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Dolores

Dolores

Titel: Dolores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Königinmutter oben. Ich schaltete den Kirby ein, dann rannte ich zum Fuß der Treppe. An diesem Tag wartete ich nicht lange; höchstens dreißig oder vierzig Sekunden. Ich war überzeugt, daß es diesmal tatsächlich um Sekunden ging. Also rannte ich hinauf, immer zwei Stufen auf einmal, und was glaubt ihr? 
    Nichts!
    Nicht das geringste.
    Außer.
    Außer ihrer Art, mich anzuschauen. So liebenswürdig und gelassen, wie man es sich nur vorstellen kann.
    »Haben Sie etwas vergessen, Dolores?« gurrte sie. 
    »Ja«, sagte ich. »Vor fünf Jahren habe ich vergessen, diesen Job hinzuschmeißen. Hören Sie auf damit, Vera.« 
    » Womit soll ich aufhören, meine Liebe?« fragte sie und klapperte dabei mit den Wimpern, als hätte sie nicht die geringste Ahnung, wovon ich redete.
    »Wir wollen nicht um den heißen Brei herumreden. Sagen Sie mir gerade heraus - brauchen Sie die Bettpfanne oder nicht?«
    »Ich brauche sie nicht«, sagte sie mit ihrer besten grundehrlichen Stimme. »Das habe ich Ihnen doch gesagt!« Und lächelte mich wieder an. Sie sprach kein Wort, aber das brauchte sie auch nicht. Ihr Gesicht sagte alles, was es zu sagen gab. Ich krieg dich dran, Dolores, sagte es. Ich krieg dich gründlich dran.
    Aber ich gab nicht auf. Ich wußte, daß sie eine Riesenportion zurückhielt, und ich wußte auch, was mir bevorstand, wenn sie einen guten Start hatte, bevor ich ihr die Bettpfanne unterschieben konnte. Also ging ich nach unten, blieb neben dem Staubsauger stehen und wartete fünf Minuten. Dann rannte ich wieder nach oben. Aber diesmal lächelte sie mich nicht an, als ich hereinkam. Diesmal lag sie auf der Seite und schlief tief und fest - das jedenfalls glaubte ich. Wirklich und wahrhaftig. Sie hat mich gründlich reingelegt, und ihr wißt ja, was man so sagt - leg mich einmal rein, Schande für dich; leg mich zweimal rein, Schande für mich.
    Ich ging also wieder hinunter und saugte tatsächlich das Wohnzimmer. Als das erledigt war, räumte ich den Kirby weg und ging wieder hinauf, um nach ihr zu sehen. Sie saß im Bett, hellwach, hatte die Decken zurückgeschlagen, ihre Gummihose runtergeschoben bis auf ihre großen, alten schlaffen Knie und ihre Windel abgenommen. Ob sie eine Schweinerei gemacht hatte? Großer Gott! Das Bett war voller Kacke, sie war mit Kacke beschmiert, es war Kacke auf dem Teppich, auf dem Rollstuhl, an den Wänden. Sogar an den Gardinen war Kacke. Es sah aus, als hätte sie eine Handvoll davon genommen und geworfen, ungefähr so, wie Kinder sich gegenseitig mit Schlamm bewerfen, wenn sie in einem Teich baden.
    Ob ich wütend war? Wütend ist gar kein Ausdruck! 
    »Oh, Vera - Sie hundsgemeines BIEST!« schrie ich sie an. Ich habe sie nicht umgebracht, Andy, aber wenn ich es vorgehabt hätte, dann hätte ich es an diesem Tag getan, als ich die Schweinerei sah und dieses Zimmer roch. Ich hätte sie wirklich umbringen können, es hat keinen Sinn, das abzustreiten. Und sie sah mich nur an mit diesem verwirrten Ausdruck im Gesicht, den sie immer hatte, wenn ihr Gedächtnis sie im Stich ließ - aber ich konnte sehen, wie der Teufel in ihren Augen tanzte, und ich wußte recht gut, wem diesmal der Streich gespielt worden war. Leg mich zweimal rein, Schande für mich. 
    »Wer ist da?« fragte sie. »Brenda, bist du das? Sind die Kühe wieder ausgebrochen?«
    »Sie wissen ganz genau, daß es hier seit 1955 im Umkreis von drei Meilen keine Kühe mehr gegeben hat, und Sie wissen ganz genau, wer da ist!« schrie ich. Ich durchquerte das Zimmer mit großen Schritten, und das war ein Fehler, denn ich trat mit einem Fuß in einen Klumpen von ihrer Kacke und wäre beinahe der Länge nach hingeschlagen. Ich glaube, wenn das passiert wäre, dann hätte ich sie wirklich umgebracht; ich wäre nicht imstande gewesen, mich zurückzuhalten. In diesem Augenblick war ich tatsächlich bereit, Feuer zu pflügen und Schwefel zu ernten.
    »Neiiin«, sagte sie und versuchte, die erbarmungswürdige alte Dame zu spielen, die sie sehr oft tatsächlich war. »Neiiin! Ich kann nichts sehen, und mir ist so schlecht, ich glaube, ich muß mich übergeben. Sind Sie das, Dolores?« 
    »Sie wissen verdammt gut, daß ich es bin, Sie alte Schrecke!«, sagte ich - die Wahrheit ist, daß ich sie nach wie vor mit höchster Lautstärke anschrie. »Ich könnte Sie umbringen!«
    Ich nehme an, daß Susy Proulx und Shawna Wyndham inzwischen am Fuß der Treppe standen und zuhörten, und ich nehme auch an, daß du inzwischen mit den

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