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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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wir nicht die von der Regierung. Die rühren sich nur von ihrem Sessel, wenn es darum geht, Schulkinder singen zu hören, oder wenn sie ein Band durchschneiden sollen zur Eröffnung von irgend etwas, das bereits fertig ist. Aber wenn es wo Schwierigkeiten gibt, rühren die sich bestimmt nicht. Von mir aus können sie alle zum Teufel gehen!»
    Der Smilzo gab es noch nicht auf, Peppone zur Vernunft zu bringen: «Chef, ich bin ganz deiner Meinung: Alles Gauner, vom Präfekten bis zum Hausmeister. Trotzdem hast du als Bürgermeister die Pflicht ...»
    «Als Bürgermeister habe ich die Pflicht, an Wichtigeres zu denken!» brüllte Peppone und ließ seine Pranke auf den Schreibtisch fallen.
    Smilzo zog Leine und hütete sich, noch einmal auf das Thema zurückzukommen, so daß Peppone, als er an diesem Abend zu Bett ging, Festivitäten und Obrigkeiten bereits völlig vergessen hatte.
    Die ganze Angelegenheit fiel ihm erst wieder ein, als am nächsten Morgen Bigio und Brusco hereinstürzten:
    «Die von der Regierung kommen! Das ganze Dorf ist auf den Beinen, auf der Straße zur Schule drängen sich die Leute. Beeil dich! Wenn du zu spät kommst, verlierst du eine Menge Stimmen!»
    Das bedeutete, daß Peppone sich seinem Amt entsprechend anziehen mußte, sich rasieren, jemanden zum Schuster schicken, um die neuen Schuhe abzuholen -und er geriet sofort in Panik. Er richtete ein höllisches Durcheinander an, begleitet von Salven von Flüchen und einem Gebrüll, daß sich die Dachziegel hoben, und wenn ihm Bigio und Brusco nicht geholfen hätten, wäre es ihm nie gelungen, sich in eine präsentable Form zu bringen.
    Endlich konnte Peppone das Haus verlassen, aber die von der Regierung waren bereits alle da, und im Schulhof drängte sich eine solche Menschenmenge, daß Peppone sich vom Bürgermeister in einen Panzer verwandeln mußte, um überhaupt hineinzukommen.
    Die Regierungsvertreter standen schon auf der weiß-rot-grün geschmückten Tribüne, und als Peppone sah, daß der Schuldirektor bereits ein dickes Bündel Blätter herausgezogen hatte und Anstalten machte, seine Rede zu beginnen, war er der Verzweiflung nahe: Wenn es ihm nicht gelang, sich auf die Tribüne zu hieven, ehe dieser Unglücksmensch zu reden anfing, war er ruiniert!
    Er schaffte es nicht. Der Direktor drehte sofort den Hahn auf, und nachdem Peppone mit seinem Drängeln viel wütendes Gezisch hervorgerufen hatte, blieb er zornbebend stehen.
    Der Direktor sprach hervorragend. Er war einer jener begnadeten Redner, denen es gelingt, eine halbe Million schöner Worte hervorzusprudeln, ohne etwas damit zu sagen. Diese Art Redner findet bei der Menge am meisten Anklang, denn die Leute lauschen ihnen wie Sängern und brauchen sich gar nicht erst Mühe zu geben, dem Sinn der Worte zu folgen.
    Peppone hörte mit offenem Mund zu, als ihm von hinten jemand ins Ohr flüsterte: «Bravo, bravo, der erste Bürger kommt als letzter.»
    Peppone drehte sich nicht einmal um: «Wenn schon, dann als vorletzter», gab er halblaut zurück. «Mir scheint, da ist jemand noch nach dem Bürgermeister gekommen.»
    «Ich war vor allen anderen da», erklärte Don Camillo. «Ich hab’ mich nur hier hinten hingestellt, um nicht mit gewissen Individuen auf die Honoratiorentribüne zu müssen. Aber das kannst du dir merken: Du hast das Dorf ganz schön blamiert! Die höchsten Regierungsvertreter der Provinz beehren unser Dorf, um an diesem Fest teilzunehmen, und keine Spur von einem Bürgermeister oder Vizebürgermeister, der sie empfängt!»
    Peppone lüftete seinen Hut und wischte sich den Schweiß ab.
    «Kümmert Ihr Euch um Eure eigenen Angelegenheiten!» knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. «Um die meinen kümmere ich mich schon selbst.»
    «Das sind meine Angelegenheiten, denn auch ich bin ein Teil der Bürgerschaft», erwiderte Don Camillo.
    «Priester haben keine Heimat», antwortete Peppone.
    Don Camillos erster Impuls war, seinem Vordermann einen Fußtritt in den Bürgermeisterhintern zu geben. Aber er entsagte diesem Gelüst aus einleuchtenden Gründen, vor allem jedoch aus Platzmangel. Tatsächlich stand er rechts und links von der Menge eingezwängt, unmittelbar vor sich hatte er Peppones Rücken und hinter sich den Gitterzaun des großen Schulhofs.
    Mittlerweile hatte der Direktor seine Rede unverdrossen fort geführt, doch nun war er damit fast am Ende. Als er beim allerletzten Blatt angelangt war, richtete er seinen Blick auf die Seite, wo Don Camillo stand, und

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