Dominic Flandry - Spion im All
Glauben Sie nicht, daß ich auch ein bißchen Entspannung verdient habe? Da wäre zum Beispiel der Getwydh-Wald, ein Gebiet, wo unsere Bewegungsfreiheit nicht beschränkt ist.«
Flandry blickte an der untersetzten Gestalt seines Chefs vorbei aus dem Fenster. Ein Gartenroboter rasselte mit seinen Schermessern über den Rasen. Ein Sekretär des diplomatischen Stabes stand draußen auf einer der Wohnkuppeln und flirtete gelangweilt mit der Frau des Marineattachés. Hinter ihnen stießen Ardaigs alte Türme in den Himmel. Der Nachmittag war heiß und still.
»Sehr gut, Chef«, sagte er.
Sie verließen das Büro und gingen zum Landeplatz, und Flandry fühlte ein Kribbeln sein Rückgrat überlaufen. Die merseiischen Techniker kamen regelmäßig zu Inspektionen der Luxusmaschine, aber an diesem Nachmittag hielt ein einziger Mann vom Sicherheitspersonal der Botschaft Wache. Neidvoll sah er zu, wie Abrams und Flandry an Bord des langen, blauen, tropfenförmigen Ungetüms gingen. Abrams schloß die Tür und schritt voraus in den Salon. »Getwydh-Wald, Hauptparkplatz«, sagte er. »Fünfhundert Stundenkilometer bei beliebiger Höhe.«
Die Maschine nahm mit anderen Maschinen Kontakt auf. Der Start wurde freigegeben, und die Maschine hob sich geräuschlos über die Baumwipfel.
Abrams durchsuchte seine Uniformtaschen nach einer Zigarre. »Wir könnten einen trinken«, schlug er vor. »Für mich Whisky und Wasser.«
Flandry brachte es, und für sich selbst einen doppelten Cognac. Als er sich wieder gesetzt hatte, war die Maschine etwa sechstausend Meter hoch und befand sich im Horizontalflug. Bei dieser Geschwindigkeit würde es ein paar Stunden dauern, bis sie das Naturschutzgebiet erreichten. Flandry war schon einmal dort gewesen, anläßlich eines Wochenendausflugs, den Oliveira für Hauksberg und Gefolge arrangiert hatte. Er erinnerte sich an riesenhafte Bäume, buntgefiederte Vögel, den starken Geruch von feuchtem Humus und den wunderbaren Geschmack einer Quelle. Aber am lebhaftesten erinnerte er sich an das Gesprenkel von Sonne und Schatten auf Persis' dünnem Sommerkleid. Nun sah er aus dem breiten Fenster den Ozean im Westen, unter sich Felder, Hügelland und vereinzelte Burgen, und im Osten beschneites Bergland.
»Passen Sie auf«, sagte Abrams aus einem Rauchschleier. »Ich muß Ihnen was erklären.«
Flandry saß steif und nippte nervös von seinem Cognac. »Wenn es vertraulich ist«, sagte er, »sollten wir dann nicht lieber warten, bis wir angekommen sind?«
»Hier ist es sicher. Sie haben mein Wort.« Abrams starrte finster auf die Zigarre und rollte sie zwischen den Fingern. »Flandry, ich brauche Sie für einen Job. Er könnte gefährlich werden, und angenehm ist er bestimmt nicht. Sind Sie dabei?«
Flandrys Herz pochte hart. »Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, nicht?«
Abrams legte den Kopf auf die Seite und spähte zu ihm herüber. »Keine schlechte Antwort für einen Neunzehnjährigen. Aber ich will wissen, ob Sie auch innerlich dabei sind, mit Kopf und Herz, sozusagen.«
»Ja, Chef. Ich denke schon.«
»Ich glaube Ihnen.« Abrams nahm einen hastigen Schluck und neigte sich vorwärts. »Wie ich die Dinge sehe, hat Brechdan nicht die leiseste Absicht, den Konflikt auf Starkad gütlich aus der Welt zu schaffen. Eine Weile dachte ich, er werde uns vielleicht für irgendeine andere Sache, die er haben will, den Frieden anbieten. Aber wenn das der Fall wäre, hätte er uns nicht so lange hingehalten und wäre längst damit herausgekommen. Die Merseier teilen unsere Vorliebe für forensische Beredsamkeit nicht. Wollte Brechdan ein Abkommen, wäre Hauksberg jetzt mit konkreten Vorschlägen auf der Erde und nicht hier.
Brechdans Leute kommen mit immer neuen Kleinigkeiten und unwichtigen Einwänden. Selbst Hauksberg – und er ist die Geduld in Person – hat allmählich die Nase voll. Das ist vermutlich der Grund, warum Brechdan ihn und seinen Stab auf eine oder zwei Wochen zur Jagd nach Dhangodan eingeladen hat. Erstens bringt das wiederum eine Verzögerung mit sich; zweitens besänftigt er damit den Ärger unseres Grafen. Eine Geste des guten Willens, verstehen Sie?«
Flandry nickte. »Ich glaube aber, daß der Graf recht hat, und daß Brechdan es ehrlich meint«, sagte er. »Der durchschnittliche Merseier ist jedenfalls aufrichtig und anständig. Davon habe ich mich überzeugt.«
»Sicher, Sie haben recht. Aber wie dem auch sein mag, Starkad ist zu wichtig. Und während wir hier
Weitere Kostenlose Bücher