Dominic Flandry - Spion im All
Pfeifen der Luft an Tragflächen und Rumpf wurde dünner und hörte auf.
Wieder summte es im Empfänger. »Sie können für eine begrenzte Zeit an Bord Ihres Schiffes gehen«, sagte der Merseier, »vorausgesetzt, unsere Sicherheitsbeamten begleiten Sie.«
»Tut mir leid«, antwortete Hauksberg, »aber das ist unmöglich. Ich hole Material, das nur für Premierminister Brechdans Augen bestimmt ist. Ihre Leute sind mir willkommen, sobald ich mich auf den Rückweg mache. Sie können mich dann direkt zum Schloß Afon begleiten.«
»Ich werde meine Vorgesetzten unterrichten und Sie von ihrer Entscheidung benachrichtigen.« Das Gerät wurde dunkel. Hauksberg lachte kurz und humorlos. »Ich vermute, Sie wollen mit einem der Beiboote flüchten«, sagte er. »Sie werden nicht weit kommen, dann wird man Sie einholen.«
»Nicht, wenn ich sofort auf Höchstgeschwindigkeit gehe.«
»Das können Sie nicht machen. Sie wissen selbst, wie hoch die Konzentration von Materie so nahe bei einer Sonne ist. Ein daumengroßer Meteorit, und Ihre Reise ist zu Ende.«
»Das Risiko nehme ich auf mich.«
»Erst nach einem Lichtjahr kommen Sie aus dem Wahrnehmungsbereich heraus. Ein schnelleres Schiff wird Sie einholen und zur Strecke bringen.«
»Sie werden nicht dabei sein, und um mich brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
Die Minuten vergingen. Flandry merkte es kaum, als der Anruf kam, daß Hauksberg und seine Begleiter allein an Bord des Schiffes gehen dürften. Die Erlaubnis war für die Merseier risikolos. Die ›Dronning Margrete‹ war unbewaffnet und leer. Zwei oder drei Männer könnten sie erst in stundenlanger Arbeit startklar machen, und so erschien ein Fluchtversuch unwahrscheinlich. Hauksberg mußte es ehrlich meinen.
Der riesige Zylinder schwamm in Sicht. Flandry gab Signale an die Bordanlagen. Ein Schleusentor öffnete sich weit. Die Instrumente übernahmen selbsttätig den Rest des Rendezvousmanövers; die Maschine glitt durch die Öffnung, das Schleusentor schloß sich und Luft strömte zischend ein. Flandry stellte die Triebwerke ab und stand auf. »Ich werde Sie fesseln müssen«, erklärte er. »Man wird Sie finden.«
»Ich warne Sie. Sie werden ein Geächteter sein und überall im Imperium verfolgt werden. Ich habe nicht die Absicht, meine Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten, bis Sie Ihre wahnwitzigen Vorhaben ausgeführt haben. Nach allem, was geschehen ist, kann ich Ihren und Abrams hochverräterischen Umtrieben nur durch uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den Merseiern einen Riegel vorschieben.«
Flandry tastete nach der Strahlpistole, und Hauksberg nickte. »Wenn Sie mich töten, können Sie die Sache ein wenig verschieben.«
Flandry starrte ihn einen Moment düster und unschlüssig an, dann schüttelte er den Kopf und machte sich daran, Hauksberg zu fesseln.
Ein paar Minuten später verließ er mit Persis die Maschine. Im Laufschritt eilten sie durch menschenleere, hallende Korridore. Nur die Notbeleuchtungen waren eingeschaltet. Bald hatten sie eine andere Schleusenkammer erreicht. Vor ihnen erhob sich der mattschimmernde schlanke Rumpf eines großen Beibootes, über sechs Meter hoch und fast fünfundzwanzig Meter lang. Flandry kannte das Modell; es war ein schnelles und vielseitiges Schiff, mit Treibstoff und Vorräten für eine Reise von mehreren hundert Parsek versorgt. Zwar konnte es mit einem Kriegsschiff nicht Schritt halten, aber eine Jagd im Weltraum ist eine lange Jagd, und Flandry hatte bereits einige abenteuerliche Überlegungen für den Fall angestellt, daß sie von einem feindlichen Kriegsschiff verfolgt würden.
Er begann eine hastige Überprüfung der Bordanlagen. In der Kommandozentrale achtern fand er Persis, die im Sitz des Kopiloten Platz genommen hatte. »Störe ich dich?« fragte sie schüchtern.
»Im Gegenteil«, sagte er. »Aber sei still, bis wir die Höchstgeschwindigkeit erreicht haben.«
Sie nickte. »Ich bin keine völlige Null, Nicky, wenn du mich auch für eine Luxuspuppe hältst. Man lernt sich durchzuschlagen, wenn man lange Jahre als schlechtbezahlte Tänzerin gearbeitet hat. Aber dies ist das erste Mal, daß ich etwas nicht für mich selbst tue. Und das ist ein gutes Gefühl.«
Er strich ihr übers dunkle Haar und über die glatte Wange, bis seine Finger unter ihr Kinn kamen. »Ich danke dir«, murmelte er und küßte sie. »Mehr als ich sagen kann. Ich habe dies hauptsächlich für Max Abrams getan. Es wäre kalt und traurig gewesen, hätte ich
Weitere Kostenlose Bücher