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riechen.
»Danke«, murmelte er. »Du hast recht, ich sollte mich nicht übernehmen. Ich bin gleich soweit, dass wir gehen können.« Er drückte sie an sich. »Bleib bei mir.«
Sie schmiegte sich an ihn und genoss das Gefühl seiner Nähe.
»Wie leicht könnte man sich hier verirren«, bemerkte Culver, während Kate ihn durch die grauen Korridore führte. Er fühlte sich noch schwach auf den Beinen, aber zugleich spürte er, wie seine gewohnte Vitalität allmählich zurückkehrte. Ob ihm Dr.
Reynolds ein besonderes Mittel gespritzt hatte, das seine Kräfte aufbaute?
»Der Bunker ist sehr weitläufig«, sagte Kate. »Ein wahres Labyrinth.« Sie deutete auf eine Reihe verglaster Türen, hinter denen verschiedene elektronische Geräte zu erkennen waren.
»Jetzt, wo wir von der Außenwelt abgeschnitten sind, kommen mir diese Apparate wie schlafende Dinosaurier vor. Ein Stromstoß genügt, und sie sind wieder wach.«
»Die Dinosaurier sind ausgestorben«, entgegnete ihr Culver.
»Die Technologie, die in diesem Bunker aufgehäuft ist, dürfte in der nahen Zukunft kaum noch eine Rolle spielen.«
»Wie schade. Ich bezweifle, dass ich den kommenden Winter ohne meine elektrisch geheizte Bettdecke überlebe.«
»Warum versuchst du’s nicht mit einer Wärmflasche?«
frotzelte er. »Oder mit einem Mann.«
Sie mied seinen Blick. Culver ärgerte sich über die Bemerkung, die ihm herausgerutscht war. Rasch kehrte er zum eigentlichen Thema zurück. »Ist meine Vermutung richtig, dass die Techniker nach wie vor versuchen, eine Verbindung zu den anderen Atombunkern und Befehlszentralen herzustellen?«
Kate nickte. »Sie versuchen das, unter anderem mit dem Fernschreiber, aber bisher ohne jeden Erfolg. Niemand hier weiß, wie es oben auf der Erde aussieht.«
»Das ist unter den gegebenen Umständen möglicherweise ein Segen.«
Der Flur erweiterte sich zu einem rechteckigen Raum. Sie hatten eine Anordnung von technischen Geräten umrundet, als ihnen ein breitschultriger Mann entgegen kam. Im Unterschied zu den anderen Männern war er rasiert. Das blonde Haar trug er ordentlich gekämmt.
»Tag«, sagte er fröhlich. Er bedachte Culver mit einem aufmunternden Blick. »Geht’s Ihnen besser?«
»Einigermaßen, danke.«
»Gut. Wir sehen uns später.«
Er ging an ihnen vorbei und verschwand in der Düsternis der Flure.
Culver sah ihm nach. »Dem scheint es hier ja richtig zu gefallen.«
»Er heißt Fairbank«, erklärte ihm Kate. »Einer von den wenigen, die das Ganze von der lustigen Seite nehmen.
Entweder ist er ein Wunder an Anpassung oder verrückt.«
»Was ist mit den anderen?« wollte Culver wissen. »Bevor ich krank wurde, hatte ich den Eindruck, dass im Bunker eine ziemlich miese Stimmung herrscht.«
»Die Stimmung wechselt von Tag zu Tag. Heute sind die Leute vielleicht ganz optimistisch, und morgen ist die Angst wieder da, wie eine dunkle Wolke, die alle Lebenslust erdrückt. Einige Insassen des Bunkers mussten wegen Depression behandelt werden, man hat sie im Krankenflügel untergebracht. Du hast das wahrscheinlich gar nicht mitbekommen.« Sie tastete nach seinem Arm und lächelte.
»Du hattest ja auch genug mit deinen eigenen Problemen zu tun.«
Sie hatten den rechteckigen Raum verlassen und
durchschritten einen schmalen Korridor, als Culver eine Stahltür auffiel, die in Augenhöhe mit einem verglasten Sehschlitz ausgestattet war. Oberhalb des Türrahmens befand sich eine rote Warnleuchte, die allerdings nicht eingeschaltet war. Er ging zu der Stahltür und warf einen Blick durch den Schlitz.
Kate war hinter ihn getreten. »Da staunst du, was? Das ist ein Sendestudio mit allen Schikanen.«
Sie gingen weiter. »Ich wundere mich über gar nichts mehr«, sagte Culver.
»Und jetzt bitte rechts abbiegen.« Kate ergriff ihn am Arm und führte ihn in einen hellerleuchteten Gang. »Wir kommen jetzt zur Relaisstation der Telefonzentrale«, verkündete sie.
»Die ganze Anlage nützt allerdings nichts, wenn keine Anrufe ankommen, die man zu irgendwelchen Teilnehmern
durchstellen könnte.«
Sie hatten die Batterie-Blocks der Relaisstation passiert. »Ist es noch weit bis zum Kommandoraum?« erkundigte sich Culver.
»Wir sind gleich da.«
Wenig später kam eine Metalltür in Sicht. Kate ging darauf zu. »Das Generalhauptquartier«, frotzelte sie und stieß die Tür auf.
Sie traten ein. Die Männer und Frauen, die sich in der Kommandozentrale befanden, wandten die Köpfe. Culver betrachtete die Landkarten,
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