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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Ort statt. Die beiden standen sich plötzlich mit dem Jagdgewehr gegenüber und sahen sich finster an.
    Der erste, der etwas sagte, war Peppone: «Hochwürden, wir sind hier nur zu dritt: ich, Ihr und der liebe Gott. Und wenn ich jetzt vor Euch und vor Gott schwöre, daß ich dieses Geld nie genommen habe und auch nicht weiß, wer es genommen haben könnte, glaubt Ihr mir dann?»
    Das kam so spontan und so feierlich, daß Don Camillo wie ein Stockfisch dastand und keine Worte fand.
    Schließlich fand er doch eins, ein ganz kurzes, aber es genügte: «Ja.»
    Danach fand er noch andere, die aber völlig unnötig waren: «Und wenn ich dir schwöre ...», begann er.
    Doch Peppone unterbrach ihn sofort: «Ihr braucht nicht zu schwören. Ich weiß, daß Ihr es nicht gewesen seid.»
    Don Camillo blieb der Mund offen stehen.
    «Also», stotterte er, «wenn ich es nicht gewesen bin und wenn es du nicht warst, wer war es dann?»
    Peppone öffnete die Arme: «Das weiß Gott allein.»

    Don Camillo ging nach Hause und rannte zum Gekreuzigten über dem Hochaltar.
    «Jesus», rief er aufgeregt. «Er ist es nicht gewesen! Es war nicht Peppone!»
    «Don Camillo», erwiderte Christus, «das erzählst du mir? Hab’ ich denn je behauptet, Peppone sei es gewesen?»
    «Ich auch nicht, Herr, ich hab’ es nie gesagt!»
    «Aber du hast es gedacht.»
    Don Camillo senkte den Kopf.
    «Ja, ich hab’ es gedacht», gab er zu. «Und es tut mir unendlich leid, daß ich es gedacht habe. Aber wer war es dann? Denn wenn dieses Geld verschwunden ist, dann doch nicht unter der Einwirkung des Heiligen Geistes!»
    «Ganz gewiß nicht», stimmte ihm Christus zu.
    In dieser Nacht fand Don Camillo keinen Schlaf. Er spürte, daß die Wahrheit in greifbarer Nähe lag, und es gelang ihm nicht, sie zu fassen.

    Am nächsten Morgen besuchte Don Camillo Peppone in der Werkstatt.
    «Ich kann nicht von hier fort», sagte er, «aber du könntest auf einen Sprung nach Turin fahren.»
    «Nach Turin?» verwunderte sich Peppone. «Was soll ich in Turin?»
    Don Camillo erklärte ihm, warum Peppone seiner Meinung nach dringend nach Turin fahren müsse.
    «Wäre es denn nicht einfacher, mit dem Maresciallo zu reden?» warf Peppone ein.
    «Nein. Denn mit dem Polizeichef über irgend jemand reden heißt, diesen Jemand anzuklagen, verdächtig zu machen. Und wenn dieser Jemand dann überhaupt nichts mit der Sache zu tun hat?»
    Peppone fuhr nach Turin, und vier Tage später kam er zurück und ging geradewegs zum Maresciallo.
    «Hier bin ich Partei, und ich denunziere niemanden, sondern verteidige nur meine Reputation - und die des Pfarrers», erklärte er dem Maresciallo. «Vier Tage nach dem Verschwinden der berühmten Blechdose von Bradoni ist Bradonis Sohn zum Militär eingezogen worden.
    Jetzt ist er seit drei Monaten in Turin, und obwohl er ein einfacher Soldat ist, führt er ein glänzenderes Leben als ein General. Wollen Sie nicht hinfahren und ihn fragen, wo er das Geld dazu herbekommt? Oder wo er es gefunden hat?»
    Als Bradoni junior einige Tage später von ein paar gewieften Burschen in Turin vernommen wurde, sagte er, das Geld habe er in einem Ofen gefunden - auf dem Kornspeicher bei sich zu Hause.
    «Das Geld war für mich viel nützlicher als für meinen Vater», erklärte er zum Schluß. «Ich brauch’ so viele Sachen, weil ich jung bin. Mein Vater braucht nichts mehr.»
    «Und die Prügel, die deine Mutter deinetwegen hat einstecken müssen?» fragte der Chef der gewieften Burschen den jungen Mann.
    «Die Mütter müssen sich für das Wohl ihrer Kinder opfern», erwiderte das Jüngelchen achselzuckend. «Man lebt nur einmal!»
    Der Chef der gewieften Burschen wiegte den Kopf und sagte: «Mein Sohn, du hast recht: Man lebt nur einmal. Aber das heißt noch lang nicht, daß man das als Schuft tun muß.»
    Und damit verpaßte er ihm eine Ohrfeige jenseits aller Vorschrift. Aber eine so klare, so präzise, so vornehm massive Ohrfeige, daß sie es verdienen würde, unter der Bezeichnung «heilige Ohrfeige» in den Kalender aufgenommen zu werden.

Die Riesenschlange

    La Palanca, eine der sieben Fraktionen, die zu der von Peppone & Co. verwalteten Gemeinde gehörten, war genauso wie all die hundert anderen Weiler der Bassa.
    Die gleiche Luft, die gleichen Häuser, die gleichen Leute. Die gleichen Gehirne, die gleichen Ideen.
    Und doch: Wenn ein Fremder nach La Palanca gekommen wäre und irgendeinen Einheimischen gefragt hätte: «Ist das hier La Palanca?», wäre

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