Dominic Flandry - Spion im All
Kollege«, sagte Abrams strahlend, »ich bitte meinerseits darum, daß Sie in Vertretung Ihrer Regierung meinen aufrichtigsten Dank entgegennehmen.«
Sobald er die Verbindung unterbrochen hatte und die Mattscheibe dunkel wurde, platzte er laut heraus. Natürlich konnten die Merseier ihn nicht unbewacht herumfliegen lassen, es sei denn, sie hätten die Möglichkeit, in seinem Transportmittel Abhörgeräte unterzubringen. Und selbstverständlich erwarteten sie, daß er nach solchen Anlagen suchte.
Das tat er denn auch, obgleich er wußte, daß es unnötig war. Nachlässigkeit hätte nur Verdacht erregt. Den Merseiern, die seine schöne neue Maschine ablieferten, erläuterte er die Durchsuchung mit der Notwendigkeit, daß er sich über die Funktionen der Bordanlagen informieren müsse. Die Abhörspezialisten der Botschaft, die er als Helfer angefordert hatte, durchsuchten die Maschine fachgerecht und stellten zu ihrer Verwunderung fest, daß keine Abhöreinrichtung an Bord war. Abrams wußte es besser, und er überzeugte sich auf sehr einfache Weise von der Richtigkeit seiner Annahme: Er wartete, bis er allein an Bord war, dann fragte er. Die Methode, wie man das Ding verborgen hatte, erfüllte ihn mit Bewunderung.
Aber von da an rannte er gegen Wände aus Gummi. Die Tage kamen und gingen, die langen, siebenunddreißigstündigen Tage Merseias. Er verbrachte sie fast alle im Konferenzzimmer des Schlosses Afon, wo Hauksberg und sein Stab mit Brechdans Beamten verhandelten. Gewöhnlich zog man ihn hinzu, weil ein Merseier um Aufklärung irgendwelcher Trivialitäten ersuchte, die mit Starkad zusammenhingen. Hatte er seine Erklärung abgegeben, konnte Abrams nicht wieder gehen. Das Protokoll verbot es. Er mußte dasitzen und zuhören, während die Verhandlung sich fortschleppte, Fragen, Gegenfragen, stundenlanges Gefeilsche um Belanglosigkeiten der Tagesordnung. Die Merseier verstanden es, Verhandlungen endlos in die Länge zu ziehen.
Einmal, als sie zusammen in die Botschaft zurückkehrten, brachte Abrams die Rede auf diese Ermüdungstaktik. »Ich weiß«, entgegnete Hauksberg ungehalten. Er wurde allmählich hager und hohläugig. »Sie sind sehr mißtrauisch gegen uns. Nun, ich muß sagen, nicht ganz ohne Grund. Wir müssen guten Willen zeigen und beharrlich sein. Solange geredet wird, wird nicht geschossen.«
»Auf Starkad wird geschossen«, brummte Abrams. »Unsere Admiralität wird nicht in alle Ewigkeit abwarten, bis Brechdan seine Kommata gezählt hat.«
»Morgen geht ein Kurier ab, dem ich einen Zwischenbericht mitgebe. Wir kommen ja voran, vergessen Sie das nicht. Merseia ist stark an einem Abkommen über regelmäßige gemeinsame Beratungen auf Ministerebene interessiert.«
»Ja. Eine großartige Idee«, knurrte Abrams verstimmt. »Das wird unseren Versöhnungsaposteln zu Hause politisches Oberwasser geben, solange es Brechdan gefällt, das Spiel mitzuspielen. Ich dachte, wir seien hergekommen, um die Sache mit Starkad zu regeln.«
»Und ich dachte, ich sei der Chef dieser Mission«, versetzte Hauksberg. »Überlassen Sie die Wahl der Verhandlungstaktik gefälligst mir, Oberst. Ich habe Ihnen bereits auseinandergesetzt, daß die erste und wichtigste Aufgabe der Abbau des Mißtrauens sein muß. Nur so kann man Meinungsverschiedenheiten beilegen.«
*
An Tagen, da er nicht einer Konferenz beiwohnen mußte, ging Abrams in Bibliotheken und führte Gespräche mit Einheimischen. Die Merseier zeigten sich äußerst höflich und hilfsbereit. Sie überhäuften ihn mit Büchern und Zeitschriften. Beamte, Offiziere und Wissenschaftler gewährten ihm stundenlange Interviews. Aber er erfuhr praktisch nichts von dem, was er wissen wollte.
Auch das war eine Art Hinweis. Das Fehlen genauer Informationen über die frühen Reisen der Merseier in die Region Saxo mochte an einer gewissen Schlamperei bei der Archivierung oder der Aufzeichnung liegen, wie Brechdan angedeutet hatte. Aber Stichproben zeigten Abrams, daß die Dokumentation bei anderen Planeten besser war. Starkad schien irgendeine geheime Bedeutung zu haben.
Anfangs hatte Abrams sich bei seiner mühseligen Arbeit von Flandry helfen lassen. Dann kam eine Einladung. Ob Fähnrich Flandry geneigt sei, den Planeten in Gesellschaft einiger junger Merseier seines Alters und Ranges zu bereisen, um diese Welt besser kennenzulernen und um der Verständigung zwischen den beiden Rassen zu dienen?
»Würde Ihnen das gefallen?« fragte Abrams.
Flandry richtete sich
Weitere Kostenlose Bücher