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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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ich hinwill? Das fragt Ihr an solch einem Tag? Na dorthin, wo jeder hier wohl hinwill. Zum Dom. Das wird ein rechtes Fest, wenn die alte Hütte fällt.«
    »Bist du Kölner?«
    Paulus zögerte. Es gab keinen Grund, das zu leugnen. »Ja.«
    »Wo verdienst du dein Brot?«
    »Hier im Hafen.«
    »Kennst du einen Paulus, den man den Apostel nennt?«
    Paulus wurde es ganz heiß. Man war ihm auf die Spur gekommen. »Nein«, sagte er mit zittriger Stimme. »Warum?«
    »Weil jemand ihn sprechen möchte, darum. Auch er soll hier im Hafen arbeiten. Bist du dir sicher?«
    »Ganz sicher.«
    Der Turmwächter kniff die Augen zusammen und trat einen Schritt näher. »Warum so unruhig?«
    Paulus setzte unwillkürlich einen Fuß zurück. »Es ist nichts, wirklich nichts.«
    Im nächsten Augenblick war der Bewaffnete bei ihm und legte eine Hand auf seine Schulter. »Na, dann können wir uns ja in Ruhe im Turm weiter unterhalten, nicht wahr?«
    »Er hat anderes im Kopf«, sagte unvermittelt eine Stimme, die Paulus inzwischen nur zu gut kannte. Jenne trat zu ihnen und zwinkerte dem Turmwächter schelmisch zu. »Vorige Nacht hat er auf dem Werthchen etwas verloren, das er nicht wiederhaben will.«
    Der Mann wandte sich sogleich Jenne zu. »Was kann das sein?«
    »Ratet. Er hat es bei mir verloren.«
    Verstohlen sah sich der Turmwächter um und beugte sich dann zu ihr vor. »Er hat es doch wohl nicht an deinem geheimen Ort verloren?«
    Jenne kicherte. »Doch, das hat er. Und heute Abend wird er bestimmt noch einmal nachschauen wollen.«
    Sie nahm Paulus bei der Hand und zog ihn weiter. Den Turmwächter hörten sie hinter sich lauthals lachen. Im Gleichschritt eilten sie durch die Salzgasse Richtung Heumarkt.
    »Für den Fall, dass du dich doch noch an Paulus den Apostel erinnerst«, rief ihnen der Turmwächter hinterher. »Auf seinen Kopf sind vierhundert Silbermark ausgesetzt.«
    Sie blieben nicht stehen, aber sie sahen sich vielsagend an.
    »Jemand muss mich verraten haben«, flüsterte Paulus. Eine Reihe von Namen ging ihm durch den Kopf. Henner. Seine Mutter Irmel. Angela. Nein, nicht Angela. Oder doch?
    »Ich hätte da jemanden in Verdacht«, sagte Jenne.
    »Ich weiß. Aber lassen wir das jetzt. Wir müssen uns sputen. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Irgendwann werden sie mich erwischen. Das kann ich nicht mehr lange durchhalten. Wenn sie mich verhören, muss ich irgendetwas Handfestes zu berichten wissen, sonst baumele ich schneller am Galgen, als meiner Mutter lieb sein kann.« Er sah zu Jenne hinüber. »Hast du gehört, was der Turmwächter gesagt hat?«
    Sie nickte. »Vierhundert Silbermark.«
    »Wirst du mich ausliefern?«
    »Wenn ich das wollte, hätte ich eben doch die beste Gelegenheit gehabt.«
    Da musste Paulus ihr zustimmen. »Warum bist du eigentlich schon wieder genau im richtigen Moment an meiner Seite aufgetaucht?«
    »Nun fang bloß nicht an zu meckern.«
    »Nein, mache ich nicht. Ich muss mich bedanken. Wieder einmal. Aber was zum Teufel machst du hier? Ich wollte das doch jetzt allein durchziehen.«
    »Für Ulf war das alles zu viel. Er ist kurz nach dir aufgebrochen, weil er wegwollte von der Mühle. Ich hab mich einfach mit zu ihm in die Esche gesetzt. Untätig herumsitzen kann ich schlecht.«
    Sie erreichten den Heumarkt. Gaukler, Tänzer, Sänger und Verkäufer von Naschwerk gaben sich redlich, aber vergebens Mühe, die Menschen für den Jahrmarkt zu begeistern. Was an Volk auf den Beinen war, bewegte sich auf den Domhof zu. Alle wollten dabei sein, wenn der Marienchor zusammenstürzte. Ein solches Schauspiel bekamen nur wenige Menschen in ihrem Leben zu sehen.
    Paulus und Jenne mussten gegen den Strom ankämpfen und hielten auf das kleine Haus zu, das im Übergang zwischen Heumarkt und Alter Markt stand. Der Erzbischof hatte seine Münzpräge am denkbar besten Ort erbaut, mitten an dem größten Handelsplatz nördlich der Alpen.
    Sie betraten den Bau und fragten nach dem Münzmeister, der sich jedoch ebenfalls im Domhof befand. Der alte Mann, der sie empfing, stellte sich als Balthasar, der Gehilfe des Münzmeisters, vor.
    Paulus kam gleich zur Sache und reichte ihm eines der beiden Geldstücke. »Könnt Ihr uns etwas über diese Münze sagen?«
    Balthasar hielt sie ins Licht und hob eine Augenbraue. Über seine Lippen ging ein anerkennender Pfiff. »Woher habt ihr denn die?«
    »Ihr kennt die Münze?«
    »Zumindest kenne ich diese Art von Münzen. Noch recht neu.«
    »Aus Indien?«
    Balthasar gab sich keine

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