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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Gänsehaut lief ihm über den Rücken, als vor den Füßen des Mädchens plötzlich eine Ratte erschien. Das Tier schnupperte in die Luft, dann verschwand es in einem Loch der Tunnelwandung.
    »Suchen Sie die Tür zum Schutzraum«, hörte er Dealey sagen, »das ist jetzt wichtiger als das Mädchen.«
    »Die Art, wie Sie Menschen in Not helfen, ist wirklich rührend«, sagte Culver.
    »Sobald wir den Schutzraum erreicht haben, können wir ihr Hilfe zukommen lassen.«
    »Solange wird sie nicht mehr durchhalten. Sie ist so schwach, dass sie jeden Augenblick zusammenbrechen kann. Wenn sie erst einmal am Boden liegt, hat sie keine Chance mehr.«
    »Wir können ihr nicht helfen.«
    »Wir sollten es jedenfalls versuchen«, entgegnete Culver.
    »Culver!« Er spürte, wie der andere ihn am Ärmel packte. Er schüttelte ihn ab. Mit langsamen Schritten ging er in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Als er sich in sicherer Entfernung von den Ratten wähnte, überquerte er die Geleise.
    Ein paar Sekunden später war er bei dem Mädchen.
    »Sind Sie verletzt?« fragte er. Sie schwieg. »Können Sie mich hören? Sind Sie verletzt?«
    »Culver«, sagte Dealey mit gepresster Stimme. »Ich höre, wie die Ratten näher kommen. Helfen Sie mir. Sie müssen die Tür zum Schutzraum finden.«
    Culver ließ den Strahl der Stablampe an der Tunnelwand entlangtanzen. Es gab eine Reihe von Nischen, aber keine enthielt eine Tür. Oder doch! Da! Eine gottverdammte Eisentür, ohne Beschriftung. Culver hatte keinen Zweifel mehr, das war der Bunker.
    »Dealey! Ich habe die Tür gefunden!« Er zwang sich, leise zu sprechen. »Sie ist etwa dreißig Meter von Ihnen entfernt, auf Ihrer Seite. Können Sie es allein bis dorthin schaffen?«
    Ohne zu zögern, setzte sich Dealey in Bewegung. Er schob sich dicht an der Wand entlang mit den Händen das Mauerwerk abtastend. Culver wandte sich wieder dem Mädchen zu.
    Das Gesicht war blutverschmiert, obwohl keine Wunde zu sehen war. Der Blick war starr. Schwer zu erkennen, ob sie hübsch war. Das Haar war schulterlang, und Culver stellte sich vor, wie die Strähnen im Licht der Morgensonne glänzten.
    Aber es gab keine Morgensonne, nur einen Tunnel voller Leichen und Ratten. Als er das Mädchen an der Schulter berührte, begann sie zu schluchzen.
    Sie warf die Arme um ihn. In einer instinktiven Geste wich er zurück. Er sah, wie sie zu Boden sank. Erst jetzt bemerkte er die Leiche, die nur einen Schritt entfernt lag.
    Die Ratten, die am Kopf des Toten genagt hatten, huschten fort.
    Hunderte von Ratten!
    »Dealey, machen Sie, dass Sie in den Bunker kommen, so schnell wie möglich!«
    Das Mädchen versuchte sich aufzurichten. Die Ratten unterbrachen ihre Flucht. Sie beobachteten das Mädchen aus funkelnden, gelben Augen. Sie hatten jetzt keine Angst mehr.

4
    Er hatte einen Sprung nach vorn gemacht, glitt aus und kam zu Fall. Er konnte hören, wie die Stablampe davonrollte. Seine Hände steckten in einer weichen Masse. Er zog sie zurück, ohne sich zu vergewissern, was er da berührt hatte. Das Mädchen war nur drei oder vier Schritte entfernt von ihm. Er kroch auf sie zu und bekam ihr Bein zu fassen. Er musste unbedingt verhindern, dass sie davonlief. Jenseits des Lichtkegels lauerten die Ratten, er konnte ihre Augen im Widerschein leuchten sehen.
    Sie stieß einen Schrei aus, als er sie am Arm packen wollte.
    Während er mit ihr rang, tastete er mit der linken Hand nach der Stablampe. Er fand sie in der Füge, die von Mauer und Boden gebildet wurde. Das Mädchen versetzte ihm Fußtritte, hieb mit beiden Fäusten auf ihn ein. Der Geschmack von Blut erfüllte seinen Mund. Er duckte sich, um den Schlägen auszuweichen. Plötzlich spürte er, wie eine der Ratten ihn in den Schenkel biss.
    Er holte zum Schlag aus und ließ die schwere Stablampe auf dem Rückgrat des Tieres landen. Die Ratte reagierte mit einem schrillen, hohen Schmerzenslaut, ohne ihren Biss zu lockern. Er schlug von neuem zu, mit noch mehr Wucht, wieder und wieder. Er konnte hören, wie die Vorderfüße des Tieres ein schnelles, kratzendes Geräusch im Staub ausführten. Die Zähne lösten sich aus der Wunde, das Tier schrie jetzt mit der Stimme eines menschlichen Babys. Culver versetzte ihm einen weiteren Schlag. Die Ratte entfernte sich auf Armeslänge, dann blieb sie stehen. Sie wartete.
    Culver sprang auf, seine Angst war jetzt größer als seine Erschöpfung. Er zertrat dem Tier den Kopf. Ein Zucken ging durch den Körper der Ratte. Sie

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