
„Schauspieler? Ich glaub’, du spinnst! Dann würde er doch hier keine Scheinwerfer schleppen!”
„Da kommt Herr Dophahn! Und das neben ihm ist doch…”
„Klar, Peter Parker! Der berühmte Filmstar!”
„Er spielt den Kommissar, habe ich gehört!”
„Lieber Himmel, ist das aufregend!” Diejenigen, die in dem Film mitspielen durften, wanderten mit verklärten Gesichtern durchs Haus, durchdrungen vom Gefühl ihrer Wichtigkeit. Wo sie gingen und standen, schleppten sie die Drehbücher mit sich herum, die Herr Bösemann an sie hatte austeilen lassen, auch wenn ihre Rollen zum Teil nur winzig klein waren. Einzig Mona tat, als ginge sie das Ganze nichts an.
Am nächsten Tag wurden sie zur Kostümprobe und zu einer Besprechung mit der Maskenbildnerin bestellt. Zu ihrer Enttäuschung sagte ihnen die Kostümbildnerin nur, was sie in ihren Szenen aus ihrer privaten Garderobe tragen sollten. Sie mußten den Inhalt ihres Kleiderschranks heranschleppen, und die ältere Dame mit den brandroten Haaren, in ein enges schwarzes Futteralkleid und ebensolche Hosen gekleidet, suchte mit sicherem Blick heraus, was ihr geeignet schien.
„Und ich hatte gedacht, wir kriegen so richtig superschicke Klamotten für den Film”, sagte Olly ärgerlich. „Aber nein, ausgerechnet dieses ätzende grüne Kleid, was ich auf den Tod nicht leiden kann, muß ich anziehen!”
„Du hättest es ihr eben verheimlichen müssen!” gab Mona lachend zur Antwort. „Selber schuld, wenn du es so treu mit anschleppst!”
„Na ja, wenn sie mich schon fragt, ob ich was in Grün habe…”
Auch mit den Ideen der Maskenbildnerin waren nicht alle zufrieden. Unter den kritischen Blicken der Kostümbildnerin wurden Pferdeschwänze gebunden und Zöpfe geflochten oder zwei wippende Haarschwänzchen über den Ohren mit einer Schleife befestigt.
„Die wollen uns mit Gewalt zu Babys machen!” schimpfte Franziska
„Die wollen uns mit aller Gewalt zu Babys machen!” schimpfte Franziska. „Zöpfe! Die habe ich im Kindergarten getragen!”
„Wahrscheinlich siehst du ihnen sonst nicht brav genug aus!” neckte Vivi sie. „Ich habe sowieso den Eindruck, die halten ein Mädcheninternat für so was ähnliches wie ein Nonnenkloster.”
„Vielleicht ist die Kostümtante ja auch nur neidisch”, stellte Olivia fest. „Sie hat Angst, wir könnten ihrem Star den Kopf verdrehen!”
„Die Oma verdreht ihm bestimmt nichts mehr. Die ist doch von vorgestern”, brummte Franziska, immer noch verärgert. „Zöpfe! Mit Zöpfen sehe ich einfach bescheuert aus!”
„Also, so taufrisch ist der doch auch nicht mehr”, stellte Olly fest. „Ein Hauch von Bauch und graue Schläfen.”
„Aber süß!”
„Ich weiß nicht… Was Jüngeres wäre mir lieber. So was wie Joschi Holm – kennt ihr den? Oder Chris Bertoni!”
„Schlagersänger!” sagte Juanita verächtlich.
„Aber schnucklig! Und jung.”
Mona lachte. „Weißt du was? Du wirst jetzt berühmt, kriegst im nächsten Film die Hauptrolle und verlangst Chris Bertoni als Partner. Wie wär’ das?”
„Hahaha…” Olly tippte sich unmißverständlich an die Stirn.
„Die Zöpfe sind trotzdem ätzend”, knurrte Franziska. „Ich glaube, ich schneide mir heimlich die Haare ab!”
„Tu’s nicht. Du kriegst höchstens eine Perücke.” Mona klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter. „Reg dich nicht auf. So wichtig ist doch das bißchen Filmerei wirklich nicht.”
Das typische Verbrechernest
Zunächst sahen die Mädchen nicht viel von den Filmarbeiten, und bei manchen schlich sich leise Enttäuschung ein. Während sie im Schulunterricht saßen, drehte Herr Dophahn mit Peter Parker hinter verschlossenen Türen endlose Verhörszenen, die im Film später zu den Höhepunkten gehören sollten.
Am Nachmittag folgten Szenen, in denen Mitschülerinnen der ermordeten Christine verhört wurden, aber auch dabei hatten Zuschauer keinen Zutritt. Herr Bösemann wachte wie ein Kettenhund vor der Tür der Bibliothek, in der die Szenen gedreht wurden, und konnte sehr unfreundlich werden, wenn
Weitere Kostenlose Bücher