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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Mund offen stehen.
    «Aber ...» stammelte er, «wie soll man das denn machen? Ich weiß nicht...»
    Da mischte sich Gnappi junior vom Traktor herab ein: «Papa», schrie er, «kommt jetzt! Es fängt gleich an zu regnen. Laßt ihn doch sein, diesen Lumpenkerl!»
    «Sei du still!» fuhr ihn der Alte an. Dann wandte er sich an den Vertrauensmann: «Ich rühr’ mich nicht vom Fleck, bis der kommt und mir Lebwohl sagt», wiederholte er mit fester Stimme.
    Inzwischen begann es in dichten Fäden zu regnen. Der Alte zog das Kind unter seinen Umhang, und der Hund kauerte sich zu seinen Füßen.
    «Nach hundert Jahren verlassen die Gnappi Fossa», sagte er. «In einem Jahrhundert werden die Gnappi doch auch etwas Gutes für die Barotti getan haben!»
    Als der Vertrauensmann sah, daß der alte Bia starr wie eine Statue im Regen stand, sprang er in seinen Topolino und raste in Höchstgeschwindigkeit nach Villabianca.
    Der Doktor Barotti saß in seinem Arbeitszimmer vor dem Kamin.
    «Bia will Sie sehen», sprudelte der Vertrauensmann heraus, sobald er im Zimmer war.
    «Zum Teufel mit ihm und seiner ganzen Sippschaft!» antwortete Barotti.
    «Er steht mitten auf der Tenne, mit einem Kind und dem Hund. Im Regen. Er sagt, wenn Sie nicht kommen und ihm Lebwohl sagen, rührt er sich nicht vom Fleck. Der älteste Sohn wartet mit der letzten Fuhre auf der Straße. Ich an Ihrer Stelle würde nicht hingehen. Der Sohn ist halbverrückt, das wissen Sie ja.»
    Barotti stand auf: «Bleiben Sie hier. Ich geh’ allein.»

    Als Barotti die kleine Brücke von Fossa erreicht hatte, hielt er an und stieg aus dem Auto. Gnappi junior, der immer noch am Lenkrad des Traktors saß, drehte ostentativ den Kopf auf die andere Seite. Barotti trat auf die kleine Brücke, und da sah er den alten Bia vor sich mit dem schwarzen Umhang, reglos im Regen, in der Mitte der großen verlassenen Tenne.
    Der schwarze Umhang bewegte sich, und das Kind schlüpfte heraus. Togo, der Hund, erhob sich.
    Nach einem kurzen Zögern ging Barotti entschlossen auf den alten Bia zu.
    «Nach einem Jahrhundert verlassen die Gnappi Fossa», sagte der Alte. «Sie sind als Ehrenmänner gekommen, und sie gehen auch als Ehrenmänner, mit erhobener Stirn.»
    Seine rechte Hand kam aus dem Umhang hervor und traf sich auf halbem Weg mit der Rechten des Doktor Barotti.
    Der Händedruck war hart und lang, nach Bauernart.
    Als die rechte Hand des alten Bia wieder unter den
    Umhang zurückgekehrt war, schlüpfte die linke heraus, die zwei große Kapaune an den Füßen hielt.
    «Jedem, was ihm zusteht - und was er verdient», sagte der alte Bia und streckte Barotti die beiden Kapaune hin.
    Der Doktor blieb wie eine Salzsäule mit den beiden Kapaunen in der Hand stehen, während der alte Bia langsam mit dem Kind und dem Hund auf die Brücke zuschritt. Auf der Brücke wandte sich Bia um und zog mit ausholender, feierlicher Geste den Hut.
    Mit ausholender, feierlicher Geste zog auch Barotti den Hut.
    Der alte Bia setzte seinen Hut wieder auf, machte kehrt und stieg auf den Wagen. Der Traktor ratterte los und verschwand.
    Jetzt war alles leer und verlassen: die Straße, die große Tenne. Und inmitten der leeren und verlassenen großen Tenne stand immer noch reglos der Doktor Barotti, den Hut in der Rechten und die Kapaune in der Linken. Und er wußte nicht, ob er dem Rattern des davonfahrenden Traktors lauschte oder dem Pochen seines Herzens.
    Wie es doch regnete!

Die alte Lehrerin

    «In diesem Jahr», meldete der Smilzo, «scheint der Direktor wegen der Pflanzen einen großen Zirkus aufführen zu wollen.»
    «Was für Pflanzen?» fragte Peppone, der in seinem Büro am Schreibtisch saß und Papiere unterschrieb.
    «Die Pflanzen im Schulhof», brummte Smilzo. «Ich meine den Tag der Pflanze.»
    «Die Pflanzen im Schulhof heißen Bäume», korrigierte ihn Peppone. «Der Tag der Pflanze heißt also Tag des Baumes!»
    «Pflanzen oder Bäume, ist doch egal. Worum es geht, ist, daß morgen früh eine Reihe Nervensägen aus der Stadt zu uns kommen: Schulrat, Vizepräfekt und so weiter.»
    Peppone hörte mit dem Unterschreiben auf: «Und wenn der Papst kommt, ich rühr’ mich nicht vom Fleck!» erklärte er entschlossen. «Ich hab’ für solchen Blödsinn keine Zeit.»
    Smilzo hob die Schultern: «Chef, die Pflanzen sind kein Blödsinn, finde ich wenigstens.»
    «Die Pflanzen nicht, aber die Bürokraten aus der Stadt», entschied Peppone. «Unsere Bäume können wir auch allein setzen, dazu brauchen

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