Domain
nachzudenken. »Am liebsten bin ich in der Bell-47 geflogen, die nur zwei Passagiere befördern kann.
Ich habe mit dieser Maschine eine ganze Reihe von Piloten ausgebildet, vielleicht nicht so gut, dass es den Bestimmungen für Linienflugzeuge entsprochen hätte, aber doch so gut, dass sie verlässliche Flieger wurden. Ich hatte die Bell-47 so ausgerüstet, dass wir sie auch bei Aufträgen für die Landwirtschaft einsetzen konnten, zum Beispiel zur Aussaat.
Die Landwirtschaft hat uns ganz lukrative Aufträge eingebracht.«
»Eine Frage am Rande«, sagte Farraday. »Was war der Grund, dass Sie am vergangenen Dienstag in die Innenstadt gekommen sind?«
»Ich wollte zu unserer Bank«, gab Culver zur Auskunft. »Es ging um einen Kredit. Ich brauchte Geld, um einen vierten Hubschrauber zu kaufen, eine alte Bell-212, die günstig zum Verkauf stand. Der Bankmanager hatte mir am Telefon gesagt, dass er grundsätzlich einverstanden war.«
»Sie sind mit einer Lederjacke und Jeans bekleidet zu Ihrer Bank gegangen, um wegen eines Kredits zu verhandeln?«
sagte Dealey ungläubig.
Culver grinste. »Das Tragen von Anzügen habe ich Harry, meinem Partner, überlassen, das war unsere Arbeitsteilung.
Außerdem war das Darlehen sozusagen unter Dach und Fach, wir mussten nur noch die Unterschriften unter die Verträge leisten.« Er wurde ernst. »Ich hatte mich mit Harry in der Bank verabredet. Leider habe ich mich etwas verspätet. Ich nehme an, Harry hat mich bei dem Zweigstellenleiter der Bank entschuldigt.«
Dealey hatte die Gedanken erraten, die Culver durch den Kopf gingen. »Wahrscheinlich verfügte die Bank über einen unterirdischen Schutzraum, so dass Ihr Partner überlebt hat.«
Culver schüttelte den Kopf. »Die Bank lag ganz in der Nähe vom Verlagsgebäude des Daily Mirror. Sie und ich, Mr.
Dealey, haben auf der Flucht gesehen, dass vom Daily Mirror nicht viel übriggeblieben ist.«
Schweigen. Es war Culver, der nach einer Weile die Stille brach. »Wie geht’s weiter? Ich nehme an, wir sind hier, um über Schritte zu beraten, wie wir aus unserem Sarg herauskommen.«
Farraday, der an der Wand gelehnt hatte, nahm auf der Ecke eines Tisches Platz. »So ist es, Mr. Culver. Wir müssen einen Plan entwickeln, der unser Überleben sichert. Ein Plan, der nicht nur die Zeit abdeckt, die wir noch im Bunker verbringen müssen, sondern auch die Wochen und Monate danach.«
Culver warf einen Blick in die Runde. »Hätten Sie zu einer solchen Besprechung nicht alle Personen einladen müssen, die sich im Bunker befinden?«
Bryce, der CDO, rutschte ungemütlich auf seinem Stuhl hin und her. »Es gibt da gewisse Probleme. Im Bunker haben sich zwei Gruppen gebildet, die einander misstrauen. Auf der einen Seite wir, die Offiziellen. Auf der anderen Seite die Techniker, die seit eh und je in der unterirdischen Telefonzentrale arbeiten. Ich möchte es mit der Kluft vergleichen, die sich in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Bevölkerung und Regierung entwickelt hat. Durch die nukleare Katastrophe hat sich dieser Einschnitt noch vertieft.« Er machte eine kleine Pause. »Der Konflikt trifft uns allerdings nicht ganz unvorbereitet. Die Regierung ist immer davon ausgegangen, dass es nach einem atomaren Angriff auf England zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen unter der Bevölkerung kommt.«
»Sie werden bemerkt haben«, warf Dealey ein, »dass unsere öffentlichen Gebäude im Verlauf der verschiedenen Legislationsperioden zu wahren Festungen ausgebaut wurden.«
»Das ist mir nicht aufgefallen.«
Dealey lächelte. »Es ist Ihnen nicht aufgefallen, weil die jeweilige Regierung solche Bauvorhaben auf ganz unterschiedliche Weise begründet hat. Tatsache ist, dass die öffentlichen Gebäude so umgebaut wurden, dass die Mitglieder der Regierung dort im Falle einer Revolution vor den Aufständischen sicher waren. Das Mondial House in der Londoner City ist ein gutes Beispiel.«
Culver hob die Hand. »Wollen Sie damit sagen, dass es hier im Bunker Menschen gibt, die einen Aufstand gegen den Krisenstab planen?«
Die Ärztin mischte sich ein. »Noch ist es nicht soweit«, sagte sie. »Aber es gibt Spannungen zwischen dem Krisenstab und dem technischen Personal der Telefonzentrale. Diese Menschen haben bei der nuklearen Katastrophe ihre Angehörigen verloren, oder sie befürchten es. Für sie sind die Offiziellen, die Vertreter der Behörden, die Schuldigen. Es ist den Technikern egal, dass auch wir unsere Familien verloren
Weitere Kostenlose Bücher