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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Domenica del Corriere landen. Doch keine Zeitung erwähnte ihn auch nur. Denn es gab da besondere Umstände, die die Leute im Ort veranlaßten, so zu tun, als hätten sie nichts gesehen und nichts gehört.
    Es war am Nachmittag von Silvester, und in allen Häusern war man dabei, das große Mitternachtsessen und die Verabschiedung des alten Jahres vorzubereiten. Wer nicht zu Hause blieb, schlenderte durchs Dorf und pendelte von einem Weinausschank zum anderen oder lungerte unter den Laubengängen herum.
    Die Kinder waren schon seit dem frühen Morgen nicht mehr zu halten, und sie vertrieben sich die Wartezeit bis zum Schlußspektakel, indem sie vorzeitig ein paar Knallfrösche und Feuerwerkskörper opferten. Auf der Tenne bei den Rosi war ein halbes Regiment Kinder versammelt, und trotz des Gebrülls der Erwachsenen wurde genauso herumgeknallt wie an allen anderen Orten.
    Als es jedoch Zeit wurde, das Vieh aus dem Stall zur Tränke zu führen, trat der alte Rosi mitten auf die Tenne und verkündete, wenn er jetzt auch nur noch einen einzigen Knall höre, werde er die ganze Bande mit dem Riemen verdreschen.
    Die Kinder hörten mit dem Lärm auf, und die Tiere konnten in Ruhe trinken. Aber gerade als die Reihe an Togo kam, ging hinter dem Geräteschuppen so ein verdammtes Feuerrad los, zischte über die Tenne und explodierte auf Togos Maul.
    Togo war ein kolossaler Stier, eine Art Panzer aus Fleisch, dessen bloßer Anblick einem schon Angst einjagte.
    Als er fühlte, wie auf seinem Maul die Hölle losging, drehte er durch.
    Mit einem Satz riß er sich vom Knecht los, zerschmetterte die dicke Holzstange, die man über die Toreinfahrt gelegt hatte, und war im Nu auf der Straße.
    Die Tenne der Rosi lag sozusagen mitten im Dorf: nach fünfzig Metern zwängte sich die Straße zwischen die Häuser, und nach weiteren hundert Schritten war man auf der Piazza.
    Bis sich die Rosi also von dem Schock erholt hatten und die Verfolgung aufnahmen, stürmte Togo bereits wie ein Blitz auf die Piazza.
    Was nun geschah, dauerte bloß ein paar Sekunden und ließ sich hinterher nur schwer rekonstruieren: Togo war gerade im Begriff, seine Wut an einer Gruppe kreischender Frauen auszulassen, die zwischen einer Häuserwand und zwei großen parkenden Lastwagen eingekeilt standen, als der Polizeichef von wer weiß woher mit der Pistole in der Hand auftauchte und sich dem Stier in den Weg stellte.
    Der Maresciallo schoß, streifte Togo aber nur, und das machte die Bestie noch wütender als zuvor.
    Für den Maresciallo und für die in der Falle sitzenden Frauen schien das letzte Stündlein geschlagen zu haben. Nur eine Maschinenpistolensalve in Togos Schädel hätte den Amoklauf des rasenden Stiers noch aufhalten können.
    Und tatsächlich: die Salve kam im rechten Augenblick.
    Man weiß nicht, von wo, aber sie kam, und das Untier brach unmittelbar vor den Füßen des Polizeichefs zusammen.
    Der Polizeichef steckte seine Pistole in die Tasche zurück, nahm die Mütze ab und trocknete sich die schweißgebadete Stirn. Dann blickte er reglos auf das leblose Tier. Um ihn herum herrschte ein höllisches Durcheinander, und die Frauen kreischten, .als würden sie immer noch von Togo bedroht. Aber der Polizeichef hörte nichts als das Knattern der Maschinenpistole.
    Die Waffe hatte ihre blitzschnelle Salve von sich gegeben und dann geschwiegen, aber für den Maresciallo schoß sie noch immer. Er war sicher, wenn er sich jetzt umdrehte und nach oben schaute, würde er ganz genau das Fenster ausmachen können, aus dem die Salve abgefeuert worden war.
    Und deswegen schwitzte der Maresciallo. Nicht weil ihm die Gefahr solche Angst eingejagt hätte, sondern weil er fühlte, daß er sich umdrehen mußte, und dazu hatte er nicht den Mut.
    Er drehte sich nicht um.
    In Wirklichkeit konnte er sich auch gar nicht umdrehen, weil er sich von einem riesigen Kerl gepackt sah -es war Don Camillo.
    «Bravo, Herr Maresciallo, bravo!» brüllte Don Camillo. «Alle diese Menschen verdanken Ihnen ihr Leben!»
    «Er war wirklich sehr mutig!» kreischte eine schwachsinnige alte Frau. «Aber wenn der andere nicht geschossen hätte, der mit der ...»
    Sie wollte sagen «mit der Maschinenpistole», aber sie kam nicht dazu, denn jemand trat ihr so kräftig auf den Fuß, daß ihr schwarz vor den Augen wurde. Und die Menge verschluckte sie sofort.
    «Bravo, Herr Polizeichef!» riefen die Leute. «Bravo, bravissimo!»

    Don Camillo zog sich ins Pfarrhaus zurück und wartete ruhig

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