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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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verreckt war, nicht vergessen. Als es dann zu regnen anfing, mußte er erst recht an ihn denken, denn nach zwei Tagen wolkenbruchartiger Regenfälle kam der alte Bia nach Villabianca, um mitzuteilen, daß der Abflußkanal überlaufe und die Felder sich in die Lagune von Venedig verwandelten.
    Barotti verwunderte sich: «Das ist ja was ganz Neues. Zieht der Canalnuovo nicht mehr?»
    «Der Canalnuovo zieht», erklärte Bia. «Das Katzenrohr zieht nicht mehr.»
    «Das passiert doch nicht zum erstenmal», rief Barotti. «Wenn das Katzenrohr verstopft ist, dann schaut, daß ihr es ausräumt!»
    «Das geht uns nichts an», antwortete Bia kühl. «Das ist Eure Sache. Ihr habt es verstopft.»
    «Ich?»
    «Jawohl. Der Hund war von Euch und nicht von uns. Der Hund war schließlich nicht auf Halbpacht.»
    «Eine schöne Logik! Auch der Schlamm, die Steine und das Gestrüpp sind nicht auf Halbpacht, und doch habt ihr das Katzenrohr noch immer ausgeräumt, ohne zu diskutieren.»
    Bia schüttelte den Kopf: «Damit kommt Ihr nicht durch. Die Steine, das Gestrüpp und der Schlamm sind Naturereignisse wie der Hagel, die Trockenheit oder der Nebel. Dafür könnt weder Ihr was noch wir. Aber wenn Euer Hund morgen meinem jüngsten Enkel das Bein wegfrißt, zahlen wir dann vielleicht das Bein zur Hälfte? Für Euren Hund seid Ihr ganz allein verantwortlich, das hat überhaupt nichts mit dem Hof zu tun. Euer Hund hat das Katzenrohr verstopft, also müßt Ihr es ausräumen. Wenn Ihr es nicht ausräumt, dann wird der Schaden, den das Wasser anrichtet, nicht geteilt, sondern den zahlt Ihr ganz allein!»
    Die Argumentation des alten Bia war einleuchtend, und Barotti, der Doktor der Jurisprudenz war, mußte das anerkennen. Er machte nur einen Einwand:
    «Ja, das ist alles logisch. Doch wenn ich sehen würde, daß Ihr in einen Kanal fallt, dann würde ich Euch herausziehen, obwohl es sich um ein Unglück handelt, das nichts mit der Halbpacht zu tun hat.»
    «Ich dagegen würde Euch nicht herausziehen, wenn ich sehen würde, wie Ihr in den Kanal fallt», antwortete Bia eiskalt. «Ich halte mich nur an das, was im Vertrag steht.»
    «Gut, von jetzt an werde auch ich mich daran halten.»
    Der Doktor Barotti schickte fünf Männer nach Fossa mit dem Auftrag, das Katzenrohr um jeden Preis freizuräumen. Das Katzenrohr wurde freigeräumt, und das Abflußwasser fand wieder seinen gewohnten Weg. Doch von nun an ließ sich Barotti jedesmal von zwei Zeugen begleiten, wenn er die Felder in Fossa inspizierte. Und jedesmal, wenn er etwas zu beanstanden hatte, teilte er das den Gnappi mit, aber nicht mehr mündlich, sondern per Einschreiben.
    Nach dem fünften Brief riß den Gnappi die Geduld, und der älteste von Bias Söhnen legte Peppone die provozierenden Dokumente vor und erklärte ihm:
    «Chef, wenn sich der Barotti das nächste Mal auf der Tenne sehen läßt, jag’ ich ihn mit Fußtritten davon, samt den verfluchten Kerlen, die er immer als Zeugen mitschleppt.»
    «Du jagst gar niemanden mit Fußtritten davon», erwiderte Peppone. «Wenn er dich schikaniert, schikanierst du ihn auch - und ebenfalls per Einschreiben.»
    Gnappi sah ihn verständnislos an: «Und was soll ich ihm schreiben?»
    «Alles, was euch nicht paßt: Reparaturen, sanitäre Anlagen, Steuern, Ungerechtigkeiten, Übergriffe, Vertragsbrüche und so weiter.»
    Diese Erläuterungen schienen Gnappis Zweifel jedoch nicht zu zerstreuen.
    «Chef, der Barotti ist zwar ein Schwein, aber an die Abmachungen hält er sich.»
    «Als ob so ein verdammter Grundbesitzer sich an Abmachungen halten könnte!» höhnte Peppone. «Es geht nicht nur um das, was im Vertrag steht. Es gibt auch Pflichten, die nicht im Vertrag stehen, und das sind die wichtigsten! Steht vielleicht in deinem Vertrag, daß sich der Grundherr verpflichtet, für einen Ausguß ohne Kakerlaken zu sorgen?»
    «Nein.»
    «Und sind in deinem Ausguß Kakerlaken?»
    «Milliarden!»
    «Genügt dein Grundherr damit also den Anforderungen des sozialen Fortschritts?»
    «Nein.»
    «Gut. Fang also mit den Kakerlaken an. Zeugen und Einschreibebrief! Wenn er nicht dafür sorgt, daß dein Ausguß den hygienischen Vorschriften entspricht, dann schreib an den Bürgermeister, und ich schick’ dir einen vom Gesundheitsamt, der die Sache feststellt.»
    Der junge Gnappi kehrte nach Hause zurück, und die erste Vergeltungsaktion wurde unternommen - mit eingeschriebenen Kakerlaken.
    Vier Tage später war er schon wieder bei Peppone.
    «Er hat

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