Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Domain

Domain

Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
Hubschraubers wurde nie gehoben, deshalb konnte die Untersuchungskommission auch keinen eindeutigen Bericht über den Hergang des Unfalls erstellen. Aus der Sicht der Experten war nicht auszuschließen, dass die Bordinstrumente versagt hatten. Jedenfalls wurde kein Verfahren gegen mich eröffnet. Es wurden offiziell keinerlei Anschuldigungen gegen mich erhoben.«
    »Und trotzdem machst du dir seither Vorwürfe, du hättest die Passagiere auf dem Gewissen, die damals umgekommen sind«, sagte Kate.
    »Wenn ich alles nach Vorschrift gemacht hätte, wären die Passagiere noch am Leben.«
    »Ich verstehe zu wenig vom Fliegen, Steve, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Ich weiß nur, dass Flugunfälle vorkommen, auch wenn der Pilot sich noch so genau an die Regeln hält. Die Tatsache, dass kein Verfahren gegen dich eingeleitet wurde, spricht für sich. Du trägst keine Verantwortung für den Tod der Passagiere.«
    »Die Firma, für die ich flog, hat das möglicherweise anders gesehen. Jedenfalls haben sie mir damals nahegelegt, aus dem Vertrag auszusteigen.«
    »Wundert dich das? Es wäre doch unglaublich herzlos gewesen, dich auf den gleichen Routen weiterfliegen zu lassen.«
    »Im Gegenteil, das wäre besser gewesen. Ich hätte ganz normal meine Arbeit ausgeübt und wäre schneller über die Sache hinweggekommen.«
    »Wie konnte das die Firma wissen? Niemand kann
    voraussehen, wie sich ein solcher Schock auf die berufliche Leistungsfähigkeit eines Menschen auswirkt, am wenigsten du selbst. Wenn du wirklich bei der Firma geblieben wärst, hättest du vielleicht einen zweiten Unfall gehabt.« Sie suchte seinen Blick. »Auf jeden Fall ist es falsch, dass du dich immer noch mit Schuldgefühlen trägst.«
    »Du verkennst meine Situation, Kate. Ich bin über den Berg.
    Zu Anfang, in den ersten Monaten nach dem Unfall, war es schlimm, das stimmt. Aber im Laufe der Zeit erfindet der Mensch alle möglichen Entschuldigungen für das, was er getan hat. Ich mache da keine Ausnahme. Ich habe die Erinnerung an meine Fehlleistung verdrängt. Beruflich allerdings hatte ich damals eine Durststrecke. Die Charterfluggesellschaften, bei denen ich mich bewarb, winkten ab. Ich aber wollte fliegen.
    Ich musste fliegen, um meinen Seelenfrieden wiederzugewinnen.«
    Die Schweißtropfen liefen Culver über die Stirn, und das lag nicht nur an der stickigen Schwüle. »Gott sei Dank lief mir damals ein guter, alter Bekannter über den Weg. Harry McKay und ich hatten zusammen fliegen gelernt, wir waren über die Jahre hinweg in losem Kontakt geblieben. Er schlug mir vor, gemeinsam eine kleine Charterfluggesellschaft zu gründen; er würde sich um den kaufmännischen Teil kümmern, ich ums Fliegen. Harry verfügte über ein gewisses Startkapital, vor allem wusste er, wo wir Geld auftreiben konnten. Uns war beiden klar, dass wir in den ersten Jahren bis zum Hals in Schulden stecken würden. Andererseits würden wir für die eigene Firma arbeiten. Wenn das Unternehmen später einmal Gewinn abwarf, würde das Geld in unsere eigenen Taschen fließen. Ich setzte alles auf eine Karte und ging auf Harrys Vorschlag ein. Wir hatten von Anfang an so viel Aufträge, dass ich gar nicht mehr zum Nachdenken kam, und das war gut, denn ich wollte nicht mehr über den Unfall nachgrübeln.« Ein bitteres Lächeln. »Ich habe die Gespenster, die mich verfolgten, in den Schrank gesperrt…«
    »Aber von Zeit zu Zeit lässt du sie raus, um die Knochen abzustauben. Wie jetzt.«
    Er wandte den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen. »Du bist ganz schön hart.«
    »Ich hasse es, wenn sich jemand in Selbstbezichtigungen ergeht«, erwiderte Kate. »Die Kommission, die den Absturz untersuchte, hat keine Vorwürfe gegen dich erhoben. Du bestrafst dich selbst, weil die Behörden dich ungeschoren gelassen haben. Du bist imstande und übernimmst auch noch die Verantwortung für die atomare Katastrophe, die sich ereignet hat. Das Lamm, das der Welt Sünde trägt. Wenn du willst, kannst du für meine Sünden gleich mitbüßen.«
    »Du bist…«
    »Albern? Wir sprechen von Schuld. Wenn du mich fragst, Schuld ist etwas ganz Natürliches. Es gehört zum Leben, dass man Fehler macht, und die menschliche Psyche ist so beschaffen, dass man das Bewusstsein der Schuld ertragen kann.«
    Er lächelte spöttisch. »Ich weiß, warum du das sagst. Ich soll aufhören, mich selbst zu bemitleiden.«
    Der Zorn rötete Kates Wangen. Sie wollte sich von ihm abwenden, aber er hielt ihren Kopf umfasst, so

Weitere Kostenlose Bücher