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die Ruinen verloren? Wohl kaum.
Wer fehlte, war schon im Bunker, spätestens im
Ventilationsschacht ums Leben gekommen, war von den Ratten in Stücke gerissen worden.
Ellison war erleichtert, als er zu ihm trat. »Wo sind wir hier?«
fragte er Culver.
»Der Park war früher einmal unter dem Namen Lincoln’s Inn Fields bekannt.«
Ellisons Blick versuchte den Nebel zu durchdringen. »Die Ratten…?«
»Keine Sorge, die Ratten sind im Bunker geblieben. Fürs erste sind wir hier sicher.«
Dealey hatte sich auf die Knie gerichtet. Er schien benommen. »Dieser Nebel – ist das vielleicht eine radioaktive Staubwolke?«
»Gebrauchen Sie doch einmal Ihren Verstand«, sagte Culver.
Er gab ihm die Hand und half ihm aufstehen. »Spüren Sie nicht, wie heiß es ist? Es hat wochenlang geregnet, jetzt scheint die Sonne. Das Ergebnis ist ein Dampfbad. Und die schönste Überraschung steht uns noch bevor, nämlich die Stechmücken.« Er wandte sich zu dem Mann, der neben Dealey lag. »Wie ist das Befinden, Fairbank?«
Der Techniker, von untersetzter Gestalt grinste. »Ich habe Hunger.«
»Ein Zeichen, dass Sie kerngesund sind. Und Sie, Jackson?
Dene?«
Die beiden Männer erhoben sich und warfen einen Blick auf die verkohlten Bäume. Die Strapazen der Flucht waren ihnen ins Gesicht geschrieben.
»Ist jemand von Ihnen verletzt?« Culvers Frage war an die ganze Gruppe gerichtet.
»Zählen Schrammen und Abschürfungen als Verletzungen?«
fragte Fairbank.
»Nur Rattenbisse zählen, allenfalls noch Knochenbrüche.«
»Damit kann ich nicht dienen«, frotzelte Fairbank.
»Jeder von Ihnen tastet sich jetzt nach Verletzungen ab«, befahl Culver.
Die Männer gehorchten. Alle hatten bei der Flucht aus dem Bunker kleine Verletzungen abbekommen, aber keiner, außer Culver selbst, war von den Ratten gebissen worden.
»Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen«, verkündete Fairbank.
Jackson war nicht zum Scherzen aufgelegt. »Andere hatten weniger Glück als wir.« Betretenes Schweigen folgte seiner Bemerkung, mit der er die Männer an das furchtbare Schicksal ihrer Gefährten erinnert hatte.
Es ergab sich ganz natürlich, dass Dealey das Schweigen brach. »Wir können nicht hier im Park bleiben. Der Aufenthalt im Freien ist immer noch gefährlich.«
Die Blicke der Männer waren auf den Regierungsbeamten gerichtet, als träfe ihn die Verantwortung für den Tod jener, die im Bunker zurückgeblieben waren. Kate spürte die Feindseligkeit, die in der Luft lag. Plötzlich überkam sie Mitleid mit Dealey, der mit zerrissener Kleidung zwischen den anderen stand. Es war einfach ungerecht, dass die Gruppe diesem Mann die Schuld für das Inferno aufbürdete. »Besteht eine Möglichkeit, aus London rauszukommen?« fragte sie.
Er war ihr dankbar, dass sie die Aggression der Männer von ihm ablenkte. »Ja, natürlich besteht die Möglichkeit.
Allerdings halte ich den Landweg für gefährlich. Überhaupt fragt sich, ob wir nicht besser in London bleiben. Ich wüsste hier einen Schutzraum, wo wir sicher aufgehoben sind. In der Stadt…«
»Von welcher Stadt sprechen Sie, Sie verdammter Idiot?«
Jackson machte ein Gesicht, als würde er sich im nächsten Augenblick auf den kleinen Mann mit der Halbglatze stürzen.
Culver trat dazwischen.
»Beherrschen Sie sich, Jackson. Ich glaube, ich weiß, wovon Dealey spricht. Zuerst einmal gibt es aber noch einige Dinge zu klären. Zum Beispiel das Problem Essen. Ich für meine Person könnte etwas in den Magen gebrauchen. Bevor wir Pläne machen, sollten wir uns auch noch etwas ausruhen. Und dann meine Verletzung. Ich habe einen Rattenbiss, der behandelt werden muss, bevor wir weitermarschieren.«
»Wir können unmöglich hierbleiben«, beharrte Dealey. »Der Nebel ist vielleicht radioaktiv verseucht.«
»Das bezweifle ich. Der größte Teil der radioaktiven Partikel dürfte durch die langen Regenfälle weggespült worden sein.
Außerdem haben wir die ganze Nacht im Freien verbracht.
Wenn die Belastungswerte wirklich noch gefährlich hoch sind, dann haben wir unsere Dosis bereits abbekommen.«
»Aber es wurde doch noch keine Entwarnung gegeben?«
»Verdammt, Dealey, wann werden Sie das je begreifen? Es wird nie mehr Entwarnung geben. Es gibt schlicht niemanden, der die Sirenen einschaltet.«
»Das ist nicht wahr. Es gibt in London eine ganze Reihe von atombombensicheren Bunkern, folglich gibt es auch Überlebende außer uns. Ich bin zum Beispiel sicher, dass der Regierungsbunker
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