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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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die Flinte.
    Ein alter Mann kam nach vorn.
    «Herr Bürgermeister», sagte er, «ich hoffe, Ihr seid nicht so verrückt und schießt!»
    «Was soll ich denn sonst tun? Der Bestie ein Ständchen bringen?» erwiderte Peppone.
    «Man darf nicht schießen», bekräftigte ein zweiter Alter.
    «Wenn man auf eine Schlange schießt, zerbersten die Flintenläufe.»
    «Redet doch keinen Unsinn!» brummte der Smilzo. «Was haben denn die Schlangen mit den Flinten zu tun? Gibt es da irgendeinen Zusammenhang?»
    «Und gibt es zwischen dem Mond und dem Wein einen Zusammenhang?» fragte ein dritter alter Mann.
    «Nein», antwortete der Smilzo. «Was soll das?»
    «Das soll sagen, daß man den Wein nur bei Vollmond und nach einem Mittwoch in die Flaschen abfüllen darf, sonst hält er sich nicht.»
    «Abergläubischer Quatsch aus dem finsteren Mittelalter», sagte Peppone höhnisch, der seinerseits nie bereit gewesen wäre, ohne den rechten Mondstand seinen Wein abzufüllen, und wenn man ihm eine Pistole in den Nacken gesetzt hätte.
    Peppone ließ das Flintenschloß einklicken und näherte sich dem Schutthaufen, doch ein Schrei nagelte ihn fest: «Giuseppe, mach keine Dummheiten! Man darf nicht auf Schlangen schießen!»
    Es war die Ehefrau, die im letzten Augenblick dazugekommen war, sich rasch einen Überblick über die Lage verschafft hatte und sofort die Leitung der Operation in die Hand nahm.
    «Du halt den Mund und geh nach Haus!» antwortete Peppone wütend. Aber man sah, daß er nicht mehr die Sicherheit von vorher hatte und zu schwitzen anfing.
    Die Sache mit den berstenden Flintenläufen war nur bis zu einem bestimmten Grad ein Märchen, denn vor zwanzig Jahren hatte sich ein gewisser Verola auf diese Weise zugrunde gerichtet, als er im Wald auf eine Schlange schoß.
    Inzwischen schien das Untier des Wartens müde und bewegte sich ein wenig. Peppone mußte um jeden Preis schießen. Während er die Flinte anlegte, hörte er Don Camillos Stimme:
    «Gib sie mir, Genosse! Ich glaube nicht an den Quatsch des finsteren Mittelalters. Außerdem hab’ ich weder Weib noch Kinder.»
    «Bevor ich Euch diese Befriedigung verschaffe, zerberste ich lieber!» antwortete Peppone.
    «Laß es sein!» redete Don Camillo ihm zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Aber Peppone schüttelte ihn ab. Mit einem Satz erreichte er eine etwas höhere Stelle und schoß eine Doppelladung auf die Schlange.
    Die Riesennatter fuhr hoch, doch Peppone, von der Verzweiflung gepackt, war nun nicht mehr zu halten: blitzschnell lud er die Flinte nach und schoß eine zweite Ladung ab. Dann eine dritte und eine vierte.
    «Es ist zu Ende», verkündete ihm Don Camillo. «Die Kugeln haben sie völlig zerfetzt. Herr Bürgermeister, Sie haben das Dorf gerettet!»
    Dann kletterte Don Camillo auf den Schutthaufen und beugte sich über die leblose Hülle der Schlange. Nachdem er sie gepackt und hochgehoben hatte, wandte er sich um und zog sie hinter sich drein.
    Von instinktivem Schrecken erfaßt, wich die Menge zurück. Doch als sie sah, daß es sich um den dicken, ölverschmierten Gummischlauch eines Tankwagens handelte, machte sie wieder einen Schritt nach vorn.
    Peppone war weiß geworden wie die Wand.
    «Wenn mir der Verbrecher in die Finger kommt, der sich diesen Scherz ausgedacht hat!» brüllte er.
    Aber es handelte sich um gar keinen Scherz. Die Wahrheit kam wenige Stunden später ans Tageslicht, als Giarini, der Fernfahrer, völlig naiv im Café erzählte, daß er den alten verschmierten Gummischlauch am Abend zuvor auf den Schutthaufen geworfen habe.
    Inzwischen war jedoch das Nichtwiedergutzumachende passiert, und man mußte sofort Gegenmaßnahmen ergreifen.
    Peppone ließ die drei Zeitungsreporter holen und hielt ihnen einen knappen und klaren Vortrag:
    «Wenn diese Geschichte in irgendeiner Zeitung erscheint, dann dreh’ ich euch den Hals um!»
    Das ganze Dorf war von selbst mobilisiert und brauchte keine Direktiven. Alle wußten, was sie zu tun hatten: den Mund halten und sich stellen, als sei nichts vorgefallen.
    Ob es sich dabei um Peppone oder um irgendeinen anderen handelte, spielte keine Rolle. Der gute Ruf des ganzen Dorfes stand auf dem Spiel. Wenn nicht alle Bürger ihre Pflicht erfüllten, würde daraus ein Schaden für die Allgemeinheit erwachsen. Denn wenn die Leute aus den Nachbardörfern von dem, was vorgefallen war, Wind bekämen, wären die Bewohner des Hauptortes ein für allemal als abgestempelt.
    Im

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