Dominic Flandry - Spion im All
hinter dem Schreibtisch auf und hielt sein schmerzendes Kreuz. »Und ob. Im Moment ist mir so zumute, daß ich am liebsten jede Bibliothek des Universums bombardieren möchte. Aber Sie brauchen mich hier, nehme ich an.«
»Das stimmt. Das Ganze kommt mir wie ein Trick vor, mit dem man mich noch mehr lahmlegen will. Aber Sie können trotzdem gehen.«
Flandry gaffte. »Ist das Ihr Ernst?«
»Klar. Wir sind hier kaltgestellt. Vielleicht können Sie etwas entdecken.«
»Danke, Chef!« Flandry sprang auf. Seine Augen leuchteten.
»Langsam, junger Freund. Das wird kein Erholungsurlaub für Sie. Sie müssen den dekadenten Taugenichts spielen. Halten Sie Augen und Ohren offen, aber plappern Sie ruhig drauflos. Stellen Sie Fragen, hauptsächlich dumme. Und bohren Sie nicht, damit man nicht denkt, Sie spielten den Spion.«
Flandry furchte die Stirn. »Uh ... ich glaube, es würde komisch aussehen, wenn ich nicht hinter Informationen her wäre. Besser wäre es vielleicht, wenn ich mich dabei ungeschickt und tölpelhaft anstellte.«
»Gut. Sie lernen schnell. Ich wünschte, Sie hätten mehr Erfahrung, aber jeder muß mal anfangen, und ich fürchte, Sie werden sowieso nichts von Bedeutung herausbringen. Also verschaffen Sie sich Erfahrung.«
Abrams sah den Jungen davonstürzen. Mochte die Reise auch zu sonst nichts gut sein, würde sie doch die Fähigkeiten des Fähnrichs weiter unter Beweis stellen. Wenn Flandry sich bewährte, würde Abrams ihn wahrscheinlich eigenhändig den Wölfen vorwerfen müssen.
Denn die Dinge durften nicht so lange in der Schwebe gehalten werden, wie es Brechdan gefiel. Gerade jetzt lagen potentielle Möglichkeiten in der Luft, die nur ein Verräter ungenutzt lassen würde. Nun, da die Dinge sich so entwickelt hatten, daß die Delegation für unbestimmte Zeit auf Merseia festgehalten wurde, konnte Abrams seine Chancen nicht so wahrnehmen, wie er es geplant hatte. Die klassisch-saubere Operation mußte in eine Explosion umgewandelt werden.
Und Flandry war der Zünder.
*
Wie fast jede intelligente Spezies hatten auch die Merseier in ihrer geschichtlichen Vergangenheit Tausende von Sprachen und ein Dutzend verschiedene Kulturen entwickelt. Und wie es auch auf der Erde gekommen war, hatte eine die anderen überflügelt und schließlich aufgesaugt. Zu einer absoluten Gleichheit der Rassen war es allerdings nicht gekommen, und darin mochte der Grund zu suchen sein, daß Lannawar es nur zum Gefreiten gebracht hatte und im Moment eine Art Offiziersbursche für die anderen Mitglieder der Gruppe war. Vielleicht fehlte ihm auch der Ehrgeiz, denn er war zweifellos fähig, was sein nahezu unerschöpfliches Repertoire an Geschichten aus seinen Raumfahrerjahren bewies. Und er war auch ein liebenswerter und gutmütiger Kerl.
Er saß gemütlich mit Flandry und Tachwyr zusammen, dessen Rang etwa dem eines Leutnants entsprach. Flandry hatte sich rasch an das legere Verhältnis gewöhnt, das zwischen Offizieren und Mannschaften der merseiischen Streitkräfte herrschte. Statt strenger Trennung, wie sie auf irdischen Schiffen üblich war, gab es eine Vertrautheit, bei der die Offiziere zwar lenkten, aber keine scharfe Kontrolle ausübten.
»Ich sage euch«, dröhnte Lannawar, »Yon war ein seltsamer Planet, und froh war ich, als ich das letzte von ihm sah. Aber irgendwie, ich weiß nicht, war unseres danach nie wieder ein glückliches Schiff. Nichts ging mehr ganz richtig, versteht ihr? Ohne gegen Kapitän oder Mannschaft zu sprechen, ich war froh über die Versetzung zur Bedh-Ivrich. Runei der Wanderer war ihr Kapitän, und weit hat er uns auf Forschungsfahrt geführt.«
Tachwyrs Schwanzspitze zuckte, und er öffnete den Mund. Irgend jemand war immer in der Nähe, um Lannawars Schwatzhaftigkeit zu bremsen. Flandry, der kaum auf die Erzählung geachtet hatte, wurde mit einemmal munter. Er kam Tachwyr mit seinem Ausruf einen Sekundenbruchteil zuvor. »Runei? Derselbe Runei, der jetzt Fodaich auf Starkad ist?«
»Was? ... Ja, ich glaube, der ist es.« Die Augen im tätowierten grünen Gesicht blinzelten. Eine dicke Hand fuhr in den aufgeknöpften Uniformrock und kratzte den Bauch. »Nicht, daß ich viel darüber wüßte. Ich hatte nie von Starkad gehört, bis ich erfuhr, daß ihr Terraner gekommen seid.«
»Also hat Runei selbst gar nicht an den ersten Reisen nach Starkad teilgenommen?« fragte Flandry.
»Nein, Freund. Damals haben wir die Region Rigel erforscht.« Lannawar griff nach seinem Krug, in
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