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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Köpfe wendeten sich zur Drachenpforte, die Menschen reckten ihre Hälse. Paulus konnte zunächst nicht sehen, was die Aufmerksamkeit der Leute erregt hatte, bald aber tauchten vor der Holztribüne die Herren von Madras auf. Die beiden jungen Männer gingen mit dem Löwen vorneweg, die Mohren folgten mit der Sänfte. Der Zug glitt durch die Menge wie die Israeliten durch die Wellen des Roten Meeres – die Menschen wichen ehrfürchtig zurück.
    »Blender und Täuscher«, entfuhr es Paulus. »Ihr macht es euch auf den besten Plätzen gemütlich, und auf mich wartet der Henker. Was führt ihr im Schilde? Was soll das Possenspiel?«
    Er dachte an seine eigenen Worte.  Die Mailänder wollen die Heiligen Drei Könige heimholen.
    Die Heiligen Drei Könige? Wo waren sie?
    Die Mitte der Kathedrale war gähnend leer gewesen, als Paulus mit Jenne durch den Dom geflohen war. Zunächst war es ihm gar nicht aufgefallen, denn auf der Flucht hatte er weiß Gott anderes im Kopf gehabt. Und doch war ihm die Leere des Doms irgendwo in seinem Hinterkopf in Erinnerung geblieben – der Schrein mit den Gebeinen war nicht an seinem angestammten Platz gewesen.
    Das musste es sein, genau darauf mussten die Mailänder es abgesehen haben. Während der nächsten Stunden war die Aufmerksamkeit aller Menschen in der Stadt nur auf eines gerichtet – die brennenden Stollen unterhalb des Ostchores und die dann einstürzenden Mauern. Der Schrein war von seinem öffentlichen Platz entfernt worden, weg aus den Augen der Kölner, an einen vermeintlich sicheren Ort. An einen Ort, wo mit Gewissheit niemand ernsthaft mit einem Überfall rechnen würde.
    Das passte zur Vorgehensweise der Mailänder. Ablenkung war ihre Taktik. Sie warfen Münzen ins Volk, stellten einen Löwen zur Schau, kündigten eine großzügige Pfefferspende an, sorgten mit einer Sänfte und ihren schwarzen Trägern für Staunen. Alles nur, um von ihrem wahren Vorhaben abzulenken. Vom Diebstahl des Dreikönigenschreins.
    Wo steckte Nox? Von ihm war draußen auf dem Domplatz nichts zu sehen. Hatte Jenne ihn so schwer mit dem Beil verletzt, dass er außer Gefecht war? Oder war es Nox’ Aufgabe, sich des Schreins zu bemächtigen?
    Wieder wanderte ein Raunen über den Domhof. Bruno von Madras entstieg mit Hilfe der beiden jungen Männer seiner Sänfte. Zum ersten Mal sah die Menge den mysteriösen Mann aus dem Morgenland, der reicher zu sein schien als alle Kölner Pfeffersäcke zusammen. Bruno hob die Hand zum Gruß und ließ sich dann auf die Tribüne geleiten.
    Paulus fasste sich an den Kopf. Es war zum Verrücktwerden. Er war der Einzige, der die Maskerade durchschaute, saß aber hinter Schloss und Riegel und musste dabei zusehen, wie ganz Köln dem Betrüger huldigte. Das durfte nicht sein. Er musste die Mailänder und Nox aufhalten. Er musste ihnen in die Suppe spucken. Nur so konnte er sich noch rächen für das, was sie ihm angetan hatten.
    Paulus wandte sich zur Tür um und trommelte mit beiden Fäusten gegen das Holz. »Heda, holt den Büttel, schnell, ich habe etwas mitzuteilen!«
    Lange musste Paulus schreien, bis er endlich Schritte auf dem Gang hörte. Die beiden Männer, die die Leiche seiner Mutter untersucht hatten, betraten seine Zelle.
    Paulus erzählte. Hastig, nein, überhastet. Aus ihm sprudelte alles heraus, was ihm gerade durch den Kopf schoss, über Nox und die Morde an Gir, Mummersloch und Quatermart, über die Wahrsagerin Kassandra, über ein Schiff ohne Pfeffer, über Pech und Reisig an Bord, über den Mailänder Groschen, über die Gefahr, die den Dreikönigsgebeinen drohte, über den vermutlich bevorstehenden Schreinsraub, über die beiden anderen Apostel, seine Mutter und Jenne, über Angela, selbst über Henner und Jax. Immer wieder ging er zum Guckloch und zeigte hinaus auf den Domhof, beschwor seine Anschuldigungen gegen Nox und die Männer, die er für Mailänder hielt. Immer wieder beteuerte er seine Unschuld.
    Am Ende seines Berichts angekommen, bemerkte Paulus, wie sich die beiden Büttel ansahen. Sie glaubten ihm nicht. Das erkannte er sofort. Wie auch? Er hatte wirres Zeug geredet. Spinnereien eines Mannes, der versuchte, sich vor dem Galgen zu retten. Eines Mannes, der nicht klar bei Verstand war. Eines Mörders, der seine eigene Mutter abgeschlachtet hatte.
    »Ich stimme Euch zu«, flüsterte Paulus dann kraftlos, obwohl die Büttel noch gar nichts gesagt hatten. »Das klingt nach ausgemachtem Unsinn. Aber es ist die Wahrheit.«
    »Wärest du

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