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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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kroch zu den Leichen, an deren Fleisch sie genagt hatte, und starb.
    Er sah die zweite Ratte, noch bevor der schwere, pelzige Körper auf ihm landete. Sein Schlag traf das Tier im Sprung.
    Er konnte hören, wie die Hirnschale zersplitterte. Durch die Wucht der eigenen Bewegung geriet er ins Taumeln. Er fand sich am Boden wieder, zwischen den Leichenteilen. Warum eigentlich griffen ihn die Ratten nicht in der Gruppe, zu Dutzenden oder Hunderten an? Worauf warteten sie? Die Antwort durchzuckte ihn, während er sich mühsam wieder aufrichtete. Die Ratten hatten seine Kampfkraft getestet! Die ersten beiden waren nur eine Vorhut gewesen; jetzt, wo sie wussten, wie schwach er war, würden sie mit einer ganzen Meute auf ihn losgehen.
    Er zog das Mädchen hoch und legte ihr den Arm um die Taille, um sie zu stützen. Dann richtete er die Stablampe auf die Ratten.
    Sie warteten in einiger Entfernung, schwarze Monstren mit bösartig funkelnden Schlitzaugen. Intelligente Bestien, die vor Mordlust zitterten, bereit zum Angriff.
    Das Mädchen klammerte sich an ihn. Er presste ihr die Hand auf den Mund, um sie am Schreien zu hindern. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Dealey, der sich an der Tunnelwand entlangtastete.
    »Sie sind nur noch wenige Schritte von der Tür zum Schutzraum entfernt«, rief er ihm zu. »Versuchen Sie das Menschenmögliche, um die verdammte Tür aufzukriegen.«
    Culver begann seinen Weg zu der Nische, wo er die Tür erspäht hatte. Er zog das Mädchen hinter sich her. Vorsichtig stieg er über die Leichen hinweg, umrundete die Blutlachen.
    Das Mädchen schien verstanden zu haben, dass ihr von Culver keine Gefahr drohte, sie wehrte sich nicht mehr. Er lockerte den Druck der Hand, mit der er ihr den Mund zugehalten hatte.
    Die Ratten folgten ihnen, sie blieben auf gleichem Abstand.
    Er riskierte einen Blick nach vorn. Dealey hatte die Tür erreicht. Er ließ sich gegen die Metallfläche sinken.
    »Dealey? Was ist?«
    »Der Schlüssel. Der Schlüssel war in der Dokumentenmappe, die ich verloren habe!« Seine Worte mündeten in einen Schrei der Verzweiflung. Er begann mit beiden Fäusten auf die Tür einzuhämmern.
    »Sie dürfen keinen Lärm machen!« warnte ihn Culver, aber es war zu spät. Der Schrei und das Trommeln der Fäuste waren für die schwarzen Bestien das Signal zum Angriff.
    Culver schlug die Arme vor das Gesicht, als die Tiere ihn ansprangen. Die Last der zottigen Körper war so groß, dass er darunter zusammenbrach. Er fand sich am Boden wieder, in unfreiwilliger Umarmung mit dem Mädchen, das ebenfalls von den Tieren niedergerissen worden war. Eine Million messerscharfe Zähne senkten sich in sein Fleisch. Er trat um sich, drosch mit beiden Fäusten auf die Ratten ein, schrie seinen Schmerz und seine Angst hinaus.
    Der Tunnel erbebte. Staub rieselte von der Decke.
    Ziegelsteine lösten sich aus dem Mauerwerk und krachten zu Boden. Eine Explosion folgte. Das Geräusch schien in Spiralen zu der Stelle vorzudringen, wo die drei Menschen sich befanden. In einer Entfernung von dreihundert Metern brach der Tunnel zusammen. Eine Flammenwand näherte sich, ein feuerspeiendes Gefährt, das ohne Räder über die Geleise glitt.
    Die Ratten kreischten, die Menschen waren jetzt vergessen.
    Sie duckten sich, eine Gruppe zitternder Körper, die plötzlich nur noch aus Angst zu bestehen schienen.
    Culver stützte sich auf die Ellbogen. Er stieß einen der riesigen Nager fort, der sich auf seinen Schoß geflüchtet hatte.
    Das Tier reagierte mit einem drohenden Zischen, aber es griff nicht an, sondern verharrte in gebührendem Abstand.
    Eine zweite Explosion folgte. Die Wand aus Feuer war bis auf hundert Meter heran, gelblich schimmernde Flammen, die jede Lücke des Tunnels aufzufüllen schienen.
    Die Kreaturen traten die Flucht an.
    Culver war auf den Beinen. Er hob das Mädchen auf, lief mit ihr durch das nach Tausenden zählende Rudel der fliehenden Ratten, hielt sie umfasst, während sie über die Geleise stolperten. Die Feuerwand war jetzt nur noch wenige Meter entfernt. Er sprang in die Nische und spürte, wie das Mädchen sich in letzter Verzweiflung an ihn klammerte. Er warf sich gegen die Tür.
    Dann war das Feuer da. Er wusste, das war das Ende. Sie würden zu Asche verbrennen, so wie die Menschen über der Erde verbrannt waren.
    Und dann taumelte er nach vorn, in die Tür hinein, die nicht mehr aus Metall zu bestehen schien, sondern aus Licht. Er fiel, überschlug sich wieder und wieder, und die Welt

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